Spaßfußballer, der die Bundesliga prägte: Giovane Elber stand von 1997 bis 2003 für den FC Bayern auf dem Feld
Spaßfußballer, der die Bundesliga prägte: Giovane Elber stand von 1997 bis 2003 für den FC Bayern auf dem Feld

"Sie dürfen Dortmund nicht atmen lassen"

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München - Wer so oft dabei war wie Giovane Elber, lässt sich den Klassiker zwischen Bayern und Dortmund nicht entgehen. Wenn Fußballdeutschland am kommenden Samstag gebannt nach München blickt, fiebert der ehemalige Weltklassestürmer in seiner brasilianischen Heimat mit.

Der Brasilianer spielte elf Mal im Trikot der Bayern gegen Borussia Dortmund, schoss neun Tore in diesen Duellen. Im Interview mit bundesliga.de erzählt der 39-Jährige, in welch zünftigem Rahmen er das Spiel schauen wird, was Mario Gomez nicht so gut kann wie er und was er von Brenos Zukunft beim FC Bayern hält.

bundesliga.de: Herr Elber, wie und wo werden Sie das Spiel am Wochenende ansehen?

Giovane Elber: Bei mir zuhause auf der großen Leinwand. Die Freunde sind eingeladen, die Weißwürste bestellt. Senf habe ich aus München mitgebracht.

bundesliga.de: Klingt zünftig.

Elber: Ja, ja, Gott sei Dank habe hier in Brasilien jemanden gefunden, der Weißwürste produziert. Wir werden richtig genießen und ein schönes Spiel anschauen. Das passt genau: Weißwurst, Bier und Münchner Fans - was will man mehr.

bundesliga.de: Sie standen bei einigen legendären Begegnungen zwischen Bayern und Dortmund auf dem Rasen. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Spiele?

Elber: Damals waren das die stärksten Mannschaften der Bundesliga. Gegen Dortmund war es immer sehr schwer, sie haben immer eine starke Mannschaft gehabt. Wir haben nicht immer gewonnen, aber Spaß hatten wir trotzdem auf dem Platz.

bundesliga.de: Nach Spaß hat das nicht immer ausgesehen. Gerne ist es auch mal ruppiger zur Sache gegangen...

Elber: Das gehört gegen Dortmund dazu. Beide Seiten haben immer alles gegeben. Wichtig war, dass diese Dinge immer auf dem Platz geblieben sind.

bundesliga.de: Haben Sie da eine bestimmte Situation im Kopf?

Elber: Ich kann mich gut an eine Szene gegen Jens Lehmann erinnern. Damals habe ich ihn voll an Schulter und Kopf getroffen. Ich habe mit Rot gerechnet, eigentlich Dunkelrot - doch der Schiedsrichter hat mir nur Gelb gezeigt. Das war ein ganz schöner Crash! Aber natürlich keine Absicht.

bundesliga.de: Das war in der Saison 2002/03. In diesem Spiel war das nicht der einzige Aufreger.

Elber: In der zweiten Halbzeit ist dann Lehmann vom Platz geflogen und Dortmunds Mittelstürmer Jan Koller musste ins Tor. Am Ende haben wir noch knapp gewonnen.

bundesliga.de: Erwarten Sie in diesem Jahr eine ähnlich enge Begegnung?

Elber: Dortmund ist durch die Dreifachbelastung aus Liga, Champions League und Pokal nicht so gut drauf wie in der Vorsaison. Es hängt alles von der ersten Viertelstunde ab. Die Bayern müssen draufgehen und versuchen, das Spiel schon in der ersten Halbzeit zu entscheiden. Sie dürfen Dortmund nicht atmen lassen, dann gewinnen sie.

bundesliga.de: Ist die Meisterschaft entschieden, wenn der FC Bayern das Spiel gewinnt?

Elber: Entschieden nicht, aber es wäre ein großer Schritt in Richtung Titel. In solchen Spielen holt man sich Selbstvertrauen. Wobei: Selbstvertrauen hat der FC Bayern ja sowieso immer.

bundesliga.de: Einer hat es im Moment ganz bestimmt. Mario Gomez trifft derzeit nach Belieben. Wie beurteilen Sie seine Entwicklung?

Elber: Bereits in seinem ersten Jahr bei den Bayern habe ich gesagt, dass er auf jeden Fall dort bleiben muss. Es ist immer schwer, wenn man vom VfB zu den Bayern kommt. Er hat Zeit gebraucht, um Fuß zu fassen. Jetzt zeigt er, warum der FC Bayern so viele Millionen für ihn ausgegeben hat. In dieser Saison klappt alles bei ihm - egal was er macht. Diese Zeit muss er ausnutzen, denn es kommen auch wieder schwerere Zeiten.

bundesliga.de: Ist Gomez schon so gut wie ein Giovane Elber in seiner besten Zeit?

Elber: Wir sind verschiedene Typen. Ich war mehr ein Spieler für die Mannschaft, der Assists geben konnte und selbst Tore geschossen hat. Mario ist kein Egoist, aber er kann das nicht so gut. Er kommt zwar auch entgegen und versucht, Doppelpass zu spielen, hat aber nicht meine Beweglichkeit. Am Sechzehner ist er aber brandgefährlich.

bundesliga.de: Weniger gut lief es zuletzt für Ihren Landsmann Breno. Kann er in München nach all den Querelen noch einmal Fuß fassen?

Elber: Das glaube ich nicht. Er sollte lieber nach Südamerika zurückkommen und sich in Brasilien eine Mannschaft suchen, bei der er spielen kann. Was alles passiert ist, war sehr schwer für ihn. Es wäre besser, der FC Bayern würde ihn ein, zwei Jahre ausleihen.

Das Gespräch führte Andreas Messmer