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Shinji Okazaki ist seit 2011 in Deutschland und spielt seit Sommer 2013 für den 1. FSV Mainz 05
Shinji Okazaki ist seit 2011 in Deutschland und spielt seit Sommer 2013 für den 1. FSV Mainz 05

Shinji Okazaki: "Ich sehe mich nicht als Superstar"

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Mainz - Shinji Okazaki, 28, kommt zu spät zum Interviewtermin. Er hat aber eine gute Entschuldigung: Weil er die Fernbedienung für das Fernsehgerät vergessen hatte, fuhr der Stürmer vom 1. FSV Mainz 05 noch einmal schnell nach Hause, um den Kollegen in der Kabine die Übertragung des Endspiels der Asienmeisterschaft zu ermöglichen.

"Ich sehe mich noch mehr in der Pflicht"

Shinji Okazaki scheint so zu sein, wie ihn in Mainz alle beschreiben: bodenständig, bescheiden, hilfsbereit  - und natürlich erfolgreich. Während seine Mitspieler in der Kabine den Sieg ihres südkoreanischen Kollegen Joo-Ho Park bei der Asienmeisterschaft bestaunten, erzählte Shinji Okazaki im Interview mit bundesliga.de, warum ihm Rekorde egal sind, wie er mit dem Hype in der Heimat umgeht und warum er einen Fußballverein in Mainz gegründet hat.

bundesliga.de: Herr Okazaki, das Spiel am Sonntag in Mönchengladbach ist so etwas wie ein Spitzenspiel. Wie fällt ihr Zwischenfazit nach den ersten sechs Spieltagen aus?

Shinji Okazaki: Wir dürfen nicht vergessen, dass wir mit dem Ausscheiden in der Europa-League und im DFB-Pokal in die Saison gestartet sind. Wir haben ordentlich Kritik bekommen und danach noch mehr Gas im Training gegeben. Dass wir weiter hart arbeiten, hat zu diesem guten Start in der Liga beigetragen - und natürlich, dass wir kurz vor Transferschluss noch fünf neue Spieler hinzubekommen haben. Ich glaube, das sind die Gründe, warum wir immer noch ungeschlagen sind.

bundesliga.de: Für Sie persönlich läuft es hervorragend, Sie haben bislang fünf Tore in der Liga geschossen und mit nun 30 Toren insgesamt Yasuhiko Okudera als besten japanischen Torschützen der Bundesliga-Geschichte abgelöst. War das ein Ziel von Ihnen?

Okazaki: Nein, gar nicht.

bundesliga.de: Sondern?

Okazaki: Natürlich ist der Rekord auch schön, aber ich sehe mich in diesem Jahr in noch mehr Pflicht als im letzten, weil Nicolai Müller und Eric Choupo-Moting, die in der letzten Runde viele Tore gemacht haben, nicht mehr da sind. Ich bin hier kein Neuling mehr und der torgefährlichste Spieler in der Mannschaft. Ich denke, wir sind auch aus der Europa-League und im Pokal ausgeschieden, weil ich die Großchancen nicht verwerten konnte. Der Spielausgang hängt oft davon ab, ob ich Tore mache oder nicht. Und gerade weil ich so denke, bin ich jetzt bei Torchancen hochkonzentriert und konnte in dieser Saison in fünf Spielen fünf Tore erzielen.

bundesliga.de: Ist die Mannschaft von Ihnen abhängig? Zuletzt fehlten Sie verletzt und es fehlte die Torgefahr im Mainzer Spiel.

"Ich bin traurig, wenn ich kein Tor mache"

bundesliga.de: Sie sind auch ein sehr fleißiger erster Verteidiger. Wie halten Sie bei ihrem großen Einsatzwillen und ihrer großen Laufleistung die Konzentration im Abschluss hoch?

Okazaki: Ich habe mich mittlerweile an die Bundesliga und den Fußball von Mainz 05 gewöhnt und weiß, wie man bei der Defensivarbeit und im Spielaufbau Energie spart. Dafür gehe ich mit voller Konzentration die Situationen an, in denen ich eine Torchance rieche.

bundesliga.de: Mainz-Manager Christian Heidel sagte einmal, dass Sie immer tief enttäuscht seien, wenn Sie kein Tor gemacht hätten. Ist das noch immer so?

Okazaki: Ja, das stimmt, das war schon immer so, auch, als ich noch in Japan gespielt habe. Ich kann diese Enttäuschung aber dann schnell abhaken und nach vorne schauen. Nach den Spielen bin ich aber erstmal doch traurig, wenn ich nicht selbst ein Tor geschossen habe.

bundesliga.de: Hat sich Ihre Rolle nach dem Trainerwechsel von Thomas Tuchel zu Kasper Hjulmand verändert?

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"Ich will hier etwas hinterlassen"

bundesliga.de: Wie äußert sich das?

Okazaki: Auch nach der Niederlage im Pokal war er immer aufbauend. Er hat uns aufgefordert, dass wir schnell aufstehen müssen. Unter ihm ist jeder Einzelne ein bisschen mehr aufgefordert, selbst die Initiative zu ergreifen. Auch Ballbesitz ist wichtiger geworden. Wir mussten uns zuerst umstellen, aber jetzt haben wir es kapiert und sind auch deswegen hochmotiviert. Ich persönlich sehe dabei eine Chance, als Spieler noch reifer zu werden.

bundesliga.de: Mainz 05 erwägt nach der Saison eine Reise in Ihre Heimat zu unternehmen, um Sponsoren zu gewinnen. Sind Sie in dieses Projekt schon jetzt aktiv involviert?

Okazaki: Nicht wirklich, aber neulich eröffnete der Verein eine japanische Facebook-Seite. Mich freut es, dass sich Mainz im Moment Mühe gibt, mit meinem Heimatland Beziehungen aufzubauen. Das möchte ich natürlich mit voller Kraft unterstützen.

bundesliga.de: Sie haben in Mainz den Fußballverein FC Basara Mainz gegründet. Warum?

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bundesliga.de: Ist Ihr Engagement ein Signal, dass Sie Ihren Vertrag mit Mainz 05 verlängern wollen?

Okazaki: Die Gründung von Basara Mainz hat damit nichts zu tun, mein Vertrag läuft ja noch bis 2016. Mir gefällt diese Stadt sehr, ich will hier etwas hinterlassen.

Okazaki: Ja (lacht), das meiste schon. Ich versuche schon, das alles zu verfolgen.

bundesliga.de: Was machen Sie, wenn Sie nicht japanische Zeitungen lesen, trainieren oder spielen?

- © imago

"In Deutschland tickt die Uhr langsamer als in Japan"

Okazaki: Was mir in Deutschland am besten gefällt, ist, dass ich viel Zeit für meine Familie habe. In Japan hat man wegen der Arbeit wenig Zeit, die Uhr geht dort schneller. In Deutschland habe ich viel Ruhe. Ich spiele oft mit meinen Kindern, schaue bei Basara Mainz vorbei oder gehe mit Freunden ins Cafe. Hier tickt die Uhr langsamer, das genieße ich.

bundesliga.de: Mögen Sie auch Karaoke?

Okazaki: Ja, natürlich (lacht), das mögen alle Japaner, auch ich.

Okazaki: Es ist immer mein Traum, im Europacup zu spielen. Für die japanischen Spieler, die in Europa spielen, ist natürlich die Champions-League der größte Traum. Das Ziel möchte ich natürlich am liebsten mit Mainz 05 erreichen. Aber für uns gibt es in der Bundesliga kein leichtes Spiel und deswegen kann ich nur von Spiel zu Spiel denken.

Interview Tobias Schächter