Alle, alle kommen sie: Hannovers Manuel Schmiedebach (Nr. 8) wird von seinen Kollegen für sein lange überfälliges Premieren-Tor beglückwünscht (© Imago)
Alle, alle kommen sie: Hannovers Manuel Schmiedebach (Nr. 8) wird von seinen Kollegen für sein lange überfälliges Premieren-Tor beglückwünscht (© Imago)

Selbst Schmiedebach trifft: Hannovers starker Endspurt

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Nürnberg - Vielleicht zeigt sich der Charakter einer Mannschaft am ehesten in Situationen, in denen der Druck von außen geschwunden und Eigenmotivation gefragt ist. Bei Hannover 96 waren Spieler und Offizielle nach dem alles in allem ungefährdeten 2:0-Erfolg in Nürnberg jedenfalls voll des Lobes über ihre Mannschaft.

Derby-Schock endgültig überwunden

Die in grün gewandeten Niedersachsen hatten - zugegebenermaßen gegen einen stark verunsicherten Gegner - eine souveräne Leistung gezeigt und von Beginn an keinen Zweifel daran gelassen, dass sie die Saison konzentriert zu Ende spielen wollen.

"Wir sind mit der Leistung hochzufrieden", freute sich 96-Coach Tayfun Korkut. "Ich muss der Mannschaft heute ein Kompliment machen. Wir sind seit vier Spielen ungeschlagen, haben drei der letzten vier Spiele gewonnen." Der Nackenschlag von der Derby-Niederlage gegen Eintracht Braunschweig sei nun überstanden.

Begünstigt wurden die beiden Hannoveraner Treffer allerdings durch Schlampigkeiten in der Nürnberger Defensive. Vor dem 0:1 durch Szabolcs Huszti verlor Mike Frantz den Ball, das 0:2 durch Manuel Schmiedebach (53.) leitete Javier Pinola mit einem missglückten Einwurf ein, die Nürnberger Innenverteidigung war daraufhin völlig entblößt.

Kind lobt und fröstelt

In Gefahr, den Anschlusstreffer zu kassieren, geriet Keeper Ron-Robert Zieler nur zweimal: in der neunten Minute hielt er bravourös gegen Adam Hlousek, in der Schlussphase gegen Josip Drmic (89).

Umgekehrt hatte Hannover noch gute Möglichkeiten - die größte davon gab Leonardo Bittencourt (29.) - weshalb Martin Kind nicht zu Unrecht davon sprach, dass "der Sieg auch höher hätte ausfallen können, wenn wir etwas konzentrierter im Abschluss gewesen wären." Doch auch der 96-Präsident war hochzufrieden mit dem Nachmittag im Fränkischen, bei dem ihn nur die Temperaturen irritierten: "Ich musste mir erst mal eine warme Jacke anziehen. In Hannover war es warm und sonnig."

Premiere für Schmiedebach

Die klimatischen Begleitumstände dürften einem im Hannoveraner Dress hingegen gleichgültig gewesen sein: Manuel Schmiedebach. Der defensive Mittelfeldspieler zeigte eine prima Leistung und krönte sie mit seinem ersten Bundesligatreffer im 119. Bundesligaspiel.

"Da fehlen mir die Worte", scherzte Mannschaftskollege Zieler, "Ein einziges Tor in so vielen Spielen, das ist ausbaufähig. Aber im Ernst: Das freut mich riesig für ihn." So sah es auch Tayfun Korkut: "Für 'Schmiede' freue ich mich sehr. Zumal ich weiß, wie lange er auf diesen Treffer gewartet hat. Heute hat er es endlich gemacht und sich damit auch für die tolle Rückrunde belohnt."

Versöhnlicher Abschluss gegen Freiburg?

Die war zuletzt auch ganz nach dem Geschmack von Kind, der sich wie Manager Dirk Dufner im Winter noch große Sorgen um seinen Verein gemacht hatte. "Nach dem Tiefpunkt in Braunschweig freut es mich umso mehr, dass die vielen Gespräche gefruchtet haben und wieder eine Mannschaft zusammengewachsen ist."

Im letzten Saisonspiel, am kommenden Samstag vor heimischem Publikum gegen Dufners Ex-Verein Freiburg, soll nun endgültig ein versöhnliches Ende einer durchwachsenen Saison gefeiert werden. "Gegen Freiburg", sagte Kind, "Wollen wir jetzt natürlich auch gewinnen."

Aus Nürnberg berichtet Christoph Ruf