Lange Gesichter beim Hamburger SV: Ivo Ilicevic (l.), Dennis Diekmeier (M.) und David Jarolim sind nach der Schlappe gegen den VfB konsterniert
Lange Gesichter beim Hamburger SV: Ivo Ilicevic (l.), Dennis Diekmeier (M.) und David Jarolim sind nach der Schlappe gegen den VfB konsterniert

Schwer enttäuscht

xwhatsappmailcopy-link

Hamburg - Die Vorzeichen vor der Partie gegen den VfB Stuttgart wendeten sich noch kurz vor dem Anpfiff gegen den Hamburger SV. Nationalspieler Dennis Aogo verzog beim Aufwärmen plötzlich schmerzverzerrt das Gesicht - Muskelverhärtung in der Wade. Trainer Thorsten Fink musste seine Startelf kurzfristig umstellen. Ein optimaler Einstieg in ein Bundesliga-Spiel sieht anders aus.

Entscheidend dürfte diese Personalie für das der Hanseaten gegen die Schwaben vielleicht nicht gewesen sein, es war aber sinnbildlich für die Misere, die die Hamburger in dieser Saison Spieltag für Spieltag vor heimischer Kulisse erleben. Zuhause läuft fast nichts zusammen.

"Das war ein Rückschlag"

Dabei sollte laut Trainer Fink gegen den VfB die Wende zum Guten eingeläutet, die Imtech Arena wieder eine Festung werden. Die Realität sieht anders aus: Nur zwei Siege aus den ersten 13 Heimspielen gab es für den "Dino" in seiner 49-jährigen Bundesliga-Zugehörigkeit noch nie.

Die Analyse Finks fiel dementsprechend aus. "Wir haben nicht den kämpferischen Einsatz gezeigt, der uns auswärts zuletzt ausgezeichnet hat. Da fehlt uns die Konstanz. Deshalb stehen wir im Moment da, wo wir hingehören. Das Spiel war ein Rückschlag", erklärte er auf der Pressekonferenz nach dem Abpfiff.

Die Spieler waren sich der schwachen Vorstellung bewusst und sparten nicht mit Selbstkritik. "Wir haben einen ganz, ganz schlechten Tag erwischt. Aber selbst wenn das der Fall ist, müssen zumindest der Wille und die Leidenschaft zu erkennen sein. Beides war nicht der Fall. Wir haben alles vermissen lassen. Das ist nicht akzeptabel", meinte Heiko Westermann - seine Kollegen fanden ähnliche Worte.

Arnesen enttäuscht

Sportchef Frank Arnesen, sonst eher ein Vertreter interner Schelte, nahm sich die Profis ebenfalls zur Brust. "Das ist eine große Enttäuschung. Wir haben zu Beginn der Saison auch verloren, aber das war ein anderes Gefühl, weil wir eine junge, nicht eingespielte Mannschaft hatten."

Der Däne gab auch gleich die Gründe für seine Kritik an. "In der Bundesliga kannst du nicht 75 oder 80 Prozent geben. Das geht nicht, das war kein Fußball. Jeder muss in den Spiegel schauen und sich fragen, was er gegen Stuttgart gemacht hat", so Arnesen.

Stürmer Paolo Guerrero wird die letzte Aussage wohl besonders beherzigen. Der Peruaner leistete sich in der 55. Minute einen folgenschweren Aussetzer, indem er Stuttgarts Torwart Sven Ulreich an der gegnerischen Eckfahne böse umtrat. Nach dem Platzverweis muss Guerrero mit einer längeren Sperre rechnen.

Fink fordert Reaktion

Auf jeden Fall wird er schon einmal nicht beim nächsten Auswärtsspiel auf Schalke dabei sein. Das macht die Aufgabe bei den "Königsblauen" zwar nicht leichter, auf fremden Platz wussten die Hamburger in dieser Saison aber zu überzeugen.

Dort holten sie nämlich bislang 16 ihrer 27 Punkte, sind seit acht Spielen auswärts ungeschlagen. Das soll so bleiben, fordert Fink und nimmt seine Kicker in die Pflicht. "Die Mannschaft muss jetzt eine Reaktion zeigen!"

Aus Hamburg berichtet Michael Reis