Nicht zu fassen: "Wölfe"-Keeper Diego Benaglio wurde vom Aufsteiger Augsburg zwei Mal überwunden
Nicht zu fassen: "Wölfe"-Keeper Diego Benaglio wurde vom Aufsteiger Augsburg zwei Mal überwunden

Schneller Sprung von Dur zu Moll

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Augsburg - In Wolfsburg hat die Tonart wieder einmal rasend schnell gewechselt. Nur eine Woche nach dem glanzvollen 4:1-Heimsieg im Niedersachsenderby gegen Hannover 96, in dessen Folge allenthalben Lobeshymnen intoniert worden waren, ist der Sprung von Dur zu Moll erfolgt. Die passende Begleitmusik zum Auftritt bei der 0:2-Niederlage in Augsburg wäre jedenfalls ein Trauermarsch gewesen.

Hatte Felix Magath das Duell mit dem Nachbarn noch als "unsere beste Partie" bezeichnet, so musste der VfL-Trainer in "er Schwaben-Metropole wieder einmal eingestehen, "dass wir nicht genügend Spieler haben, die genügend Einsatz bringen in so einem Spiel".

Magath lobt nur seinen Ex-Schützling

Ganz anders der Klassenneuling: Beim FCA wurde kollektiv geackert und gerackert. Auch Ex-"Wolf" Daniel Baier, der feine Techniker, entpuppte sich als vollwertiges Mitglied der Arbeiterfraktion - was Magath nicht entgangen war. "Mensch, Baier - du kannst ja richtig gut kämpfen", lobte der 58-Jährige hinterher seinen früheren Schützling.

Baiers bester Kumpel ist nach wie vor Marcel Schäfer. Seite an Seite hatten beide - insbesondere beim Zweitligisten 1860 München - schon häufig gespielt, gegeneinander am Samstag zum ersten Mal. Und auch wenn es sicher kein Freundschaftsdienst war: Mit seinem falschen Einwurf nach gut einer Stunde verhalf der VfL-Verteidiger dem Augsburger Mittelfeldspieler zu einer Torbeteiligung.

Baiers anschließender und korrekter Einwurf landete über die Zwischenstation Sascha Mölders bei Daniel Brinkmann, der aus spitzem Winkel zum 1:0 traf - unhaltbar für Diego Benaglio (65.).

"Die Mannschaft zeigt zwei Gesichter"

Wolfsburgs Keeper, an beiden Toren schuldlos und der einzige Gästespieler, der sich in Normalform präsentierte, gab später zu Protokoll: "Die Mannschaft zeigt zwei Gesichter". Eine richtige Einschätzung. Die Leistungen, die vor eigenem und vor fremdem Publikum abgeliefert werden, stehen im krassen Missverhältnis. Die gewaltige Diskrepanz spiegelt sich auch in den Bilanzen: Zu Hause wurden immerhin zwölf, auswärts dagegen nur vier Zähler geholt. Macht summa summarum 16 - zu wenig, um sich in Sicherheit wiegen zu können.

Deshalb empfahl Schäfer, vorsichtshalber einen Blick aufs Tableau zu werfen: "Man muss nur unsere Punktzahl lesen". Bis zur Winterpause stehen noch drei Spiele auf dem Programm. Dass nur eines davon in der Fremde (Bremen), die beiden anderen dagegen in vertrauter Umgebung (Mainz, Stuttgart) über die Bühne gehen, nährt die Hoffnung auf eine einigermaßen ruhige Zeit zwischen den Jahren.

Trotzdem hat es den Anschein, dass - sobald das Transferfenster wieder offen ist - dem Kader frisches Blut zugeführt werden soll. Andererseits: Gutes liegt auch in Wolfsburg nah. Gegen den FC Augsburg gab Maximilian Arnold sein Bundesligadebüt - ein erst 17-Jähriger, der wenige Minuten vor dem bitteren Ende für den Japaner Makoto Hasebe auf den Platz kam. Den Wechsel der Tonart, den Sprung von Dur zu Moll, konnte auch er nicht verhindern. Doch das zu erwarten, wäre wohl entschieden zu viel verlangt gewesen.


Aus Augsburg berichtete Reinhart Kruse