Chinedu Obasi blüht bei Schalke derzeit auf. Der Nigerianer machte gegen Hertha BSC das 1:0
Chinedu Obasi blüht bei Schalke derzeit auf. Der Nigerianer machte gegen Hertha BSC das 1:0

Schalkes Jugendstil gefällt

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Gelsenkirchen – Schalkes "junge Wilde" haben durch den achten Rückrunden-Sieg Borussia Dortmund vorübergehend von Platz zwei verdrängt und erheben ernste Ansprüche auf die "Nummer eins im Pott". Beim souveränen 2:0-Sieg gegen Hertha BSC trotzten die Königsblauen mal wieder ihren großen Personalsorgen.

Keller: "Das spiegelt Charakter der Jungs wider"

"Ich glaube, ich wiederhole mich derzeit Woche für Woche. Ich bin heute wieder begeistert davon, was die Jungs abgeliefert haben", sagte Trainer Jens Keller nach der Partie, in der er auf die verletzten Benedikt Höwedes, Felipe Santana, Kyriakos Papadopoulos, Christian Fuchs, Atsuto Uchida, Jan Kirchhoff, Marco Höger, Christian Clemens, Jefferson Farfan, Dennis Aogo sowie den gesperrten Kevin-Prince Boateng verzichten musste.

"Es ist Wahnsinn, wie viele Spieler wir ersetzen müssen. Da könnte man glatt eine zweite Elf draus machen. Umso höher ist es einzuordnen, wie gut wir spielen. Alle Spieler, die reinkommen, hauen sich voll rein und passen sich dem Niveau an. Man muss den Jungs ein großes Kompliment machen“, stimmte Julian Draxler zu.

Für Innenverteidiger Kaan Ayhan, dessen Einsatz zunächst auf der Kippe stand, hatte der Trainer sogar ein Sonderlob parat. "Er hatte vor dem Spiel Probleme, aber er wollte unbedingt spielen und hat wieder eine starke Leistung gebracht. Das spiegelt den Charakter der Jungs wider."

"Ich habe beschlossen, dass ich die Jungs nicht im Stich lassen kann und habe auf die Zähne gebissen", ergänzte Ayhan, dem sein erstes Bundesligator bei einem Freistoß an den Innenpfosten nur um Zentimeter verwehrt geblieben war.

Sieben Eigengewächse bei den "Knappen"

Mit sieben Eigengewächsen und fünf Spielern unter 21 Jahren setzten sich die Knappen souverän gegen ihren "Lieblingsgegner" durch. Gegen die "alte Dame" war es der sechste Heimsieg in Serie ohne Gegentor - eine solche Serie gibt es in der Ligahistorie erst zum dritten Mal.  

Wegbereiter dafür waren Chinedu Obasi (ein Tor, eine Torvorlage) mit seiner besten Leistung im Schalker Trikot und Torjäger Klaas-Jan Huntelaar, der mit einem Blitz-Tor 29 Sekunden nach Wiederanpfiff die Weichen auf Sieg stellte. Für den "Hunter" war es bereits der elfte Treffer in seinem erst 13. Saisonspiel.  

Außergewöhnlicher Teamgeist

Klammert man die beiden Niederlagen gegen Madrid in der Champions League und die derbe Pleite bei den Bayern aus, spielt Schalke eine beeindruckende Rückrunde. Die letzten neun Heimspiele brachten 25 von 27 möglichen Punkten und spätestens seit der Winterpause präsentiert sich die Mannschaft wie verwandelt. Der außergewöhnliche Teamgeist scheint der Schlüssel zum Erfolg zu sein.

"Wir sind eine eingeschworene Truppe. Das macht es auch für die jungen Spieler leichter sich einzufinden", erklärte Kaan Ayhan stellvertretend für die vielen Youngster, die gegen Hertha zum Kader gehörten.  "Es ist sehr beeindruckend, wie das Team trotz der vielen Ausfälle funktioniert. Unglaublich, auf der Bank saßen fast nur Amateur- und A-Jugend-Spieler", so Keller, der im Vorfeld der Partie befürchtet hatte, bei weiteren Ausfällen bald sogar "bei der U17 und U16 schauen" zu müssen.  

Tönnies stolz auf die Mannschaft

Auf den Nachwuchs ist derzeit absolut Verlass. Vereins-Boss Clemens Tönnies zeigt sich über die Entwicklung erfreut. "Ich bin sehr stolz auf die junge Mannschaft. Wir haben uns in einer sehr prekären Situation entschieden, uns intensiv um den Nachwuchs zu kümmern. Das zahlt sich nun aus." Obwohl die Qualifikation zur Champions League zum Greifen nah ist, mahnt er noch zur Zurückhaltung. "Ich bin nie pessimistisch, aber das nächste Spiel in Bremen ist wichtig." In der Vergangenheit habe man häufig auch gegen vermeintlich leichte Gegner nicht gewonnen. "Das darf uns nicht passieren."

Trainer Keller, der sich nach den vielen Spielen der vergangenen Tage auf eine normale Woche zum Durchschnaufen freut, sieht sein Team auf einem guten Weg. "Ich bin sehr optimistisch, dass wir die Saison mit dieser tollen Truppe sehr gut beenden werden". Im besten Fall ist sogar die Vizemeisterschaft drin. Damit wäre Schalke auch in jedem Fall die Nummer eins im Pott.

Aus Gelsenkirchen berichtet Markus Hoffmann