Schalkes Trainer Huub Stevens muss gehen - obwohl die "Knappen" ihre CL-Gruppe gewonnen haben
Schalkes Trainer Huub Stevens muss gehen - obwohl die "Knappen" ihre CL-Gruppe gewonnen haben

Schalkes "Jahrhunderttrainer" muss gehen - Remis im Gipfeltreffen

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München - Während Bayern München sich auch nach der vorzeitigen Herbstmeisterschaft keine Blöße gibt und die Verfolger auf Distanz hält, reagieren 1899 Hoffenheim und Schalke 04 auf ihre sportlichen Talfahrten mit einem Trainerwechsel, zunächst ohne Erfolg. Dafür überstehen alle sieben deutschen Vertreter international die Gruppenphase.

Freiburg und Mainz überraschen

Die Bayern setzten auch im Dezember ihren Weg in allen drei Wettbewerben erfolgreich fort. In der Bundesliga waren sie der Konkurrenz dermaßen weit enteilt, dass sie es sich erlauben konnten, sich in ihren letzten beiden Heimspielen gegen Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach jeweils mit einem 1:1-Unentschieden zu begnügen.



Damit verpasste der seit Wochen feststehende Herbstmeister zwar die Einstellung des eigenen Hinrunden-Rekordes, aber der interessierte eh niemanden. Die Bayern fuhren konstant ihre Punkte ein, während die Verfolger aus Leverkusen () und Dortmund () beide am 16. Spieltag patzten.

Alles spricht dafür, dass die Bayern am Saisonende ihre 23. Deutsche Meisterschaft feiern können. Einen Strich durch die Rechnung könnte höchstens noch außergewöhnliches Verletzungspech machen, wie es dem bedauernswerten Holger Badstuber widerfuhr, der sich im Hit gegen Dortmund einen Kreuzbandriss zuzog. Oder vielleicht das schwere Rückrundenprogramm, das den Bayern noch Auswärtsspiele bei allen drei Hauptkonkurrenten - Leverkusen, Dortmund und Frankfurt - beschert.

Hinter den Münchener kabbeln sich die genannten Rivalen um die Champions-League-Plätze. Nach den Top 4 folgen mit vier Punkten Abstand die Überraschungsteams aus Freiburg und Mainz. Die Breisgauer spielten eine phänomenale Hinrunde, ach was ein sensationelles Jahr 2012. Vor zwölf Monaten noch abgeschlagen Tabellenletzter hat der Sportclub unter seinem Trainer Christian Streich 53 Punkte geholt.

Trainerentlassungen in Hoffenheim und Schalke



Und der sympathische Coach hält auch einen Bestwert, auf den er aber ganz sicher am liebsten verzichten würde. Nach dem abschließender Freiburger 3:1-Erfolg auf Schalke entließen die "Knappen" nämlich ihren "Jahrhunderttrainer" Huub Stevens. Damit brachte Streich unfreiwillig nach Robin Dutt und Felix Magath nun bereits den dritten gegnerischen Trainer um den Job.

Auf Schalke lief seit Wochen nicht mehr viel zusammen. In der Bundesliga rutschten die "Königsblauen" nach sechs sieglosen Spielen von Platz 2 auf Position 7 ab. Die beiden 1:3-Pleiten in Stuttgart und gegen Freiburg bedeuteten das Aus für Stevens, trotz einer tollen Gruppenphase in der Champions League und dem Derbysieg in Dortmund. Nachfolger des Niederländers wurde der vormalige Schalker U17-Trainer Jens Keller, der zum Einstieg im Pokalachtelfinale dem 1. FSV Mainz 05 mit 1:2 unterlag.

Neben Stevens erwischte es in Hoffenheim Markus Babbel. Nach Europa sollte es eigentlich gehen, doch daraus wurde nichts. Nach vier Niederlagen hintereinander und nur zwölf Punkten aus 15 Spielen stand die TSG nach der 1:4-Heimniederlage gegen Werder Bremen nur auf Platz 16. Babbel wurde entlassen. Frank Kramer coachte die Kraichgauer danach interimsweise, blieb aber in Hamburg und gegen Dortmund ebenfalls ohne Punkt. Im neuen Jahr übernimmt nun Marco Kurzdas Kommando. Hoffenheim befindet sich in höchster Abstiegsgefahr und kann sich glücklich schätzen, dass mit dem FC Augsburg und der SpVgg Greuther Fürth sogar gleich zwei Teams mit jeweils nur neun Punkten noch schlechter sind.

Im Mittelfeld geht es eng zu wie selten



Abgesehen von den vier Topclubs und den drei abgeschlagenen Teams geht es in der Bundesliga so eng zu wie selten zuvor. Hannover 96 brachte am 15. Spieltag das Kunststück fertig, nach der 1:2-Niederlage in Mainz von Platz 6 auf Rang 12 durchgereicht zu werden. Nach der Hinrunde trennen den Fünften Freiburg vom 15. Wolfsburg nur sieben Punkte.

In der 2. Bundesliga sicherte sich Eintracht Braunschweig vor Hertha BSC die Herbstmeisterschaft. Beide blieben auch zum Rückrundenstart erfolgreich. Die Berliner haben bereits zehn Punkte Vorsprung auf den Dritten Kaiserslautern. In Dresden musste Trainer Ralf Loose gehen, ihm folgt Peter Pacult als neuer Coach.

Im DFB-Pokal gab es im Achtelfinale einige Ergebnisse, die nicht unbedingt zu erwarten gewesen wären. Leverkusen flog in Wolfsburg (1:2) raus, Schalke daheim gegen Mainz (1:2). Fortuna Düsseldorf scheiterte beim Drittligisten Kickers Offenbach (0:2), der damit bereits den dritten klassenhöheren Club aus dem Wettbewerb warf. Ihrer Favoritenrolle gerecht wurden Bayern München (2:0 in Augsburg) und Borussia Dortmund (5:1 gegen Hannover nach einer Gala des dreifachen Torschützen Mario Götze). Die beiden Giganten treffen nun im Februar im Viertelfinale in München aufeinander.

Auch der VfB zieht in die Zwischenrunde ein



International setzte die Bundesliga ein weiteres Ausrufezeichen. Alle sieben deutschen Teilnehmer qualifizierten sich für die K.-o.-Runden. In der Champions League konnten nach Borussia Dortmund auch der FC Bayern und Schalke 04 ihre Gruppen gewinnen. Und in der Europa League schaffte auch das letzte verbliebene Sorgenkind, der VfB Stuttgart, die Qualifikation. Allerdings blamierten sich die Schwaben beim 0:1 gegen Molde und waren auf Schützenhilfe angewiesen.

Einen neuen Weltrekord stellte Lionel Messi auf. Er pulverisierte den 40 Jahre alten Bestwert an Pflichtspieltoren in einem Kalenderjahr von Gerd Müller, der bei 85 Treffern lag. Gegen Betis Sevilla gelangen dem Star des FC Barcelona die Tore 85 und 86. Zwei weitere folgten dann noch gegen Atletico Madrid. Damit stand Messi vor dem letzten Meisterschaftsspiel des Jahres 2012 schon bei 88 Toren.

Einige Skepsis rief schließlich die Entscheidung der UEFA hervor, die EM 2020 anlässlich ihres 60-jährigen Bestehens nicht in einem, sondern gleich in 13 Ländern auszurichten.

Das Spiel des Monats Dezember:



Mit Spannung war das Gipfeltreffen erwartet worden. Allerdings fehlte angesichts des Dortmunder 11-Punkte-Rückstandes ein wenig die aktuelle sportliche Brisanz. Doch nach fünf Niederlagen gegen den BVB in Folge in Meisterschaft und Pokalendspiel wollten die Bayern unbedingt mal wieder den Konkurrenten bezwingen.

Nach einer mittelprächtigen 1. Halbzeit nahm die Partie nach dem Seitenwechsel richtig Fahrt auf. Dortmund hatte die ersten Chancen, dann traf Toni Kroos nach schöner Einzelleistung mit einem trockenen Linksschuss nach 67 Minuten. Doch die Freude währte nicht lange. Nach einer Ecke knallte sieben Minuten später der völlig blank stehende Mario Götze den Ball zum Ausgleich in die Maschen.

In der Schlussphase hatten die Bayern mehrfach die Chance zum Siegtreffer, doch mit einigen Weltklasseparaden hielt BVB-Keeper Roman Weidenfeller den Meister im Spiel. Am Ende stand es 1:1, ein Ergebnis, mit dem Bayern besser leben konnten als die Westfalen.

Tobias Gonscherowski


Das Jahr 2012 im Überblick