Joel Matip (l.) und Julian Draxler sind ratlos: ein über weiter Strecken gutes Spiel verloren die Schalke mit 0:3 in Nürnberg
Joel Matip (l.) und Julian Draxler sind ratlos: ein über weiter Strecken gutes Spiel verloren die Schalke mit 0:3 in Nürnberg

Schalke scheitert an sich selbst: "Chancen für drei Spiele"

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Nürnberg - Jens Keller und Michael Wiesinger haben einige Gemeinsamkeiten. Beide sind etwa gleich alt, haben eine langjährige Karriere als Bundesligaspieler hinter sich - und beide sind mehr oder weniger unverhofft zu ihren Trainerposten gekommen. Der eine, weil Nürnbergs langjähriger Trainer Dieter Hecking über Weihnachten zum VfL Wolfsburg wechselte, der andere, weil Manager Horst Heldt einen Nachfolger für Huub Stevens suchte.

Draxler: "Chancen fahrlässig liegengelassen"

Nach dem überraschenden von Wiesingers spielerisch klar unterlegenen Nürnbergern zog auch Keller eine Parallele zu dem Kollegen, der da rechts neben ihm auf dem Podium saß: "Michi hatte hier auch keine leichte Zeit, jetzt wird es bei mir wieder unangenehmer".



Vielleicht kommt es aber auch ganz anders, schließlich konnte auch im Schalker Lager nach dem Schlusspfiff keiner so recht sagen, welchen Anteil der bedauernswerte Keller denn genau an der Niederlage haben könnte. Jeder der 46.050 Zuschauer hatte schließlich gesehen, dass da eine gut besetzte, gar nicht einmal unengagiert spielende Bundesligamannschaft gegen ein Team verloren hatte, das sich nach Kräften wehrte, die Spielkontrolle aber vollends dem Gast überließ.

"Die Niederlage ist sehr bitter", ärgerte sich Julian Draxler. "Wir haben in der ersten Halbzeit gut angefangen und uns sehr gute Torchancen erspielt, die wir leider nicht genutzt haben." Der Youngster, der eine starke Partie zeigte, aber selbst drei gute Möglichkeiten ausließ (13./25./40), zeigte sich selbstkritisch. Er wusste nur zu gut, dass auch er selbst einige male dem Spiel eine Wendung hätte geben können. "Die Chancen wurden heute einfach fahrlässig liegengelassen. Leider ist es uns nicht gelungen, den Aufwärtstrend aus den vergangenen Bundesliga-Spielen zu bestätigen."

Draxler, Farfan und Obasi scheitern



Doch wenn bei einer Mannschaft die "einfach die Galligkeit fehlt" (Manager Heldt), siegt eben auch einmal der Konkurrent, der "in der ersten Halbzeit gar nicht richtig am Spiel teilgenommen hat." (Keller). Zumindest, wenn die andere ihre Möglichkeiten vergibt. Neben Draxler hatten schließlich auch Jefferson Farfan, Chinedu Obasi und Benedikt Höwedes Chancen für drei Spiele, scheiterten aber entweder am Pfosten, an FCN-Keeper Raphael Schäfer oder an der eigenen Unkonzentriertheit.

"Was die Namen und die Spieler angeht, sind wir die bessere Mannschaft", sagte Jermaine Jones, "es ist unfassbar, dass wir ein solches Spiel verloren haben." Das fand auch Kapitän Höwedes: "Allein im ersten Durchgang haben wir vier hundertprozentige Chancen nicht genutzt. Wir haben drei wichtige Punkte liegen lassen und müssen jetzt zusehen, dass wir in den nächsten Spielen wieder unsere Punkte sammeln und weiterhin oben dran bleiben."

Gala steckt in den Knochen



Die Länderspielpause dürfte den Gelsenkirchenern guttun, die beiden Spiele in der Champions League gegen Galatasaray Istanbul steckten den Königsblauen schließlich allzu offensichtlich noch in den Knochen. "So war es schwer, Vollgas zu geben", betonte Keller, der das aber nicht als Ausrede verstanden wissen wollte.

Aus Nürnberg berichtet Christoph Ruf