Klaas-Jan Huntelaar (r.) ist mit 14 Toren momentan Schalkes bester Torschütze
Klaas-Jan Huntelaar (r.) ist mit 14 Toren momentan Schalkes bester Torschütze

Schalke lauert im Windschatten

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München - Beim FC Schalke 04 läuft es derzeit rund. Mit dem 2:1-Sieg in Berlin festigten die "Knappen" ihren Platz in der Spitzengruppe. Vorschnelle Träume von großen Erfolgen sind jedoch tabu. S04 liegt nach dem 16. Spieltag punktgleich mit dem Revier-Rivalen Dortmund (nur schlechteres Torverhältnis) drei Punkte hinter dem Tabellenführer Bayern München auf dem 3. Platz.

Vor der Saison prognostizierten viele Experten in Sachen Meisterschaft einen Zweikampf zwischen FCB und BVB. Der lachende Dritte könnte Schalke sein, das sich unter Trainer Huub Stevens klammheimlich an das Spitzenduo heranschlich und nun auf Ausrutscher der Konkurrenz lauert - wenn auch nicht offiziell.

"Werde sie nicht aufhalten"

"Wir werden am Ende der Saison ganz sicher nicht da oben stehen. Dafür fehlt uns die Qualität", bremste Stevens nach dem Sieg bei der Hertha die Euphorie, auch wenn er schmunzelnd anfügte: "Wenn die Jungens doch dahin stürmen, werde ich sie nicht aufhalten."

Horst Heldt wies auf die spielerischen Mängel hin, die sich erneut offenbarten. "Man hat gesehen, dass wir über die ganze Zeit alles geben müssen, um am Ende etwas Zählbares mitzunehmen." Der Sportdirektor schätze die Lage ähnlich nüchtern ein wie der Coach: "Wir sind auf einem guten Weg, aber es ist noch ein langer Weg."

Ein wenig mutiger äußerten sich indes die Spieler nach dem vierten Auswärtssieg in dieser Spielzeit. "Wir sind oben dabei. Da wollen wir bleiben", sagte Torjäger Klaas-Jan Huntelaar. Der "Maskenmann" hatte mit seinem 14. Saisontreffer die Führung erzielt und liegt in der Torschützenliste hinter Mario Gomez nur knapp auf Platz 2.

Heldt lobt Arbeit des Trainers

Dass es aktuell so gut läuft, liegt auch an Stevens. "Es war sicher keine einfache Situation, den Verein zu übernehmen. Ich glaube er hat das sehr gut hingekriegt", lobte Heldt den Niederländer im SPORT1-Doppelpass. Stevens sei sehr diszipliniert und es passe momentan alles zusammen. Was die Ambitionen in Sachen Meisterschaft betrifft, stapelte der Manager tief: "Wir sehen uns nicht als Jäger von irgendwem. Wir schauen auf uns und nicht auf andere Mannschaften."

Die Gründe des Erfolgs liegen auf der Hand: Neben Huntelaar überzeugte zuletzt auch Teemu Pukki , der den verletzten Jefferson Farfan hervorragend vertritt. Der 21-Jährige schoss in Berlin sein drittes Saisontor im siebten Einsatz.

Neuer Impuls für die Defensivarbeit

Stevens ist seit jeher ein Verfechter des Kollektivs und vor allem der stabilen Defensive. Und so setzte der 58-Jährige seit seiner Rückkehr auf Schalke dort erneut den Hebel an. Nur zwölf Gegentore in 14 Partien sprechen für ihn und seine taktischen Überlegungen.

Besonders die Hereinnahme von Jermaine Jones auf der Sechserposition erwies sich als kluger Schachzug. Jones' Kämpfermentalität übertrug sich auf das Team. Das Spiel der Gelsenkirchener stabilisierte sich und hatte eine bessere Ordnung. Der US-Amerikaner gewann 55,4 Prozent seiner Zweikämpfe, und seine körperbetonte Spielweise kann manchen Gegner schon mal einschüchtern.

Schalke im Aufwind

Stevens' Bilanz kann sich absolut sehen lassen, seitdem er die Mannschaft am 27. September vom zurückgetretenen Ralf Rangnick übernahm. In 14 Pflichtspielen haben die "Knappen" zehn Siege eingefahren. In der Bundesliga hat Schalke nur gegen Kaiserslautern und in Dortmund verloren. Als der Niederländer das Team vor dem 8. Spieltag übernahm, stand es auf dem 5. Platz mit sechs Punkten Rückstand auf den Tabellenersten FC Bayern München.

Jetzt sind sie Dritter und der Rückstand auf den Rekordmeister ist auf drei Punkte geschmolzen. Stevens und Schalke - das scheint einfach zu passen. Unter ihm feierte Schalke 1997 den größten Triumph der Vereinsgeschichte mit dem Gewinn des UEFA-Cups. Dazu kamen noch zwei DFB-Pokalsiege (2001 und 2002).

Und vielleicht krönt er sein Schaffen bei den "Knappen" ja am Ende doch noch mit dem so lange ersehnten Gewinn der Deutschen Meisterschaft - wenn auch gegen seine Überzeugung, denn Stevens sagte darauf angesprochen nur: "Die Tabelle lügt nicht. Aber es ist nur eine Momentaufnahme."