Leverkusens Sidney Sam (M.) zeigte sich gegen Lippstadt in bestechender Form - zwei Tore, zwei Vorlagen - und scheint für den Bundesliga-Auftakt gegen den SC Freiburg gesetzt zu sein
Leverkusens Sidney Sam (M.) zeigte sich gegen Lippstadt in bestechender Form - zwei Tore, zwei Vorlagen - und scheint für den Bundesliga-Auftakt gegen den SC Freiburg gesetzt zu sein

"SamSon" stark: Dribbler-Duo in Frühform

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Lippstadt - Die wenigen schreibenden Journalisten kamen im kleinen 3.500 Zuschauer fassenden "Stadion am Waldschlösschen" in Lippstadt in einen nicht alltäglichen Genuss. Sie durften bei Bayer Leverkusens lockerem 6:1-Pokalerfolg auf einem mit zwölf Klappstühlen bestückten Podest direkt hinter der Trainerbank Platz nehmen und das erste Bayer-Pflichtspiel der Saison nur ein paar Schritte von der Seitenlinie entfernt hautnah erleben.

"Gutes Gefühl für Bundesliga-Start"

Eine ideale Position auch, um jede Regung und Anweisung von Leverkusens Teamchef Sami Hyypiä mitzubekommen. "Tempo halten!, Geh mit dem Ball!, Seitenwechsel!, Zweiter Pass!" - ununterbrochen gibt der vermeintlich kühle Finne lautstarke Anweisungen, ist ständig im Dialog mit seinen Spielern und, wenn nötig, auch mit dem vierten Offiziellen. "Konzentration bitte!", gibt er dem Mann an der Linie nach einer vermeintlichen Fehlentscheidung mit auf den Weg.



Gleiches verlangt er im ersten Pflichtspiel der Saison und letzten Härtetest vor dem Bundesligastart auch von seiner Mannschaft - und zwar über 90 Minuten, trotz hoher Führung. "Wichtig war, dass wir das Tempo über die gesamte Spielzeit hochgehalten haben, um uns nicht irgendwie durchzumogeln, sondern uns souverän durchzusetzen. Das gibt uns ein gutes Gefühl für das Spiel gegen Freiburg", sagte Mittelfeldmann Lars Bender, der die Werkself mit 1:0 in Führung gebracht hatte, im Gespräch mit bundesliga.de.

Gegen den Regionalligisten durfte auf der linke Seite Jens Hegeler von Beginn an ran. Neuzugang Heung-Min Son blieb zunächst auf der Bank. Auf der rechten Bahn dürfte sich Sidney Sam mit einer überragenden Leistung - zwei Tore, zwei Vorlagen - einen Platz in der Startelf gesichert haben.

Sam: "Will Verantwortung übernehmen"



"Ich bin fit und fühle mich gut. Ich habe mir vorgenommen, Verantwortung zu übernehmen", sagte der 25-Jährige deutsche Nationalspieler. "Wir haben auf den Außenpositionen viele ausgezeichnete Spieler. Jeder gibt sein Bestes und jeder muss Gas geben und am Ende entscheidet der Trainer wer spielt." Seinen Stammplatz zunächst verloren habe dürfte Gonzalo Castro, der wie Sam ebenfalls die rechte Außenposition beansprucht. Gut möglich aber, dass Allrounder "Gonzo", wie gegen Lippstadt nach seiner Einwechslung für Simon Rolfes, auch im zentralen Mittelfeld zu Zuge kommt.

Nicht nur Sam, sondern auch der Koreaner Son, der zur zweiten Hälfte die linke Seite besetzte, brachte mit seinen trickreichen Dribblings und gefährlichen Torabschlüssen enormen Schwung ins Spiel. Der Nachfolger von Andre Schürrle dürfte für den Saisonstart gesetzt sein, ebenso wie freilich Torschützenkönig Stefan Kießling, der auch gegen Lippstadt zwei Mal einnetzte.

Während sich die neuen Verteidiger Giulio Donati (ersetzt Daniel Carvajal) und Emir Spahic (verdrängt womöglich Philipp Wollscheid) in der Viererkette bereits bewährt haben, werden Abwehrmann Roberto Hilbert und Stürmer Robbie Kruse wohl zunächst nicht über die Rolle der Ergänzungsspieler hinaus kommen. Auch der vom FC Bayern geholte Mittelfeldmann Emre Can wird um einen Platz im Team kämpfen müssen.

Trotz Umbruch schon gut eingespielt



Goalgetter Kießling sieht die Neuzugänge dennoch bereits gut integriert. "Wir haben uns schon gut aneinander gewöhnt. Von daher denke ich, dass wir die Leistung aus der vergangenen Saison bestätigen können. Man muss allerdings bei so vielen Neuen bedenken, dass die Mannschaft etwas Zeit brauchen könnte, bis alles so läuft, wie wir uns das vorstellen", so der Torjäger.

Trotz des personellen Umbruchs präsentiert sich Bayer bereits als eingespieltes und offensivstarkes Team, das an die Erfolge der Vorsaison anknüpfen möchte. "Wir verstehen uns alle sehr gut auf dem Platz und auch charakterlich ist die Mannschaft sehr gut aufgestellt", sagte Keeper Bernd Leno: "Der Kader ist in der Breite besser geworden. Das ist wichtig, um auf drei Hochzeiten zu tanzen und zu bestehen. Unser Anspruch ist es überall so weit wie möglich zu kommen und in der Bundesliga wieder vorne mitzuspielen."

Sofern niemand ausfällt, kann Sami Hyypiä vor seinem ersten Spiel als allein verantwortlicher Trainer personell aus dem Vollen schöpfen. "Ein Torwart und zehn Feldspieler werden spielen", soweit legt er sich bereits humorvoll fest. Am Samstag wird es gegen den Europa-League Teilnehmer SC Freiburg in der BayArena ernst. Auch für die Journalisten ist es dann mit der Sportplatzromantik vorbei.

Markus Hoffmann