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Tayfun Korkut (r., hier mit Leonardo Bittencourt) löste Mirko Slomka auf der Trainerbank ab
Tayfun Korkut (r., hier mit Leonardo Bittencourt) löste Mirko Slomka auf der Trainerbank ab

Hannover verfehlt sein Ziel

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Hannover - Das Saisonziel war klar formuliert. Hannover 96 wollte dorthin zurück, wo der Club in den Spielzeiten 2010/11 und 2011/12 war: auf die europäische Bühne.

Auswärtsschwäche hat Bestand

Mit den Defensiv-Akteuren Marcelo und Salif Sane, Mittelfeldspieler Edgar Prib sowie dem Dortmunder Offensiv-Talent Leonardo Bittencourt glaubten die Niedersachsen, die nötigen Verstärkungen in allen Mannschaftsteilen gefunden zu haben. Dazu kam Hamburgs Top-Stürmer der Vor-Saison Artjom Rudnevs, der als Leihgabe Top-Scorer Mohammed Abdellaoue ersetzen sollte. 

Der Start in die Saison ließ die Verantwortlichen optimistisch in die Zukunft blicken. Mit den Heimsiegen gegen Wolfsburg (2:0) und Schalke 04 (2:1) ließen zwei Konkurrenten im Kampf um internationale Plätze ihre Punkte an der Leine. Und als in den folgenden Spielen in der HDI Arena auch Mainz 05 (4:1) und Augsburg (2:1) Federn lassen mussten, wies die Statistik Hannover als stärkste Heimmannschaft des Kalenderjahres 2013 aus - noch vor Titelverteidiger Bayern München.

Doch in der Fremde blieben die Hannoveraner wie in der Vergangenheit gern gesehene Gäste. 17 und 15 lauteten die Platzierungen in der Auswärtstabelle 2012 und 2013. Nach der 1:2-Niederlage in Freiburg am letzten Spieltag vor der Winterpause sahen sich die Verantwortlichen gezwungen zu handeln.

Es war saisonübergreifend das neunte Auswärtsspiel ohne Punktgewinn und das letzte für Mirko Slomka nach vier erfolgreichen Jahren in denen er seinen Heimatverein vor dem Abstieg rettete und in die Europa League führte. Nach Sportdirektor Jörg Schmadtke, der Ende April durch Dirk Dufner ersetzt worden war, musste mit Slomka auch der zweite Partner der 96er Erfolgsgeschichte gehen.

Bundesliga-Neuling Korkut beendet Durststrecke

Tayfun Korkut übernahm. Und der Bundesliga-Neuling, den Dufner aus seinem Posten als Co-Trainer der türkischen Nationalmannschaft losgeeist hatte, begann seine Arbeit mit einem Paukenschlag. Im ersten Pflichtspiel unter Führung des 40-Jährigen beendeten die Roten ihre Durstrecke und feierten mit einem 3:1 in Wolfsburg den ersten Auswärtserfolg nach acht Monaten.

Korkut hatte das unter Slomka praktizierte schnelle Umschaltspiel "nur in Nuancen" verändert und legte mehr Wert auf Ballkontrolle und -besitz. Zumindest auf fremden Plätzen mit Erfolg. Weitere Punkte wurden aus Augsburg (1:1), und Berlin (3:0) mit in die niedersächsische Landeshauptstadt gebracht (alle Saisonergebnisse von Hannover). Dafür lief es vor eigenem Publikum plötzlich nicht mehr. Gegen Bayern München (0:4), Leverkusen (1:1), Dortmund (0:3) und Bremen (1:2) konnten die 96er in vier Heimspielen gerade mal einen Punkt holen - so eine negative Heimbilanz hatte es seit der Saison 2009/10 nicht gegeben.

Großen Anteil an diesem Negativlauf hatte ein schon beinahe unglaubliches Verletzungspech im Angriff. Die Mittelstürmer Didier Ya Konan (fehlte 18 Spiele), Mame Diouf (15), Rudnevs (11) und Artur Sobiech (22) fielen monatelang verletzungsbedingt aus und Korkut konnte phasenweise keinen echten Mittelstürmer aufbieten. Damit waren die Roten einer ihrer stärksten Waffen beraubt: der Lufthoheit im gegnerischen Strafraum.

Präsident Kind lobt Team und Trainer

Nach nur neun Spielen unter Korkut schien bei den Niedersachsen ein erneuter Trainerwechsel nicht mehr ausgeschlossen. Es folgte die bittere 0:3-Niederlage ausgerechnet beim Erzrivalen und Tabellenletzten Eintracht Braunschweig. Hannover stürzte ab auf Rang 13 und lag nach nur fünf Punkten aus acht Spielen mit 29 Punkten nur noch zwei Zähler vor dem Nord-Rivalen Hamburger SV auf Relegationsplatz 16.

Präsident Martin Kind und Dufner entschieden sich, dem Trainer den Rücken zu stärken. "Eine Entscheidung, die sich als richtig herausgestellt hat", freute sich Kind als er nach dem 3:2 über Freiburg zum Saisonende Bilanz zog: "Der Sieg gegen den Hamburger SV war der Turnaround. In den letzten fünf Spielen hat die Mannschaft 13 von 15 möglichen Punkten errungen - damit hat sie Charakterstärke bewiesen und ihre Motivation und Leistungsstärke gezeigt. Deshalb möchte ich einen Dank an das Team aussprechen. Es hat tolle Spiele abgeliefert, und der Trainer hat wirklich gute Arbeit geleistet."

Korkut: "Daraus müssen wir lernen"

Direkt nach der Pleite in Braunschweig hat "die Mannschaft Charakter gezeigt", hatte Korkut schon nach dem 2:1 über eben jenen Hamburger SV beobachtet, der mit einem Sieg an den 96ern hätte vorbeiziehen können. "Immer wenn wir scheinbar sicher schienen, haben wir nachgelassen. Das darf man in dieser ausgeglichenen Liga nicht. Daraus müssen wir lernen."

Und als lernfähig hat sich die Mannschaft gezeigt: "Die Niederlage gegen Braunschweig kam vielleicht zum richtigen Zeitpunkt. Das war der Knackpunkt", sagte Leon Andreasen, als er gegenüber bundesliga.de die Saison analysierte.

Cherundolo-Abschied nach über 14 Jahren

Mit weiteren Ausswärtssiegen in Frankfurt (3:2) und Nürnberg (2:0) sowie einem Remis (0:0) gegen den VfB Stuttgart und dem 3:2 über den SC Freiburg war nicht nur der Klassenerhalt endgültig gesichert, sondern wurde auch ein versöhnliches Saisonende gefeiert.

Dem emotionalen Abschied von Kapitän Steven Cherundolo stand nichts mehr im Wege. Nach 413 Pflichtspielen für die Roten sagte der 35-Jährige goodbye. Das erneute Ziel Europa League muss Hannover 96 in der kommenden Saison ohne den Kapitän angehen - erstmals seit 14 Jahren gehört er nicht mehr zum Team.

Jürgen Blöhs