Der Hamburger SV durfte sich nach dem Sieg gegen Mönchengladbach von den Fans feiern lassen
Der Hamburger SV durfte sich nach dem Sieg gegen Mönchengladbach von den Fans feiern lassen

"Rothosen" im Höhenflug

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Hamburg - Gut Ding will Weile haben. Nach diesem Sprichwort dürfte Hamburgs Trainer Thorsten Fink noch im August seiner Arbeit nachgegangen sein. Zwar durfte er nach einem desolaten Saisonstart noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlagen, es waren letztlich aber wohl Beharrlichkeit und Überzeugung, mit denen Fink den HSV still und heimlich auf den 6. Tabellenplatz gehievt hat - und der berechtigt zur Teilnahme an der Europa League.

"Wir haben eine gute Aggressivität gezeigt

Mit Europapokal muss man dem 45-Jährigen aber dennoch nicht kommen. "Wir nehmen dieses Wort nicht in den Mund. Unser Ziel ist es, nächste Woche in Hannover wieder voll da zu sein. Und dann schauen wir am Ende der Saison mal, was dabei raus kommt", erklärte Fink nach dem 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach, dem dritten Sieg im fünften Rückrundenspiel.



Am 21. Spieltag wurde Borussia Dortmund im Signal Iduna Park gar mit 4:1 vorgeführt. Schon in der Hinrunde gewann der HSV mit 3:2 gegen den Deutschen Meister. Aber was macht die "Rothosen" derzeit so stark?

War es in der Hinrunde noch alleine Torwart Rene Adler zu verdanken, dass glückliche Siege eingefahren wurden, so steht die Hamburger Defensive um Kapitän Heiko Westermann im Kollektiv jetzt wesentlich kompakter und kauft dem Gegner so oft den Schneid ab.

"Wir haben in den Zweikämpfen eine gute Aggressivität gezeigt und waren kämpferisch voll da. Wir wollten das Spiel gewinnen und das war zu sehen", meinte Fink nach der Partie gegen Mönchengladbach. Das Ergebnis: Erstmals in 2013 blieb sein Team ohne Gegentor.

Das "Magische Dreieck" ist Teil des Kollektivs



Dass der "Dino", der seit bestehen der Bundesliga in der höchsten deutschen Spielklasse dabei ist, trotz zuvor vieler Gegentreffer den Anschluss an die oberen Plätze nicht verloren hat, ist aber auch - oder vor allem - ein Verdienst des "Magischen Dreiecks".

An 25 der 27 HSV-Treffer in dieser Saison waren Spielmacher Rafael van der Vaart (zwei Tore, fünf Assists) sowie die Stürmer Heung-Min Son (neun Tore, ein Assist) und Artjoms Rudnevs (zehn Tore, vier Assists) beteiligt. Gegen Gladbach vollendete van der Vaart nach Zuspiel von Rudnevs mit einem traumhaften Distanzschuss.

"Ob ich treffe oder Rafa oder ein anderer Spieler, das ist völlig egal. Die Hauptsache ist, dass wir diese Spiele gewinnen", wollte Rudnevs im bundesliga.de-Interview von einem Sonderlob aber nichts wissen.

"Training, Training und noch einmal Training"



Vielmehr sei es dem Engagement jedes einzelnen Spielers "geschuldet", dass die Hamburger sich in dieser Saison kontinuierlich gesteigert haben. "Ich kann dazu nur sagen, dass der Erfolg auf harter Arbeit basiert - Training, Training und noch einmal Training", so Rudnevs.

Der Lohn für den HSV sind 34 Punkte. Acht mehr, als zum gleichen Zeitpunkt in der vergangenen Saison. Und am nächsten Spieltag kann im Duell gegen einen direkten Kontrahenten im Kampf um einen Europa-League-Platz nachgelegt werden.

Bei Hannover 96 stehen die Chancen auch nicht schlecht. Zumindest, wenn die Hamburger ihre starken Leistungsschwankungen in den Griff bekommen. Denn zu oft gab es mitten im Aufschwung Rückschläge durch schwache Auftritte, wie zuletzt beim 0:2 vor heimischem Publikum gegen Eintracht Frankfurt.

Es kommen noch Sechs-Punkte-Spiele



"Das wird ein heißes Spiel, ein richtiges Derby. Es wird sehr schwer, aber wir fahren jetzt mit viel Selbstvertrauen dahin. Die Mannschaft hat jetzt gezeigt, dass sie in solchen Spielen in der Lage ist, zu zeigen, was sie drauf hat", blickt Sportchef Frank Arnesen voraus.

Auch beim Dänen wird die Diskussion um den Europapokal nicht gerne gehört, im Hinterkopf hat er das internationale Geschäft aber schon: "Wir wollen erstmal 48 Punkte auf dem Konto haben. Dann schauen wir weiter. Aber wir wissen auch, dass wir Konkurrenten wie Mainz und Freiburg noch hier bei uns empfangen. Das sind dann Sechs-Punkte-Spiele."

Sollte sich der Hamburger SV weiterhin mit großen Schritten in die richtige Richtung entwickeln, kommt der Einzug auf die große, europäische Fußball-Bühne vielleicht schon ein Jahr früher als geplant.

Aus Hamburg berichtet Michael Reis