Freud und Leid: Während bei Bayer Leverkusen um Stefan Kießling (l.) nach dem Pokal-Aus Katerstimmung angesagt ist, freut sich der 1. FC Kaiserslautern im Hintergrund über den Sprung ins Halbfinale
Freud und Leid: Während bei Bayer Leverkusen um Stefan Kießling (l.) nach dem Pokal-Aus Katerstimmung angesagt ist, freut sich der 1. FC Kaiserslautern im Hintergrund über den Sprung ins Halbfinale

Rote Teufel lassen Werkself abblitzen

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Leverkusen - Seit 1993 wartet Bayer Leverkusen auf einen bedeutenden Titelgewinn. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Werkself auch in diesem Jahr wieder leer ausgeht. Denn die Chance auf den Gewinn des DFB-Pokals ist nach der überraschenden Heimniederlage gegen den 1. FC Kaiserslautern dahin. Nach einer enttäuschenden Vorstellung verloren die Rheinländer mit 0:1 nach Verlängerung. Ruben Jenssen schoss den FCK sechs Minuten vor dem Abpfiff ins Glück.

Hyypiäs Rotation geht nach hinten los

Nach der Pleite gingen die Gastgeber hart mit sich ins Gericht. Schönreden wollte niemand die nach Kapitän Simon Rolfes "mit Abstand schlechteste Leistung der ganzen Saison". Die Erschütterung war allen anzusehen. Leichtfertig hat Bayer wieder einmal eine große Gelegenheit vertan, gegen das unliebsame Image anzukämpfen, wonach die Mannschaft in den bedeutenden Spielen stets zu versagen pflegt.

Gegen Kaiserslautern versagte die Mannschaft allerdings kollektiv. "Wir haben von der 1. Minute an überhaupt nicht ins Spiel gefunden“, hatte Rolfes richtig erkannt. "Wir waren nicht da, wir waren nicht in den Zweikämpfen präsent. Wir haben überhaupt kein Gegenpressing gemacht. Wir standen viel zu weit auseinander. Es war im ganzen Spiel keine Dynamik. Von spielerischen Elementen brauchen wir gar nicht erst zu sprechen. So kann man nicht gewinnen.“

Auch die beiden zuletzt in der Bundesliga eingefahrenen Siege gegen den VfB Stuttgart und bei Borussia Mönchengladbach gaben der neu formierten Mannschaft keine Sicherheit. Trainer Sami Hyypiä hatte seine Elf auf vier Positionen verändert und Stefan Kießling, Gonzalo Castro, Emir Spahic und Roberto Hilbert eine Pause gegönnt. Eine fatale Entscheidung, denn wieder einmal zeigte sich, dass Bayers zweiter Anzug nicht passt.

Neben der Aufstellung stimmte aber vor allem auch die Einstellung nicht. "Ich habe keine Erklärung dafür. Die Spieler können es viel besser, als sie es heute gezeigt haben", ärgerte sich Hyypiä. "Meine Enttäuschung ist groß. Wir hätten auch kein Tor geschossen, wenn wir fünf oder sechs Stunden gespielt hätten. Wir haben darüber gesprochen, dass wir nach Berlin wollen. Aber das habe ich heute nicht gesehen."

"Bitterer" Abend für Bayer

Ähnlich äußerte sich Leverkusens Geschäftsführer Michael Schade, der Bayer "eine sehr schlechte Leistung" attestierte und von einem "miserablen Spiel" sprach. Sportchef Rudi Völler nannte die Vorstellung "bitter" und fügte hinzu: "Vom Finale reden, reicht nicht. Man muss auch etwas dafür tun. Wir müssen in jedem Spiel immer alles abrufen. Wenn wir nur ein paar Prozentpunkte weniger machen, gewinnen wir unsere Spiele nicht. Wir müssen jetzt schnellstens die Kurve kriegen."

Mit "harter Arbeit auf dem Trainingsplatz" will Hyypiä die Werkskicker vor dem Topspiel gegen Schalke 04 am Samstagabend wieder zurück in die Erfolgsspur bringen. Sein Pendant auf Kaiserslauterer Seite, Kosta Runjaic, muss dagegen aufpassen, dass seine Spieler nach dem hochverdienten Sieg in der BayArena nicht abheben. Schließlich gilt der 2. Bundesliga und dem avisierten Aufstieg nach wie vor die höchste Priorität.

FCK wird für seinen Mut belohnt

An einer Leistung wie in Leverkusen kann sich der FCK für einen Tag berauschen. Dann gilt alle Konzentration der Auswärtspartie bei Erzgebirge Aue am nächsten Montag. Beim Champions-League-Achtelfinalisten riefen die Roten Teufel alles ab, was sie drauf haben. 15:12-Torschüsse standen zu Buche, 8:3-Ecken. Die Pfälzer versteckten sich nicht und verdienten sich den Halbfinaleinzug mit einer couragierten Performance. Selbst der verschossene Elfmeter von Mo Idrissou in der 98. Minute brachte den FCK nicht aus dem Konzept.

Am Montag erwartet die Pfälzer allerdings eine völlig andere Partie. "Das Spiel in Leverkusen war einfacher als das in Aue, weil wir nichts zu verlieren hatten. Das wird in Aue anders sein", prophezeite Enis Alushi. "Wir werden in Aue die gleiche Einstellung brauchen wie in Leverkusen, um dort zu bestehen", meinte auch Runjaic. "Wir haben noch 14 schwere Spiele vor uns. Es muss viel passen, damit wir am Ende unser Ziel erreichen." In Leverkusen zeigte der FCK, welch großes Potenzial in der Truppe steckt. An dieser Leistung wird die Mannschaft künftig gemessen.

Aus Leverkusen berichtet Tobias Gonscherowski