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Roger Schmidts System: Variabel zum Erfolg

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Leverkusen/Köln - Fünf Pflichtspiele, fünf Siege, 19 Tore geschossen, Tabellenführung in der Bundesliga. Es läuft momentan richtig gut bei Bayer 04 Leverkusen. Die Mannschaft spielt einen begeisternden Fußball, die Konkurrenz und die Fachwelt staunt. Hinter dem Erfolg steckt System. Das System des neuen Trainers Roger Schmidt.

"Wir wollen attraktiven Fußball spielen"

Der neue Mann an der Seitenlinie hat Wort gehalten. Eindrucksvoll. Vor der Saison hatte er angekündigt, wie seine Art Fußball aussehen soll. "Wir wollen dem Gegner ein Spiel aufzwingen, das er nicht möchte", hat Schmidt ausgeführt. "Es geht darum, aktiver auf dem Platz zu sein." Statt wie in der Vorsaison abzuwarten und einen kontrollierten, von hinten aufbauenden Kurzpass-Fußball zu pflegen, steht in dieser Saison die mannschaftlich geschlossen vorgetragene frühzeitige Attacke auf dem Spielplan.

"Frühes Stören, frühes Pressen, den Gegner zu Fehlern zwingen", beschreibt Rudi Völler den Fußball Marke Schmidt. "Richtung Tor geht die Post ab. Manchmal ist das riskant. Es wird auch mal Spiele geben, in denen das in die Hose geht. Aber wir wollen die ganze Saison über attraktiven Fußball spielen und genügend Punkte einfahren."

So neu ist Ansatz von Roger Schmidt nicht, schon Jürgen Klopp ließ Borussia Dortmund in den letzten Jahren ganz ähnlich agieren. Jetzt drückt auch die Werkself dem Spiel ihren Stempel auf und sorgt für beste Unterhaltung. Auf dem Platz, aber auch abseits davon, denn die Spieler machen sich inzwischen ihren Spaß darauf, auf die aufgeregten Fragen der Journalisten möglichst geheimnisvoll zu antworten.

Früh attackieren und Fehler erzeugen

"Wir glauben an unser System und wissen, was wir zu tun haben. Wir wissen, dass wenn wir unser System zu 100 Prozent umsetzen, wir erfolgreich sind", sagt Karim Bellarabi mit ernster Miene, während die Berichterstatter dankbar nicken. "Wir attackieren sehr früh und wollen beim Gegner Fehler erzeugen. Das System ist ein Grundbaustein", geht Simon Rolfes etwas mehr ins Detail und gibt dabei wichtige Betriebsgeheimnisse preis.

Der Erfolg der Werkself in den ersten Spielen ist auf jeden Fall höchst bemerkenswert. Die Bundesliga feiert Roger Schmidt als wäre er ein neuer Taktik-Guru. Das kommt immer wieder einmal vor, wenn neue Trainer eine vermeintlich revolutionär neue Fußballidee vorstellen. So war es zunächst auch beim "Konzeptfußball" von Uwe Rapolder, der damit nach Anfangserfolgen beim 1. FC Köln grandios scheitern sollte. So war es beim "Matchplan" von Thomas Tuchel, der mit Mainz vier Jahre lang das Establishment der Bundesliga erfolgreich aufmischte.

Calhanoglus Standards sind eine Waffe

Nun also geht Roger Schmidt in Leverkusen seinen Weg. In Österreich gewann er in der abgelaufenen Saison das Double. Bei Bayer 04 findet er eine qualitativ sehr hochwertige, spielintelligente Mannschaft vor, die seine Vorgaben in Rekordzeit umsetzt. Das System scheint zu passen. Und wenn es einmal klemmt wie in der ersten Spielhälfte gegen Hertha BSC, dann verfügt Leverkusen über eine weitere Waffe: die gefährlichen Standards von Hakan Calhanoglu.

Gegen Kopenhagen traf er per Freistoß direkt, gegen Hertha servierte er nach einem ruhenden Ball Emir Spahic die Kugel maßgeschneidert auf den Kopf. Auch bei den Standards haben sich die Rheinländer einige Varianten einfallen lassen, die beim Verwirrung stiften und zum Erfolg führen.

Reichen aber auch System und Standards nicht aus, einen defensiven Gegner wie die Berliner zu knacken, scheut Leverkusen auch nicht davor zurück, es mit simplen Mitteln aus der Fußball-Mottenkiste zu probieren. "In der ersten Halbzeit hat der Gegner kaum am Spiel teilgenommen, wir wollten hintenrum spielen, aber das ist nicht unser Spiel", erkannte Stefan Kießling. "Das haben wir in der zweiten Halbzeit viel besser gemacht und – auch wenn es nicht schön war – mit langen Bällen gearbeitet und um den zweiten Ball gekämpft. So sind wir zu Torchancen gekommen." Und so wurde der Sieg dann eingetütet.

Aus Leverkusen berichtet Tobias Gonscherowski