Nach dem letzten Spiel im Gladbacher Trikot wurde Marco Reus von den mitgereisten Fans und der Mannschaft gefeiert
Nach dem letzten Spiel im Gladbacher Trikot wurde Marco Reus von den mitgereisten Fans und der Mannschaft gefeiert

Reus mit letzter "Fohlen"-Gala

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Mainz - Marco Reus konnte es kaum glauben: Schon wieder sei ein Jahr vorbei, sagte der Offensivspieler von Borussia Mönchengladbach fast ungläubig. Im Leben eines Menschen geht es ja zumindest altersmäßig immer nur vorwärts, damit muss man lernen, fertig zu werden, je älter man wird.

Hauptdarsteller mit zwei Toren und einem Assist

Am Samstagabend aber schien dem erst 22 Jahre jungen Fußballprofi Marco Reus der Lauf der Dinge fast unheimlich rasant vorzukommen, er sagte: "Die Relegationsspiele gegen Bochum sind erst ein Jahr her, das ist unglaublich."

Es stimmt ja auch: Die Wandlung dieser Mannschaft vom sportlichen Überlebenskämpfer aus dem Tabellenkeller zum ästhetischen Hingucker der Liga innerhalb von zwölf Monaten ist vielleicht die erstaunlichste Geschichte dieser Saison.



Beim in Mainz am Samstag zeigten die Gladbacher noch einmal in einem 90 Minuten kurzen Zeitraffer, warum und wie sie diese außergewöhnliche Leistung vollbracht hatten: Es war eine Gala des schnellen Direktspiels in die Spitze.

Marco Reus hat dabei eine Hauptrolle gespielt, die ersten zwei Tore geschossen und den dritten Treffer von Igor de Camargo mit einem einzigartigen Außenrist-Pass aus dem Fußgelenk vorbereitet. Alleine dieses unerwartete Zuspiel über nur fünf Meter zeigt die außergewöhnlichen Fähigkeiten dieses Spielers.

Unaufhaltsam schnell und leidenschaftlich



Marco Reus wirkt wie ein Spieler ohne Grenzen, zumindest sind diese noch nicht abzusehen. Auch Nationaltrainer Joachim Löw wird am Samstag auf der Mainzer Tribüne zufrieden zur Kenntnis genommen haben, dass Reus mittlerweile vor dem Tor nicht nur die kalte Entschlossenheit eines etatmäßigen Torjägers an den Tag legt (18 Saisontreffer) und nicht nur mit dem Ball am Fuß leichtfüßig und unaufhaltsam schnell den Weg nach vorne sucht.

Reus weiß inzwischen auch, wann er das Tempo aus den Aktionen nehmen muss, um einen neuen Weg in der Spielentwicklung zu finden. Dank seiner feinen Technik und seines sicheren Passspiels gelingt ihm das mit erhabener Leichtigkeit. Und er ist einer, der leidenschaftlich gerne kickt und das mit anderen zusammen. In Gladbach werden sie ohne ihn weiter machen müssen. Der in Dortmund geborene Offensivspieler wechselt zur neuen Saison zum BVB, dem Deutschen Meister.

"Es ist ein Traum, so einen Abschied zu haben"



Drei Jahre spielte Reus am Niederrhein, er sagt: "Ich bin froh, diese Jungs kennengelernt zu haben. Wir hatten immer einen guten Teamgeist, die erfolgreiche Relegation gegen Bochum hat uns noch mehr zusammengeschweißt. Ich bin schon ein bisschen traurig, dass es vorbei ist." Doch Marco Reus hat es genauso wie Roman Neustädter (zu Schalke) und Dante (zum FC Bayern) geschafft, zum Abschied von den Fans gefeiert zu werden. Neustädter sagte: "Es ist ein Traum, so einen Abschied zu haben." Mit Marco Reus prostete er am Abend vor dem Spiel im Hotelzimmer auf ihre erfolgreiche Zeit in Gladbach an.

Nach dem Spiel dann wurden nacheinander Reus, Neustädter und Dante von den Fans in der Kurve gefeiert, der Einzug in den Europapokal nach 16 Jahren Abstinenz macht den Abschied aus Gladbach versöhnlich. Diese drei Spieler nehmen neue Herausforderungen an, Borussia Mönchengladbach aber steht vor der Herausforderung, diese drei Protagonisten zu ersetzen.

Gladbacher Zukunft hat begonnen



In Mainz aber hat man gesehen, dass zum Beispiel ein junger Profi wie Tolga Cigerci das Talent besitzt, um vielleicht Roman Neustädter zu ersetzen.

Der Mann aber, den alle den Vater des Erfolges nennen, heißt Lucien Favre, ist Trainer und sagt: "Ich habe keine Angst, junge Spieler wie Ring, Korb oder Tolga zu bringen, es war gut zu sehen, dass sie Fußball spielen können."

Der Schweizer lobte die "super Saison" von Reus und der ganzen Mannschaft, die Konstanz seiner Auswahl, "gegen die es immer schwer für den Gegner war zu spielen" (24 Gegentore, nur Bayern hat noch weniger) und dass 60 Punkte nach der letzten Saison einfach "nicht normal" seien. Über die neue Saison wollte Favre noch nicht reden.

Tobias Schächter