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Er grätscht, er fightet, er rennt: Marco Reus (u.) ist beim BVB angekommen
Er grätscht, er fightet, er rennt: Marco Reus (u.) ist beim BVB angekommen

Reus kann auch anders

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Dortmund - Gerade einmal einen Spieltag ist die neue Saison alt, doch für die Dortmunder hat sie mit dem bereits zwei wichtige Erkenntnisse gebracht: Der Meister hat eine Bank, die Spiele gewinnen kann. Und Marco Reus kann nicht nur offensiv glänzen und Tore schießen - er kann sie auf der anderen Seite auch verhindern.

Reus erstickt die Defensiv-Diskussion

Trainer Jürgen Klopp war unzufrieden. Erst schimpfte er, gestikulierte. Dann beorderte er seinen prominenten Neuzugang Reus an die Seitenlinie und redete intensiv auf ihn ein. Eine Einweisung in Sachen Defensiv-Verhalten für Dortmunds Offensiven mitten im Spiel.



Das war vor zwei Wochen im Supercup gegen die Bayern. Danach kam die Frage auf, ob dieser im Angriff so geniale Spieler wohl auch die richtige Lust auf Defensive mitbringt, die den BVB seit zwei Jahren so stark macht.

Die Antwort hat Reus zum Liga-Auftakt gegen Werder selbst gegeben. Stolze 11,8 Kilometer spulte er ab - Arbeit gegen den Ball bedeutet beim BVB auch viel Laufarbeit. Und dann gab es ja noch jene 33. Minute, als Reus entschlossen 70 Meter quer über den Platz sprintete, um Bremens Aaron Hunt kurz vor dem Dortmunder Strafraum den Ball wegzugrätschen.

Die Defensivdiskussion ist damit erstickt, bevor sie richtig aufkommen konnte. Und Reus, der seinem eigentlichen Job mit seinem ersten Bundesligator für den BVB auch gleich nachkam, zuckte nur mit den Schultern. "Es ist ja bekannt, dass in Dortmund alles mit Laufen zu tun hat. Das wusste ich vorher und ich mache es gerne."

"Solche Jungs auf der Bank, das ist recht lässig"



Die Arbeitseinstellung stimmt bei Reus ebenso wie bei seinen Mitspielern. Und auch die Moral des Meisters ist intakt. Den Gegentreffer der Bremer eine Viertelstunde vor dem Abpfiff konterte die Borussia mit dem Siegtreffer von Mario Götze nur sechs Minuten später.

Dass der 20-jährige Nationalspieler das entscheidende Tor erzielte, war kein Zufall. Erst Moritz Leitner, dann Ivan Perisic und eben Götze brachte Jürgen Klopp in der Schlussphase von der Bank, wo Julian Schieber eine weitere Offensivoption gewesen wäre. Der Trainer selbst konnte sich dann auch ein breites Grinsen nicht verkneifen: "Solche Jungs auf der Bank zu haben, ist schon recht lässig. Da kommt noch einmal richtig Dampf rein."

Klopp sieht Luft nach oben



Viel war im Vorfeld über die qualitativ gut besetzte Reserve der Borussia gesprochen worden, jetzt folgte der Beweis: Die BVB-Bank kann in dieser Saison Spiele gewinnen. Jürgen Klopp kann auf individuelle Klasse zurückgreifen, die dem Spiel seiner Mannschaft neue Impulse gibt.

Auf der anderen Seite verhehlt der Coach aber auch nicht, dass es in den nächsten Wochen und Spielen noch einigen Optimierungsbedarf gibt. "Ich war mit einigen Dingen zufrieden, aber mit einigen auch noch nicht. Wir haben 14 Wochen kein richtiges Pflichtspiel gehabt, das merkt man", stellte Klopp klar.

Neben gelungenen Offensivaktionen hatte Klopp gegen Werder auch Probleme in der Defensive mit ansehen müssen - wie auch schon in großen Teilen der Vorbereitung. Borussia gewann nur ungewohnte 51 Prozent der Zweikämpfe. Zudem funktioniert das Spiel gegen den Ball, vom BVB in den letzten Jahren zunehmend perfektioniert, noch nicht so optimal wie gewohnt. "Wir haben zwar noch zu viel zugelassen, aber uns im Vergleich zu den letzten Spielen auch schon deutlich gesteigert und wesentlich kompakter gestanden", verteilte Sebastian Kehl Kritik und Lob zugleich.

Keine Gala - "vielleicht besser so"



Für den Kapitän der Borussia, der gegen Werder die meisten Zweikämpfe siegreich bestritt (79 Prozent) und mit 12,1 Kilometern die weitesten Wege zurücklegte, zählten am Ende vor allem die drei Punkte, "weil uns dieser Sieg bestimmt Selbstvertrauen geben wird für die nächsten Wochen". Jedem sei klar gewesen, dass die Mannschaft noch nicht bei 100 Prozent angekommen ist. "Aber wir haben versucht, das Maximum herauszuholen. Und das hat uns drei Punkte gebracht."

Auch vor einem Jahr war der BVB mit drei Zählern in seine Meistersaison gestartet, damals gegen den HSV aber mit einer wahren Fußball-Gala. Was folgte, waren magere vier Punkte aus den nächsten fünf Spielen. "Letztes Jahr haben wir einen Riesenstart hingelegt und waren danach wirklich schwach", erinnert sich Mats Hummels. "Vielleicht ist es in dieser Saison besser so. Jetzt wissen wir, dass wir noch arbeiten müssen."

Aus Dortmund berichtet Dietmar Nolte