Takashi Usami wechselte im Sommer vom FC Bayern in den Kraichgau
Takashi Usami wechselte im Sommer vom FC Bayern in den Kraichgau

Potenzial noch nicht ausgeschöpft

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Sinsheim - Marco Kurz spricht Fehler direkt an, auch in diesem Training. "Takashi, schneller Umschalten", ruft der Trainer der TSG 1899 Hoffenheim.

"...dann schaffen wir den Klassenerhalt"

Takashi Usami nickt. Umschalten: Dieses Wort ist längst nicht mehr nur Leuten mit TV-Fernbedienung auf dem Sofa ein Begriff. Das schnelle Wechseln von Offensive auf Defensive und umgekehrt ist im modernen Fußball eine Schlüsselfunktion für den Erfolg von Mannschaften. Für Offensivspieler ist das Erfüllen dieser Anforderung vor allem bei Balleroberung des Gegners mittlerweile eine unverzichtbare Eigenschaft - also auch für Linksaußen Takashi Usami.



"Takashi hat seine Stärken im Dribbling, wenn er Haken schlagen und nach Innen ziehen und zum Abschluss mit seinem starken rechten Fuß kommen kann", sagt Kurz. Steigerungsbedarf sieht der Trainer bei Usami aber noch beim Umschalten in die Defensive, daran erinnert er den 20 Jahre alten Japaner immer wieder.

Kurz ist erst seit der Winterpause Trainer in Hoffenheim, er soll die TSG vor dem Abstieg retten, nachdem in dieser Saison so vieles schief gelaufen ist. Sein Vorgänger Markus Babbel musste kurz vor Weihnachten gehen, statt im Rennen um die Europacup-Plätze steckt die Mannschaft im Abstiegskampf. Hoffenheim hat die meisten Gegentore bekommen in der Liga, die Abwehr zu stabilisieren, ist die wichtigste Aufgabe des Trainers. Sechs neue Spieler sind in der Winterpause gekommen, vier Punkte aus vier Spielen haben die Mannschaft tabellarisch noch nicht substanziell nach vorne gebracht. Doch Usami, der unter Kurz bislang immer in der Anfangsformation stand, sagt überzeugt: "In der Rückrunde bekommen wir viel weniger Gegentore. Wenn wir so weiter machen, dann schaffen wir den Klassenerhalt."

Talent bislang nur angedeutet



Für ihn sei der Trainerwechsel positiv, erzählt Usami beim Gespräch im Trainingszentrum der TSG in Zuzenhausen. Er bekomme nun klar gesagt, was er auf seiner Position zu machen habe, schnell auf die Defensive umzuschalten zum Beispiel. Doch auch in der Offensive habe er sein Potenzial in dieser Saison noch nicht ausgeschöpft, sagt Usami selbstkritisch. In der Vorrunde litt er noch ein bisschen unter der verpassten Vorbereitung, die Olympiateilnahme mit Japan an den Spielen in London sorgte für einen verspäteten Einstieg in Hoffenheim. Nun hat er die gesamte Vorbereitung auf die Rückrunde mitgemacht. "Ich bin fit", sagt er. Im Trainingslager in Portugal soll der zurückhaltende Usami sogar beim Lachen gesehen worden sein, jedenfalls erzählt das TSG-Manager Andreas Müller. Usami schmunzelt, als er das hört.

Takashi Usami ist ja erst 20 Jahre jung, Leistungskonstanz auf höchstem Niveau ist in diesem Alter eher selten zu bestaunen. Usami aber hat sein Talent schon einige Male angedeutet in dieser Saison, die ja seine zweite ist in Deutschland, nachdem er in der vorigen Saison beim FC Bayern München angeheuert hatte. Beim Rekordmeister war die Konkurrenz zu groß, nur zwei Einsätze in der Liga stehen für Usami in der Statistik. Doch er wollte unbedingt in der Bundesliga bleiben und wechselte nach Hoffenheim, ausgeliehen bis Saisonende von Gamba Osaka.

Usami sagt, die Liga sei sehr anspruchsvoll, die Spielweise mit viel Körperkontakt passe zwar eher nicht zu ihm. Aber genau deshalb sieht er die Bundesliga als ideal für seine Weiterentwicklung an. Er hofft auf eine WM-Teilnahme mit Japan 2014 in Brasilien. Noch hat er kein A-Länderspiel absolviert, es gebe aber immer wieder Kontakt mit dem japanischen Fußballverband.

Richtungsweisendes Spiel gegen den VfB



In Hoffenheim bekommt er zwar sehr viel mehr Einsatzzeit (17 Einsätze, 2 Tore) als in München, aber der Club steckt seit Saisonbeginn in der Krise. "Die Vorstellung war eine andere, jetzt ist der Stressfaktor da", sagt Usami, der in Heidelberg wohnt. Ab und an fährt er nach Frankfurt und trifft sich mit Landsmann und Eintracht-Profi Takashi Inui zum Abendessen. Mit Abwehrspieler Jannik Vestergaard versteht sich Usami bei der TSG privat am besten. Die beiden unterhalten sich auf Deutsch. Auch das wird immer besser, zwei Mal die Woche hat er Unterricht. Der Übergangstrainer Frank Kramer hatte ja noch die Deutschkenntnisse Usamis bemängelt.

Das Heimspiel am kommenden Wochenende gegen den VfB Stuttgart ist richtungsweisend für die TSG, beim 3:0 im Hinspiel gelang auch Usami die beste Saisonleistung. Nun sagt er: "Stuttgart ist auch in der Krise. Wenn wir den Willen zeigen wie zuletzt, ist die Chance hoch, dass wir gewinnen." Eine Niederlage können sich die Hoffenheimer auch nicht leisten.

Tobias Schächter