Stürmer Lukas Podolski verlässt den 1. FC Köln in Richtung Arsenal London
Stürmer Lukas Podolski verlässt den 1. FC Köln in Richtung Arsenal London

Podolski fühlt sich reif für die Insel

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Köln - Der 1. FC Köln verliert zum Saisonende seinen Publikumsliebling und Toptorjäger. Lukas Podolski wechselt zum englischen Spitzenclub Arsenal London. Auf einer Pressekonferenz im Kölner RheinEnergieStadion sprach der 26-Jährige über seine Beweggründe.

"Keine Entscheidung gegen den FC"

Es war viel los an diesem trüb-regnerischen Mittwoch im Kölner Stadion. Auf dem Spielfeld diskutierten Teilnehmer des "5. Informationstreffen für Greenkeeper der Lizenzligen" über die richtige Rasenpflege. In einem Nebenraum tagte die Arbeitsgruppe eines bald stattfinden Konzerts von Bruce Springsteen. Und im großen Pressekonferenzraum des Stadions hatten sich Dutzende Journalisten, Fotografen und TV-Teams versammelt, um den Worten Lukas Podolskis zu lauschen.



Der hatte bereits am Montag seinen Wechsel zum Premier-League-Verein FC Arsenal verkündet. "Es war keine Entscheidung gegen den FC", betonte der 95-malige Nationalspieler, "sondern eine für Arsenal. Für mich gab es immer zwei Möglichkeiten. Entweder gehe ich auch in den nächsten drei Jahren weiter den Weg mit dem FC. Oder ich wechsle zu einem internationalen Topclub. Dann kam neben vielen anderen Angeboten auch ein Angebot von Arsenal, über das ich mir intensiv Gedanken gemacht habe. Ich habe mich dann für die bessere sportliche Zukunft entschieden."

Über für Vertragsinhalte oder Vertragsdauer wollte Podolski nicht sprechen. Dafür erzählte er umso mehr von den Vorzügen Arsenals. "Der Verein hat schon einmal die gleichen Farben wie der FC", witzelte der mit 18 Saisontreffern erfolgreichste Kölner Angreifer. "Sie haben einen sehr guten Trainer. Der Verein war nie in Negativschlagzeilen und spielt einen sehr guten Fußball. Er hat ein tolles Stadion und tolle Fans. Ich glaube, das passt alles gut zu mir und hoffe, dass ich mit Arsenal Titel gewinnen kann."

Erstaunlicherweise hat Podolski bislang noch nicht die Zeit gefunden, dem künftigen Arbeitgeber einen Besuch abzustatten und sich die dortigen Gegebenheiten anzuschauen. Auch mit Trainer Arsene Wenger habe er nur einmal kurz telefoniert. Dafür hat er sich bei Per Mertesacker erkundigt, seinem Kollegen aus der Nationalmannschaft, der seit acht Monaten auf der Insel spielt.

Keine Tränen



"Ich freue mich darauf, ihn zu treffen. Ich verstehe mich gut mit Per. Das wird die Eingewöhnungszeit sicher vereinfachen", glaubt "Prinz Poldi". Nach seinem nicht ganz so erfolgreichen Transfer vor sechs Jahren zum FC Bayern fühlt sich Podolski diesmal besser vorbereitet für den Wechsel zu einem Topclub.

"Ich bin erfahrener seit damals", sagt Podolski. "Ich bin ein besserer Spieler und ich bin reifer. Ich bin überzeugt, dass es die richtige Entscheidung ist." Ein Wechsel innerhalb der Bundesliga sei für ihn kein Thema gewesen. "Dazu liegt mehr der FC zu sehr am Herzen, das wollte ich den Kölner Fans nicht antun. Für mich gab es nur die Entscheidung zwischen dem FC und einem Topclub aus dem Ausland", betont er.

Anders als zahlreiche Kollegen vor ihm wie Nuri Sahin, Manuel Neuer oder erst kürzlich Raul in einer ähnlichen Situation machte Podolski einen gelösten Eindruck. Es gab keine Tränen, keine brüchige Stimme. Der Fanliebling blieb cool und lächelte souverän.

Ein waschechter Kölner



Im Alter von zehn Jahren war Podolski vom FC Bergheim in die Nachwuchsabteilung des 1. FC Köln gekommen. Mit 18 Jahren debütierte er in der Saison 2003/04 in der Bundesliga für den FC. Im Jahr 2004 spielte er zum ersten Mal für Deutschland und nahm danach an allen großen Turnieren teil. Nach einem Wechsel zum FC Bayern München im Jahr 2006, mit dem er 2008 das Double gewann, kehrte Podolski drei Jahre später zum 1. FC Köln zurück. Insgesamt absolvierte er bisher 180 Pflichtspiele für die Domstädter und schoss dabei 86 Tore.

Zwei Mal bereits stieg Podolski mit den Kölnern ab. Ein drittes Mal soll unbedingt verhindert werden. Dafür braucht der FC einen Sieg gegen Bayern München oder Schützehilfe von Hoffenheim in Berlin. "Die Bayern werden uns sicher nichts schenken und mit ihrer Topmannschaft alles geben", glaubt er.

"Aber wir haben eine Chance und müssen uns an die letzte Saison erinnern, als wir nach 0:2-Rückstand noch 3:2 gewannen", sagt der Linksfuß. "Wir müssen die Bayern schlagen, dann haben wir die beiden Relegationsspiele. Wenn wir aber so spielen wie zuletzt in Freiburg (1:4, die Red.), dann wird das nichts. Dann müssen wir auf Hoffenheim gucken."

"Der FC bleibt immer mein Verein"



Dem FC wird er so oder so immer die Daumen drücken. Auch eine Rückkehr irgendwann später kann er sich vorstellen. "Der FC bleibt immer mein Verein, egal, was passiert. Nur weil ich weg bin, wird der Verein nicht auseinander brechen", meint Podolski. "Für den Verein ist es auch die Chance für einen Neuaufbau."

Vermissen wird er vor allem das Kölner Stadion und die Fans, die beim Einlauf der Mannschaften inbrünstig die FC-Hymne mitsingen und auch ihn persönlich immer wieder mit Gesängen feierten. "Dafür werde ich ihnen immer dankbar sein." Jetzt aber gelte die volle Konzentration dem Spiel gegen die Bayern. "Ich bin bereit für diese 90 Minuten", sagt er abschließend.

Aus Köln berichtet Tobias Gonscherowski