Nach dem Derbysieg und dem Erfolg in der Champions League beim FC Arsenal schließt der FC Schalke 04 mit dem 1:0 über den 1. FC Nürnberg eine perfekte Woche ab
Nach dem Derbysieg und dem Erfolg in der Champions League beim FC Arsenal schließt der FC Schalke 04 mit dem 1:0 über den 1. FC Nürnberg eine perfekte Woche ab

Perfekte Woche für Seele und Punktekonto

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Gelsenkirchen - Entspannt schlenderten die Spieler des FC Schalke 04 nach dem Duschen aus der Kabine, sichtlich zufrieden mit sich und der Fußball-Welt. "In der vergangenen Saison haben wir in solchen Spielen noch den Ausgleich kassiert", stellte Klaas-Jan Huntelaar fest, "aber jetzt gewinnen wir auch diese Partien."

"Dreckiger Arbeitssieg"

Mit einem trockenen hatten die Gelsenkirchener eine perfekte Woche abgerundet. Jermaine Jones, der auf dem Platz die etwas robustere Spielweise bevorzugt, formulierte auch die Botschaft des Tages etwas markanter als Teamkollege Huntelaar. "Wir wussten vorher, dass es ein Schweinespiel wird. Aber gerade die musst du gewinnen, wenn du oben dranbleiben willst."

Das vermeintliche "Schweinespiel" machte Jones dabei nicht nur an den eisigen Temperaturen fest, die auch vor Gelsenkirchen nicht Halt gemacht hatten. Er sprach auch von einem Gegner, der als Außenseiter vor allem auf eine kompakte Defensive gesetzt hatte, was die Aufgabe für die Gastgeber nicht gerade erleichterte. Vor allem aber mental fiel diese Partie für die Schalker in die Rubrik "schwierig" nach zuletzt zwei absoluten Highlights innerhalb von nur vier Tagen - erst der Derbysieg beim BVB, dann der Erfolg in der Champions Legaue bei Arsenal London.



Auch Benedikt Höwedes wollte das nicht verhehlen. "Uns hat ein bisschen die geistige Frische gefehlt", gestand Schalkes Kapitän nach der Partie ein. "Der Wille und die Motivation waren zwar da, aber nach dieser intensiven Woche hat manches Mal doch das eine oder andere Quäntchen gefehlt."

Umso erfreuter verbuchte auch die Chefetage den "dreckigen Arbeitsieg", wie es Höwedes formulierte. Sportdirektor Horst Heldt ließ es sich nicht nehmen, ein dickes Kompliment an seine Spieler zu verteilen. "Die Mannschaft hat das richtig gut gemacht. Es war nicht einfach - aufgrund der anstrengenden Woche und aufgrund des Gegners. Umso bemerkenswerter ist es, dass wir die Ruhe bewahrt und die Partie zielstrebig zu Ende gebracht haben."

Schalke beweist Geduld - und wird belohnt



In der Tat hatten sich die "Knappen" gegen die defensiv sehr diszipliniert agierenden Nürnberger über weite Strecken zwar bemüht, dabei aber kaum klare Chance herausgespielt. Aus dem Spiel heraus ging nicht viel, was durchaus dem einen oder anderen Spieler sichtlich auf die Nerven ging. Lewis Holtby etwa fluchte und schimpfte bei seiner Auswechslung nach knapp 60 Minuten wie ein Rohrspatz - fast schon etwas verzweifelt, weil nichts so richtig gelingen wollte gegen die dichte Defensive der Franken. Und auch der erregte Disput zwischen Jones und Huntelaar über die taktische Marschroute Mitte der zweiten Halbzeit zeugte von nervlicher Anspannung.

Doch Schalke steckte eben nicht auf, sondern mühte sich im wahrsten Sinne des Wortes weiter. "Mit dem Tore schießen hat es lange nicht geklappt, aber am Ende haben wir die nötige Ruhe und Geduld beibehalten", lobte Torhüter Lars Unnerstall seine Vorderleute.

Farfan krönt die perfekte Woche



Für die Belohnung hatte Jefferson Farfan mir seinem dritten Saisontreffer gesorgt. Damit hat der Peruaner jetzt genauso viele Tore auf seinem Konto wie Huntelaar und Holtby. Ibrahim Afellay traf bislang zwei Mal; sieben weitere Profis trugen sich ebenfalls schon in die Torschützenliste ein. "Wir sind in dieser Saison unberechenbarer und haben einige gefährliche Spieler. Es muss nicht immer Klaas-Jan Huntelaar die Tore machen", hob Jones hervor.

Mit dem 1:0-Erfolg über den "Club" ist für S04 der beste Saisonstart seit 41 Jahren perfekt. Nur eine Niederlage kassierte "Königsblau" in den vergangenen 16 Pflichtspielen und untermauerte damit in der Bundesliga seinen Ruf als "Bayernjäger". Davon allerdings will zumindest offiziell nach wie vor niemand etwas wissen. Darum formulierte Heldt seine Freude über den Spitzenplatz auch lieber etwas verklausuliert: "Oben dabei zu sein, war letztes Mal sehr schön. Und dieses Mal ist die Luft dort oben sicher nicht schlechter geworden."

"Knappen" gegen Sandhausen gefordert



Die perfekte Woche der Schalker fasste der Sportdirektor zusammen, nicht ohne mit einem verschmitzten Lächeln an den Überraschungscoup beim BVB zu erinnern: "Das Derby war wichtig für die Seele, dieser Sieg gegen Nürnberg war wichtig für das Punktekonto."

Die nächste Aufgabe allerdings fällt in keine dieser Kategorien. Schon am Dienstag ist man im DFB-Pokal wieder gefordert und muss sich zuhause gegen den Zweitligisten SV Sandhausen durchsetzen, um ins Achtelfinale einzuziehen. Auch da könnte Geduld gegen einen defensiv kompakten Gegner eine große Rolle spielen. Gut möglich, dass auf Jones und seine Kollegen dann das nächste "Schweinespiel" wartet.

Aus Gelsenkirchen berichtet Dietmar Nolte