Pablo De Blasis hat sich nach Anlaufschwierigkeiten beim 1. FSV Mainz 05 etabliert
Pablo De Blasis hat sich nach Anlaufschwierigkeiten beim 1. FSV Mainz 05 etabliert

De Blasis: "Ich habe mich an die Mannschaft herangekämpft"

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Mainz - Pablo De Blasis, 27, nimmt Deutschunterricht mit seinem Mannschaftskollegen Jairo und ihren Freundinnen. Das Interview mit bundesliga.de will der Shooting-Star des 1. FSV Mainz 05 aber lieber mit einem Übersetzer machen. In der Vorrunde war der Argentinier unter Trainer Kasper Hjulmand außen vor, nach dem Trainerwechsel zu Martin Schmidt ist der laufstarke Offensivspieler, der im Sommer von Asteras Tripolis kam, aber Stammspieler. Im Gespräch erzählt De Blasis warum Messi der Allergrößte aber Carlos Tevez sein Vorbild ist und warum er trotz seiner kleinen Körpergröße Kopfballduelle gegen Riesen gewinnt.

"Es gab natürlich Frotzeleien"

bundesliga.de: Einen Argentinier muss man das fragen: Wer ist der Allergrößte: Messi oder Maradona?

Pablo De Blasis: Darüber könnte man Essays schreiben. Wenn ich mich für einen entscheiden müsste, würde ich mich für Messi entscheiden. Er macht unglaubliche Dinge, die sonst keiner im modernen Fußball hinbekommt. Und er schießt fast zwei Tore pro Spieltag, diese Effizienz ist bewundernswert. Bei Maradona darf man aber nicht vergessen, dass er eine übergeordnete Rolle für Argentinien spielt. Er wurde groß, als es dem Land schlecht ging mit der Militärjunta und vor allem dem Falkland-Krieg gegen England. Maradona hat eine überragende Bedeutung für das Land.

bundesliga.de: Sind Sie ein politischer Mensch?

De Blasis: Im Grunde bin ich kein politischer Mensch. Aber als ich geboren wurde 1988, war die Weltmeisterschaft 1986, als Argentinien in Mexiko den Titel gewann, erst zwei Jahre her, der Falkland-Krieg erst sechs. Ich habe das durch die Erzählungen meiner Eltern noch im Kopf, generell war der Krieg noch sehr präsent Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre. Die Weltmeistermannschaft von 1986 und Maradona haben eine große Bedeutung für die Argentinier.

bundesliga.de: Wie haben Sie das WM-Finale letzten Sommer erlebt, als Deutschland gegen Argentinien in Rio Weltmeister wurde?

De Blasis: Ich habe es mit meinen Kollegen von Asteras Tripolis in Griechenland gesehen. Ich war stolz darauf, zu sehen, dass Argentinien so weit gekommen ist. Ich trauere den vergebenen Chancen ein bisschen nach. In Deutschland hat man dieses Spiel natürlich ein bisschen anders gefeiert.

bundesliga.de: Nachdem Sie mit Asteras Mainz 05 aus der Europa-League-Qualifikation geworfen haben, sind Sie nach Mainz gewechselt. Wurden Sie von ihren neuen Kollegen wegen des verlorenen WM-Finales auf den Arm genommen?

"Meine Position? Weiß ich selbst nicht so genau"

De Blasis: Es war ein sehr heftiger Aufprall. Ich kam als Stammspieler und als Kapitän - und im neuen Land bin ich plötzlich nur noch Ersatz oder manchmal sogar gar nicht im Kader. Als ich dann plötzlich gegen Bayern spielte, bin ich das Spiel so angegangen, als sei es mein letztes. Das mache ich aber grundsätzlich so: Man muss eine Chance immer so wahrnehmen, als sei sie die letzte. Nur am Anfang hat Trainer Kasper Hjulmand mir gesagt, ich solle geduldig sein. Ich war sehr lange geduldig, jetzt zahlt es sich aus.

bundesliga.de: Haben Sie auch ans Aufgeben und an einen Wechsel gedacht?

De Blasis: Nein, so bin ich nicht. Ich wollte mir ein Jahr geben, nicht nur ein halbes. Es gibt immer Spieler, die es früher schaffen, und Spieler, die es später schaffen. Nach einem halben Jahr zu sagen, das war’s, wäre zu früh gewesen. Nun spiele ich ja, alles ist gut.

bundesliga.de: Sie haben in Argentinien, Griechenland und Deutschland gespielt, was sind denn die größten Unterschiede im Fußball?

De Blasis: In Deutschland hat man natürlich eine außergewöhnliche Organisation und die neuen Stadien, das ist alles höchstes Niveau. Vom Training her ist es in Argentinien aber ähnlich intensiv wie in Deutschland, in Griechenland geht es dagegen gemächlicher zu. Die Bundesliga ist von der Intensität noch ein Stückchen über der argentinischen Liga, wobei das Spiel auch dort sehr körperlich ist. Taktisch ist das Spiel in Deutschland aber auf einem sehr, sehr hohen Niveau.

bundesliga.de: Haben Sie sich in Mainz trotz der halbjährigen Spielpause noch einmal als Spieler verbessert?

De Blasis: Man muss sich immer Herausforderungen stellen im Leben, das wird  auch einmal für die Zeit nach der aktiven Karriere gelten. Gerade der Schritt nach Deutschland war eine solche große Herausforderung. Mit solch guten Kollegen täglich zu trainieren, macht einen stärker. Ich würde deshalb nicht sagen, dass das erste halbe Jahr hier verloren war. Das sieht man ja auch jetzt daran, wie ich spiele. Ich habe mich an die Mannschaft herangekämpft.

bundesliga.de: Noch ist nicht ganz klar, was für ein Spieler sind Sie eigentlich: Mittelstürmer, Flügelflitzer oder offensiver Mittelfeldspieler?

De Blasis:(lacht) Das weiß ich selbst nicht genau. In Griechenland habe ich Mittelstürmer gespielt, in Argentinien oft auf dem Flügel, so wie jetzt in Mainz. Ich habe aber auch schon auf der Sechser-Position im Mittelfeld gespielt. Hauptsächlich will ich natürlich meinen Offensivdrang ausleben.

bundesliga.de: Wie wichtig war der Trainerwechsel von Hjulmand zu Martin Schmidt für Sie?

De Blasis: Bei allen Trainerwechseln werden die Karten neu gemischt, alle können sich neu beweisen. Der Wechsel für mich kam in einer Phase, in der ich sehr gut drauf war. Mit diesem Selbstvertrauen konnte ich dann überzeugen und meine Chance nutzen. So wie es jetzt ist, fühle ich mich sehr wohl.

bundesliga.de: Martin Schmidt sagt, wenn der Kleine noch taktisch besser nach hinten arbeitet, kann er ein Großer werden.

De Blasis: Ja, meine Schwäche muss ich von Spiel zu Spiel, von Training zu Training versuchen, zu verbessern. So hart und kämpferisch und taktisch ging es in Griechenland nicht zu. Ich versuche das umzusetzen, was der Trainer mir sagt und in jedem Training zu arbeiten.

"Ich bin eben sehr sprunggewaltig"

bundesliga.de: Woher kommt eigentlich ihre Sprungkraft, haben Sie ein Trampolin unten den Fußballschuhen? Sie sind nur 1, 67 Metern groß und gewinnen Kopfballduelle gegen Riesen.