Ottmar Hitzfeld erwartet auch in dieser Saison die Bayern ganz vorne - © © gettyimages
Ottmar Hitzfeld erwartet auch in dieser Saison die Bayern ganz vorne - © © gettyimages

Ottmar Hitzfeld: "Bayern hat nach wie vor die stärkste Mannschaft"

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München - Am Freitag beginnt mit dem Duell zwischen dem FC Bayern München und Bayer 04 Leverkusen die 55. Bundesliga-Saison. Ottmar Hitzfeld wird sie mit großer Leidenschaft und Spannung verfolgen. Im Exklusiv-Interview mit bundesliga.de spricht der ehemalige Trainer der Bayern und von Borussia Dortmund über seine Erwartungen, warum der Rekordmeister erneut nicht aufzuhalten sein wird und von welchen Teams er eine deutliche Steigerung erwartet.

bundesliga.de: Herr Hitzfeld, welche Mannschaften können dem FC Bayern gefährlich werden und vielleicht sogar verhindern, dass die Münchner zum sechsten Mal in Folge die Meisterschale holen?

Ottmar Hitzfeld: Der Abstand zwischen den Bayern und den anderen Mannschaften ist nach wie vor zu groß. Der FC Bayern hat fast die gleiche Mannschaft wie in der vergangenen Saison, bis auf Philipp Lahm und Xabi Alonso. Aber mit Joshua Kimmich und Neuzugang Corentin Tolisso hat Bayern zwei Spieler, die die beiden adäquat ersetzen können. Also sehe ich die Münchner erneut ganz vorne.

bundesliga.de: Wen würden Sie trotzdem als ärgsten Verfolger sehen?

Hitzfeld: Ich denke, dass Borussia Dortmund besser abschneiden kann als letzte Saison, aber da hatte der BVB 18 Punkte weniger als die Bayern. Meiner Meinung nach wäre es bereits ein Erfolg, wenn man diesen Abstand halbieren könnte. Ein bisschen mehr Spannung würde der Bundesliga gut tun, aber Bayern hat nach wie vor die absolut stärkste Mannschaft.

"Ich denke, dass Borussia Dortmund besser abschneiden kann als letzte Saison." Ottmar Hitzfeld

Ottmar Hitzfeld kennt sich in der Bundesliga nach wie vor bestens aus - © imago

bundesliga.de: Dass die Verantwortlichen von Borussia Dortmund Pierre-Emerick Aubameyang nicht ziehen lassen werden, ist das eine gute Nachricht auch für die gesamte Bundesliga?

Hitzfeld: Dass Aubameyang bleibt, ist natürlich eine sehr gute Sache, sowohl für den BVB als auch für die Liga. Ohne ihn würde die Borussia den Bayern nicht gefährlich sein können. Mit ihm sieht es sicherlich wieder anders aus. Aubameyang macht 20 Prozent der Mannschaft aus.

bundesliga.de: Von welchen Mannschaften, die 2016/2017 auf der ganzen Linie enttäuscht haben, erwarten Sie eine deutliche Steigerung mit einer Qualifikation zur Champions League?

Hitzfeld: Ich glaube schon, dass Schalke 04 wieder stärker wird, genauso wie Bayer Leverkusen. Borussia Mönchengladbach hat ja eine gute Rückrunde gespielt und wird auch dieses Mal wieder oben dabei sein. Nur beim VfL Wolfsburg weiß ich nicht wirklich. Ich habe das Gefühl, dass dort die Identifikation fehlt.

bundesliga.de: Was halten Sie vom Vizemeister RB Leipzig?

Hitzfeld: Auch in dieser Saison wird mit Leipzig zu rechnen sein. Es wäre ein großer Erfolg, wenn RB erneut auf dem Podium landen würde. Diesen Erfolg zu bestätigen wäre sogar sensationell. Aber diese Saison wird viel schwieriger, weil man mit der Champions League abgelenkt wird. Das kostet Energie und vor allem mentale Kraft. Wenn man in Paris oder in London unter der Woche spielt und dann gleich wieder am Wochenende in der Bundesliga, ist es alles andere als einfach. Außerdem werden die Gegner den Leipzigern anders als noch vor einem Jahr wahrnehmen. Aber nach wie vor hat diese Elf Klasse und es war wichtig, dass das Gerüst der Mannschaft geblieben ist und Stammkräfte wie Emil Forsberg und Naby Keita dem Verein die Treue halten.

bundesliga.de: Und was ist mit Hoffenheim, immerhin Vierter in der vergangenen Saison?

Hitzfeld: Julian Nagelsmann macht bei der TSG einen hervorragenden Job und einen hervorragenden Eindruck. Er ist authentisch und wie er spielen lässt, mit viel Mut und Frechheit, gefällt mir. Er ist mit erst 30 Jahren bereits sehr weit in seiner Entwicklung. Aber den Erfolg zu bestätigen ist immer die schwerste Aufgabe. Nichtsdestotrotz traue ich ihm es zu.

"Julian Nagelsmann macht bei der TSG einen hervorragenden Job und einen hervorragenden Eindruck." Ottmar Hitzfeld

bundesliga.de: Haben Hertha BSC und der 1. FC Köln das Potenzial, sich erneut für den Europapokal zu qualifizieren?

Hitzfeld: Das kann ich mir schwer vorstellen, vor allem nicht bei den Kölnern, weil der Abgang von Anthony Modeste sehr schwer zu kompensieren sein wird. Der Franzose war so wichtig, dass man ihn nicht eins zu eins ersetzen kann. Jetzt hat Köln eine Hypothek zu tragen. Auch die Tatsache, dass man nun die Europa League bestreitet, wird die Sache in der Bundesliga nicht einfacher machen.

Das Interview führte Alexis Menuge.