Werder Bremen schließt die Saison mit 39 Punkten auf Rang 12 ab (© Imago)
Werder Bremen schließt die Saison mit 39 Punkten auf Rang 12 ab (© Imago)

Ordentlich, aber nichts besonderes

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Hamburg - Nein, herausragend war auch diese Spielzeit für Werder Bremen nicht. Wenigstens der Klassenerhalt war im Vergleich zur Vorsaison kein Zitterspiel, sondern frühzeitig unter Dach und Fach. Dass mit 39 Zählern die Vorgaben des neuen Trainers Robin Dutt knapp verfehlt wurden, nahm dieser mit einer Prise Humor. "Natürlich hätten wir gern die 40 Punkte erreicht, aber davon, dass wir jetzt einen Punkt weniger haben, wird die Welt nicht unter gehen", meinte Dutt, der sich für 2013/14 eigentlich einen deutlichen Aufschwung gewünscht hatte.

Ein echter Torjäger fehlt

Doch davon war in der Hinrunde nur wenig zu erkennen. Nach dem Aus in der 1. Runde des DFB-Pokals in Saarbrücken gelangen zwar zum Bundesliga-Auftakt zwei knappe 1:0-Siege in Braunschweig und gegen Augsburg, in der Folge waren die Auftritte aber meist bloß mehr Stückwerk.

Der Abgang von Kevin de Bruyne, der ausgeliehen erst nach Chelsea zurückkehrte, um dann im Winter beim VfL Wolfsburg anzuheuern, wäre als Entschuldigung zu einfach. Vielleicht fehlte ein echter Torjäger, an dem sich die Mitspieler hätten hochziehen können. Mit lediglich sieben Treffern waren Aaron Hunt und Nils Petersen die besten Schützen ihres Teams, dass insgesamt nur 42 Mal ins Netz traf - im vergangenen Fußball-Jahr hatte das Duo Hunt/Petersen immerhin noch je elf Tore erzielt.

Dennoch: In der Rückrunde zeigten die Grün-Weißen, dass sie die Spielphilosophie ihres Trainers langsam aber sicher verinnerlicht haben. Aus einer phasenweise stabilen Abwehr wurde konzentriert und kontrolliert die Offensive angekurbelt. Dutt nahm das mit Wohlwollen zur Kenntnis: "Es ist eine spielerische Entwicklung zu erkennen, die zwar länger gedauert hat, als ich es gedacht hätte, aber seit dem Frühjahr immer deutlicher zu sehen ist."

Das neue Wir-Gefühl

Clemens Fritz pflichtete seinem Coach bei. "Das ist genau die Handschrift des Trainers, die wir nun in Ansätzen schon sehen können", meinte der Kapitän nach dem letzten Spiel in Leverkusen. Fritz will auch noch ein weiteres Plus erkannt haben: "Wir sind in dieser Saison auch als Mannschaft zusammengerückt."

Dieses neue "Wir-Gefühl" machte sich dann auch in der Defensive bemerkbar. 37 Gegentreffer waren es in der Hin-, nur 29 in der Rückrunde. Der Wechsel auf der Torhüterposition nach dem 13. Spieltag von Sebastian Mielitz zu Raphael Wolf hatte damit aber weniger zu tun. Denn die teilweise haarsträubenden Abwehrfehler wurden erst in den letzten Monaten abgestellt.

"Müssen in der Defensive konsequenter werden"

"Vor allem in den Heimspielen haben wir nicht so stabil gespielt, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir müssen in der Defensivarbeit noch konsequenter werden. Gerade wenn man sieht, dass wir zehn Spiele zu Null gespielt haben, sind 66 Gegentore einfach zu viel", haderte Fritz.

Für die kommende Spielzeit wird es wichtig sein, auf dem Transfermarkt einen Volltreffer zu landen. Die Neuzugänge Luca Caldirola, Franco di Santo, Santiago Garcia, Cedrick Makiadi und der im Winter verpflichtete Ludovic Obraniak lieferten teilweise zwar überzeugende Leistungen ab, für eine Führungsrolle kommen sie aber noch nicht in Frage.

Hunt hinterlässt eine Lücke

Doch gerade da besteht für die Saison 2014/15 Handlungsbedarf. Denn mit Aaron Hunt verlässt nach 215 Bundesliga-Spielen und 46 Toren ein Bremer Urgestein den Club, dem er seit 2001 die Treue gehalten hat. Zwar wechselten sich auch beim Spielmacher oftmals Licht und Schatten ab, dennoch war er stets Dreh- und Angelpunkt im Werder-System.

"Das war insgesamt eine ordentliche Saison. Am Anfang wurden wir von vielen Experten als Abstiegskandidat gehandelt, haben jetzt aber zwölf Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Wir haben eine gute Rückrunde gespielt und waren in der gesamten Spielzeit vor allem dann sehr gut, wenn wir unter extremem Druck standen. Das zeugt von der Qualität, die in der Mannschaft steckt", analysierte Hunt die abgelaufene Spielzeit.

"Wir müssen unsere Abgänge kompensieren"

Und genau diese Qualität möchte Dutt in seinem zweiten Jahr als Werder-Trainer endlich komplett aus seiner Mannschaft herauskitzeln. "Die Jungs, die wir verpflichten konnten, werden sich weiterentwickeln. Dennoch müssen wir unsere Abgänge kompensieren. Es ist jetzt aber noch zu früh, im Detail über die nächste Saison zu sprechen. Wir werden aber auf einem anderen Level starten als zu Beginn dieser Saison. Da mussten wir uns erst einmal kennenlernen", so Dutt.

Michael Reis