Wölfe-Angreifer Ivica Olic (l.) erzielte gegen Hertha BSC sein erstes Saisontor
Wölfe-Angreifer Ivica Olic (l.) erzielte gegen Hertha BSC sein erstes Saisontor

Olic hat sein Näschen wieder

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Wolfsburg - Noch eine halbe Stunde nach Abpfiff skandierten die VfL-Fans im Stadion seinen Namen. In den Katakomben stand der vielumjubelte VfL-Stürmer Ivica Olic schon Rede und Antwort. Mit seinem ersten Saisontor legte der Kroate den Grundstein für den des VfL gegen den bis dato noch ungeschlagenen Aufsteiger Hertha BSC.

Allofs: "Ivica ist sehr wichtig für uns"

"Stürmer werden nun mal an ihren Toren gemessen", konstatierte VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs nach dem Spiel, "umso mehr freut es mich für Ivica, dass bei ihm endlich der Knoten geplatzt ist." Bis zu seinem Tor war Olic nicht groß aufgefallen, rackerte aber wie immer unermüdlich. Am Ende der Partie standen 12,4 zurückgelegte Kilometer auf seinem Arbeitsprotokoll. Keiner auf dem Platz lief mehr.



Große Torchancen konnte er sich - wie die gesamte Mannschaft - jedoch nicht herausarbeiten. Schon in der Vorwoche bei der Auswärtspleite in Mainz (0:2) hatte Olic die wenigsten Ballkontakte seines Teams und auch gegen Hertha war er bis zu seinem Tor der Spieler mit den wenigsten Ballkontakten.

"Ivica ist sehr wichtig für unser Spiel. Er arbeitet sehr viel und hat sich nun endlich belohnt", erklärte Allofs. Olic pflichtete ihm bei: "Ich hatte schon oft Phasen in meiner Karriere, wo ich lange Zeit nicht getroffen habe, das ist ganz normal und man muss versuchen damit umzugehen. Auch deshalb freue ich mich über mein erstes Saisontor ganz besonders."

Hertha zunächst gefährlicher



In den ersten 30 Minuten hatte die diszipliniert spielende Hertha keine Probleme mit den Wolfsburgern und ließ fast keine Torchancen zu. Zu oft agierte der VfL durch die Mitte, das Spiel über die Außenpositionen dagegen lahmte. VfL-Trainer Hecking sprach in der Pressekonferenz "von den schlechtesten 35 Minuten der Saison". Aus den teilweise über 80 Prozent Ballbesitz konnten die Wölfe überhaupt kein Kapital schlagen.

Gefährlich dagegen waren die Herthaner, wenn sie dann mal in den Strafraum der Wolfsburger eindrangen. Bereits nach zwei Minuten hatte Mittelfeldspieler Sami Allagui eine gute Möglichkeit zur frühen Führung. Die bis dato beste Torchance besaß Berlins Stürmer Adrian Ramos (28.). Sein Kopfballaufsetzer ging knapp über das Gehäuse von VfL-Kapitän Diego Benaglio.

Führungstor fällt aus heiterem Himmel



Olics Führungstreffer fiel dann wie aus heiterem Himmel. Abwehrspieler Naldo war bei einem Angriff mit nach vorne gerückt und seinen verunglückten Schussversuch verwerte der kroatische Nationalspieler in perfekter Stürmermanier zum 1:0 für die Gastgeber (42.). "Da hat Olic ein gutes Näschen gehabt", lobte sogar Berlins Trainer Jos Luhukay. Olics Teamkollege Naldo schmunzelte: "Ich wollte den Ball genau zu Ivi spielen, als Stürmer muss er da stehen."

"Gegen Fortuna Düsseldorf habe ich in der vergangenen Saison ein ähnliches Tor geschossen. Ich stand zum Glück zur rechten Zeit am rechten Ort", freute sich der Kroate. Beim Torjubel legte der Ex-Bayer seinen Zeigefinger auf den Mund. "Diese Geste mache ich öfter nach einem Tor von mir. Das hatte keine größere Bewandnis", blockte Olic Spekulationen, er wolle seine Kritiker verstummen lassen, ab. Es war in der laufenden Saison das erst zweite Stürmertor für den VfL. Gegen Schalke 04 hatte der eingewechselte Stefan Kutschke zum 4:0-Endstand getroffen.

"Ganz entspannt" zur Nationalmannschaft



Mit seinem Treffer stärkt Olic seine Ambitionen, auch weiterhin an vorderster Front beim VfL zu agieren. Sein Stürmerkollege Bas Dost ist weiterhin verletzt und Kutschke wohl noch zu unerfahren, um dem Routinier dessen Stammplatz vorerst streitig zu machen. Den bisherigen Saisonverlauf beschreibt der Kroate als ausbaufähig: "Zwei Siege aus vier Spielen ist okay. Wichtig ist, dass wir unsere Heimspiele gewonnen haben, das war in der Vorsaison noch anders. Wir müssen jetzt auch auswärts beim nächsten Spiel in Leverkusen unsere gute Leistung bestätigen. Jetzt kann ich erst mal ganz entspannt zur Nationalmannschaft fahren."

Mit Kroatien muss er am Freitagabend in Serbien antreten. Entspannend wird es dort im Bruderduell sicherlich aber nicht. Die Kroaten stehen in Belgrad ordentlich unter Druck. Als Zweiter liegen sie schon drei Punkte hinter den führenden Belgiern. Und nur der Gruppenerste fährt ganz sicher nach Brasilien. Wer weiß, vielleicht beweist Olic auch im Länderspiel sein sehr feines Näschen.

Aus Wolfsburg berichtet Alexander Barklage