Werders Winterneuzugang Ludovic Obraniak hatte sich "sein erstes Spiel ganz anders vorgestellt". Bei seinem Bundesliga-Debüt...
Werders Winterneuzugang Ludovic Obraniak hatte sich "sein erstes Spiel ganz anders vorgestellt". Bei seinem Bundesliga-Debüt...

Obraniak: "Wir haben noch viel Arbeit vor uns"

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Bremen - Das Nachspiel war am Samstag ziemlich lang für Ludovic Obraniak. Von einer TV-Kamera zur nächsten wanderte Werders Neuer trotz der 1:5-Klatsche gegen Borussia Dortmund geduldig in den Katakomben des Weserstadions. Weil die Bremer tabellarisch in so prekäre Lage gerutscht sind, musste der Neuzugang bereits eine Woche nach seiner Verpflichtung zur Feuertaufe gegen den BVB ran - ein undankbarer Job, den er jedoch recht vielversprechend auf der linken Seite verrichtete.

Trainer Robin Dutt sah bereits viel Positives bei seinem Debüt, und auch Aaron Hunt, mit dem Obraniak das Bremer Offensivspiel wieder antreiben soll, war ebenso angetan: "Man hat gesehen, dass er uns helfen kann. Er hat Ruhe am Ball und ein gutes Passspiel." Im Interview spricht Werders Winterneuzugang über seine ersten Eindrücke, seinen aktuellen Leistungsstand und worauf es in den kommenden Wochen besonders ankommt.

Frage: Herr Obraniak, sind Sie trotz des ernüchternden Ergebnisses mit Ihrem Einstieg zufrieden? 

Ludovic Obraniak: Ich hatte mir mein erstes Spiel natürlich anders vorgestellt. Nach der Partie gegen Augsburg habe ich mir etwas Anderes erwartet, auch weil wir sehr hart unter der Woche trainiert haben. Ich bin jetzt natürlich sehr enttäuscht. Aber wir haben ja auch gegen eine der besten Mannschaften Europas gespielt. Daher dürfen wir jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken und alles in Frage stellen. 

Frage: Waren Sie überrascht, dass Werder so deutlich verloren hat?

Obraniak: Die hohe Tordifferenz habe ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Aber der BVB war uns wirklich in allen Belangen überlegen: Sie waren spielerisch besser, physisch besser und taktisch besser. Dennoch spiegelt das Ergebnis nicht die Trainingswoche wider. Wir haben intensiv und gut gearbeitet, das müssen wir auch nächste Woche wieder tun.

Frage: Sie kommen aus der Ligue 1 - was hat Sie an der Bundesliga am meisten überrascht? 

Obraniak: In Frankreich nimmt man sich mehr Zeit, das Spiel aufzubauen und nach vorne zu gehen. Hier ist das Spiel deutlich schneller. Und selbst beim Stand von 3:0 wird hier weiter attackiert. In Frankreich wird dann der Laden hinten nur noch dicht gemacht. Da stehen dann beim 3:0 zehn Mann hinten auf der Torlinie.

Frage: Fiel Ihnen die Umstellung heute schwer?

Obraniak: Sagen wir mal so - ich konnte mir einen Eindruck davon verschaffen, wie stark die Liga ist. Es hat zehn Minuten gedauert, bis ich ins Spiel gefunden habe. Danach war es aber ganz okay.

Frage: Werder steht jetzt tief unten drin. Haben Sie selbst schon Erfahrung mit Abstiegskampf gemacht?

Obraniak: Ja, am Anfang meiner Karriere mit Metz. In Bordeaux war die Lage besser, als ich in die Mannschaft kam, das war leichter. Aber ich mache mir keine Sorgen. Ich denke, das Spiel heute war eher ungewöhnlich. Ich habe Vertrauen in die Bremer Mannschaft. Sie hat sehr viel Potenzial und wird auf diese schwierige Situation reagieren, da bin ich sicher.

Frage: Sie sind erst eine Woche in Bremen - wie viel Prozent Obraniak hat man heute schon gesehen?

Obraniak: Dazu kann ich wenig sagen, das müssen lieber die beurteilen, die das Spiel gesehen haben. Ich habe mich heute auch gar nicht auf mich selbst konzentriert, sondern nur auf die Mannschaftsleistung. Nur die zählt. Ich brauche da ohnehin ein bisschen Abstand, um einzuschätzen, wie ich gespielt habe.

Frage: Aber Sie haben jetzt Werder hautnah erlebt. Was ist für Sie das Hauptproblem dieser Mannschaft?

Obraniak: Die Probleme sind überall, im Angriff und der Verteidigung. Es ist natürlich alarmierend, wenn man nicht einmal zwei Tore schießt und der Gegner gleich so viele. Wir haben viel Arbeit vor uns. Aber ich bin trotzdem ganz zuversichtlich, denn wir spielen ja nicht jede Woche gegen eine Mannschaft wie Dortmund. Und wir werden es weiter versuchen, am Samstag gegen Gladbach zählen nur drei Punkte.

Aus Bremen berichtet Petra Philippsen