Innenverteidiger Stefan Bell (r.): "Vielleicht kam die Niederlage zum richtigen Zeitpunkt"
Innenverteidiger Stefan Bell (r.): "Vielleicht kam die Niederlage zum richtigen Zeitpunkt"

Noch längst nicht gerettet

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Mainz - Martin Schmidt ist in der Lage schon kurz nach dem Spiel präzise formulierte Analysen zu liefern. Der Trainer vom 1. FSV Mainz 05 musste am Samstag nach dem 2:3 (0:1) gegen Bayer 04 Leverkusen seine erste Heimniederlage erklären, seit er im Februar das Amt von Kasper Hjulmand übernommen hatte. Ohne Schnörkel gab der Schweizer zu, dass das Ergebnis "eher schmeichelhaft" für seine Mannschaft gewesen sei und der Auftritt der "schlechteste" unter seiner Ägide.

Personalmangel in der Innenverteidigung

Und dennoch wollte Schmidt nicht zu hart ins Gericht gehen, der Gegner sei schließlich "die Pressingmaschine der Liga" und viel gefestigter als sein Team. Schmidt stellte die Niederlage im großen Bild als "Tagesrückschlag" dar. "Dass wir in den Spielen gegen Gladbach, Wolfsburg und Leverkusen einmal verlieren würden, habe ich schon vermutet", erklärte er: "Jetzt ist die Niederlage da, und wir müssen die richtigen Schlüsse daraus ziehen."

Innenverteidiger Stefan Bell hat schon mehr als eine Ahnung davon, was besser werden muss, damit die Mainzer wieder in die Erfolgsspur kommen. "Wir müssen immer mit hundert Prozent ins Spiel gehen. Der letzte Schritt, der letzte Meter, der wehtut, hat gefehlt", klagte der Verteidiger, der längst eine unverzichtbare Kraft im Mainzer Spiel ist. Gegen Mainz agierte Junior Diaz anstatt des verletzten Niko Bungert neben Bell. Weil auch Gonzalo Jara verletzt fehlte und Nikolce Noveski noch Trainingsrückstand hatte, gab Trainer Schmidt Diaz den Platz in der Startelf. Der gelernte Linksverteidiger machte seine Sache gut.

Insgesamt aber fehlte der Mannschaft erstmals unter Schmidt die Aggressivität, die sie bislang ausgezeichnet hatte. Bell verstand die deutliche Unterlegenheit, die im Ergebnis nur durch die zwei späten Elfmetertore von Ja-Cheol Koo (78., 90.) aufgehübscht wurde, als einen Weckruf: "Es war gut, dass wir ein bisschen einen auf den Deckel bekommen haben. Vielleicht war das der richtige Zeitpunkt." Noch sind sechs Spiele zu spielen und auch Manager Christian Heidel nahm die Niederlage zum Anlass, noch einmal Klartext zu sprechen: "Wir haben 31 Punkte, damit steigst du sicher ab", mahnt Heidel.

Abstiegszone rückt näher

Durch die Siege von Stuttgart und Paderborn hat sich der Abstand zur Abstiegszone verringert für die Mainzer. Auch Trainer Schmidt erklärte: "Jeder Punkt, den wir bis jetzt geholt haben, war einer gegen den Abstieg." Zu sicher darf man sich im Abstiegskampf nie fühlen, die Niederlage nahmen die Mainzer Protagonisten als Vorlage, diese Wahrheit allen noch einmal ins Stammbuch zu schreiben. Zuletzt war ja fast der Eindruck entstanden, in Mainzer Umfeld glauben viele, das Team habe nichts mehr mit dem Abstiegskampf zu tun. Aber an diesem Wochenende lernten die Mainzer, dass auch die Konkurrenten Punkte holen können und es schnell wieder ernst werden könnte, wenn man selbst in einen negativen Strudel gerät.

Doch soweit ist es ja noch nicht, nach einer verdienten Niederlage gegen eine Mannschaft, die nun zum sechsten Mal hintereinander in der Liga gewonnen hat. Für Trainer Martin Schmidt ist eh klar: "Das wird ein Kampf bis zum Ende." Und dennoch bleibt er auch nach der Pleite gegen Bayer zuversichtlich, der Schweizer sagt: "Diese Niederlage wird trotzdem das Konstrukt, das wir am aufbauen sind, nicht umwerfen – sie schärft eher die Sinne für die Enge im Abstiegskampf." Am kommenden Wochenende kann seine Mannschaft das beim wichtigen Spiel in Freiburg beweisen.

Aus Mainz berichtet Tobias Schächter