Sebastian Kehl (l.) gibt gegen Fortuna Düsseldorf sein Comeback für den BVB - eines ohne Happy End
Sebastian Kehl (l.) gibt gegen Fortuna Düsseldorf sein Comeback für den BVB - eines ohne Happy End

"Nie genug Druck aufgebaut"

xwhatsappmailcopy-link

Dortmund - Sein Comeback hatte er sich irgendwie anders vorgestellt: BVB-Kapitän Sebastian Kehl war nach dem mageren bedient, lieferte aber zugleich eine selbstkritische Fehleranalyse seiner Mannschaft ab.

68 Minuten stand Kehl nach seiner Verletzungspause gegen den Aufsteiger wieder auf dem Platz. Dass die Borussia am Ende nur einen Zähler in Dortmund behielt, lag vor allem an eigenen Defiziten, stellte der Kapitän nach der Partie klar. Ein Maßstab für das Gipfeltreffen bei den Bayern am Samstag soll das Spiel aber nicht sein.

Frage: Sebastian Kehl, warum hat es für den BVB gegen Fortuna Düsseldorf nicht für drei Punkte gereicht?

Sebastian Kehl: Wir waren nicht entschlossen genug und nicht gierig genug. Wir haben nie genug Druck aufgebaut, um uns entscheidend abzusetzen. Die 1:0-Führung durch Kuba war toll herausgespielt. Aber insgesamt haben wir nicht die nötige Dominanz gehabt über 90 Minuten. Wir haben auf dem Rasen dieses Mal eher schmale Kost geboten.

Frage: Dem BVB ist gegen einen sehr defensiv eingestellten Gegner auch nicht viel Kreatives eingefallen.

Kehl: Natürlich ist Fortuna Düsseldorf die Partie sehr defensiv angegangen, aber davon war auch auszugehen. Letztlich haben sie mit einer sehr guten Chance den Ausgleich erzielt. Wir müssen es uns selbst zuschreiben, dass wir nicht das komplette Spiel durchgezogen haben mit einer größeren Gier und einer höheren Bereitschaft, denn dann wären sicher auch drei Punkte für uns möglich gewesen.

Frage: Warum hat diese Gier gefehlt? Hat es dem einen oder anderen Spieler etwas an der richtigen Einstellung oder Motivation gemangelt?

Kehl: Jeder Einzelne von uns wird sich nach diesem Spiel fragen müssen, ob er alles getan hat und ob er auch von der Einstellung her alles gegeben hat. Jeder muss sich die Frage stellen, ob er Düsseldorf an diesem Abend ernst genug genommen hat, um so ein Spiel dann auch erfolgreich zu gestalten und es zu gewinnen. Zumindest haben wir es vom Ergebnis her nicht geschafft.

Frage: Ohne die nötige Gier dürfte es auch in den nächsten Spielen schwer werden.

Kehl: Wir müssen jetzt auch keine Krise aus diesem Spiel und diesem Ergebnis machen. Wir haben in den letzten Wochen sehr viele intensivere Spiele gehabt und haben tolle Spiele abgeliefert. Auch die Auswärtspartie in Mainz am letzten Wochenende war wahnsinnig leidenschaftlich. Aber es ist eben doch nicht so leicht, sich immer wieder neu einzustellen auf eine Aufgabe. Und gegen Düsseldorf dieses Mal wieder 100 Prozent abzurufen, das haben wir als Mannschaft nicht so hinbekommen. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir das relativ zügig wieder abstellen können. Solche Spiele wie gegen Fortuna hat man in den letzten Wochen schließlich nur ganz selten von uns gesehen. Ich bin mir daher sicher, dass wir schon am Wochenende bei den Bayern wieder anders auftreten.

Frage: Der FC Bayern als Gegner dürfte auch in jedem Fall die nötige Motivation bieten, oder?

Kehl: Aber auch in München werden am Wochenende nur drei Punkte vergeben, so wie gegen Düsseldorf auch. Und die zwei Zähler mehr hätten uns in diesem Spiel schon sehr gut getan. Allein schon, um in der Tabelle den Abstand auf die anderen Mannschaften hinter uns ein Stück zu vergrößern. Die Chance war da, aber wir haben sie leider nicht genutzt.

Frage: Der Rückstand auf die Tabellenspitze ist schon beachtlich. Ist der BVB bei den Bayern quasi zum Siegen verdammt?

Kehl: Wir werden natürlich alles versuchen, um am Wochenende bei den Bayern zu gewinnen. Und die Saison ist sicher für uns noch lange nicht abgehakt. Aber dass die Bayern mit einem sehr großen Punktevorsprung zurzeit einen sehr konstanten Fußball spielen, das können wir in Dortmund auch sehen. Also werden wir uns jetzt vor diesem Duell auch nicht hinstellen und große Sprüche heraushauen.

Aufgezeichnet von Dietmar Nolte