Toni Kroos bestritt bislang insgesamt 96 Bundesliga-Partien. Dabei gelangen ihm elf Treffer
Toni Kroos bestritt bislang insgesamt 96 Bundesliga-Partien. Dabei gelangen ihm elf Treffer

Nicht der beste Kroos aller Zeiten, aber einer der besten

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München - Vieles drehte sich beim Tabellenführer FC Bayern München in den vergangenen Tagen und Wochen um den verletzten Arjen Robben, den wiedererstarkten Franck Ribery und den unbezwingbaren Manuel Neuer. Im Schatten dieser drei hat sich Mittelfeldspieler Toni Kroos zu einer festen Größe im Bayern-Mittelfeld gemausert.

Nach knapp einem Viertel der Spielzeit ist er einer der großen Gewinner bei den Münchnern. "Es läuft momentan einfach gut. Wir arbeiten defensiv und offensiv sehr gut zusammen. Und so kann ich auch am besten meine Stärken ins Spiel einbringen", analysiert Kroos, der in den acht Bundesliga-Spielen sechs Mal in der Startelf stand. Zumeist als "Zehner" auf seiner Lieblingsposition direkt hinter der einzigen Spitze Mario Gomez. Nur eines wollte in dieser Saison bisher noch nicht klappen: ein Tor.

An Torgefahr mangelt es noch

Dabei war er an 36 Torschüssen beteiligt und probierte es auch schon 17 Mal selbst, doch bislang zappelte die "Torfabrik" noch nicht im Tornetz. Auch wenn ihm in der Champions League beim 2:0 gegen den FC Villarreal der Führungstreffer gelang - an der Torgefahr mangelt es bei Kroos noch. Das weiß er auch selbst. "Es wäre schön, wenn das in Zukunft auch noch klappen könnte. Ich spiele im Vergleich zum Beginn der Saison schon deutlich effektiver. Ich leite viel mehr Tore mit ein und bin überzeugt davon, dass es bald auch mit einem eigenen Treffer klappt", sagt der deutsche Nationalspieler auf Nachfrage von bundesliga.de.

Der 21-Jährige besticht zurzeit vor allem durch seine Passsicherheit, 85 Prozent seiner Zuspiele fanden ihr Ziel. Ein entscheidender Faktor für seine Leistungssteigerung ist sicherlich, dass seit diesem Sommer wieder Jupp Heynckes sein Übungsleiter ist. Von Januar 2009 bis Juni 2010 war Kroos an Leverkusen ausgeliehen, schaffte dort den Durchbruch in der Bundesliga und reifte zum Nationalspieler heran. Auch damals war Heynckes bereits sein Trainer.

Der beste Kroos aller Zeiten?

Der FCB-Coach zeigt sich sehr zufrieden mit den Leistungen des 21-Jährigen. "Toni entwickelt sich super", lobt der 66-jährige Fußball-Lehrer, "ich weiß, wie ich ihn anfassen muss. Ich weiß, wie ich ihn fordern muss." Seitdem der Coach wieder auf der FCB-Bank sitzt, trumpft Kroos tatsächlich wieder groß auf. Allerdings sei er kein Freund von Superlativen, weshalb er auch nicht "vom besten Kroos aller Zeiten" sprechen möchte. "Eher einer der besten aller Zeiten. Es kann nämlich auch ganz schnell wieder in die andere Richtung gehen", betont der Mittelfeldspieler.

Doch nicht nur bei ihm persönlich, sondern bei den Bayern überhaupt läuft es momentan richtig rund. "Der Trainer hält klasse Ansprachen an das Team und gibt uns Spielern unsere Freiheiten auf dem Platz, um die volle Leistung zu bringen." Daneben fordere Heynckes aber auch, dass "wir diszipliniert nach hinten arbeiten. Wer das nicht macht, der spielt dann auch nicht. Der Trainer macht da auch vor namhaften Spielern keinen Halt, das hat er in der Vergangenheit bereits gezeigt. Er ordnet dem Erfolg der Mannschaft alles unter."

Mit drei Punkten Vorsprung steht der deutsche Rekordmeister an der Tabellenspitze, die Konkurrenten fürchten bereits einen Alleingang des FCB. "Das zeigt doch, dass die anderen Teams Respekt davor haben, wie wir spielen. Andererseits dürfen wir uns nicht zu sicher fühlen. Im Vorjahr haben wir viele Punkte liegen lassen, obwohl wir oftmals die bessere Mannschaft waren", warnt der 21-jährige Spielmacher.

Kroos warnt vor Hertha

Stattdessen liege der Fokus ganz auf dem nächsten Heimspiel gegen Hertha BSC. Das sei zwar nicht immer einfach nach einer Länderspiel-Pause, aber dennoch müsse man "hochkonzentriert zu Werke gehen" und dürfe die Hertha "nicht unterschätzen". Schließlich haben die Berliner "in Dortmund gewonnen und auch Bremen in Unterzahl das Leben schwer gemacht. Besonders in der Offensive haben sie eine hohe Qualität", mahnt Kroos, merkt aber auch an: "Wenn wir so spielen wie zuletzt, gewinnen wir auch."

Ob mit oder Gegentor spiele dabei keine große Rolle. Dabei musste FCB-Torhüter Manuel Neuer seit 658 Bundesliga-Minuten den Ball nicht mehr aus dem eigenen Netz holen. Der Rekord von Timo Hildebrand mit 884 Minuten aus dem Jahr 2003 ist in greifbare Nähe gerückt. Doch dieses Thema sei innerhalb der Mannschaft nur eine Randnotiz.

"Wir haben keinen Taschenrechner in der Kabine, ich weiß allerdings nicht, ob Manuel vielleicht einen versteckt hat", scherzt Kroos. "Wir wollten uns vor der Saison defensiv verbessern und die Serie ist eine schöne Bestätigung für uns, mehr aber auch nicht."

Besonderes Spiel für Boateng

Sein Teamkollege Jerome Boateng pflichtet ihm bei. "Das ist zwar eine schöne Serie, aber irgendwann geht diese auch wieder zu Ende. Wir wollen zwar so lange wie möglich ohne Gegentor bleiben, aber uns allen ist bewusst, dass wir auch mal wieder ein Tor kassieren werden", sagt der Verteidiger, für den die Partie am Samstag gegen die Hertha eine besondere ist, schließlich wurde er in Berlin geboren. "Ich habe Hertha meine Karriere zu verdanken. Ich bin damals von Tennis Borussia Berlin zu Hertha BSC gewechselt, habe alle Jugendmannschaften durchlaufen und dort auch mein Bundesliga-Debüt gefeiert."

Nachdem er unter der Woche das Länderspiel gegen Belgien aufgrund von muskulären Problemen ausgelassen hatte, ist er nun wieder fir und einsatzfähig. "Wir wollen gegen Hertha unsere erfolgreiche Serie auf jeden Fall fortsetzen", sagt Boateng und fügt hinzu: "Auch wenn die Hertha das nächste Spiel verlieren wird - sie werden auf jeden Fall nichts mit dem Abstieg zu tun haben und am Saisonende im sicheren Mittelfeld landen."

Regelmäßigen Kontakt pflegt er noch zu Patrick Ebert, Tunay Torun und Änis Ben-Hatira, mit dem er in Berlin gemeinsam die Poelchau-Oberschule besuchte. Am Samstag werden die Freundschaften jedoch vorübergehend ruhen. Aber nur für 90 Minuten.

Vom FC Bayern München berichtet Robin Schmidt