Roman Weidenfeller hatte gegen Wolfsburg nicht viel Spaß
Roman Weidenfeller hatte gegen Wolfsburg nicht viel Spaß

Nach Wolfsburg ist vor Wembley: "Das wird ein ganz anderes Spiel"

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Wolfsburg - Auf den Monitoren war zu sehen, wie ausgerechnet BVB-Präsident Reinhard Rauball den Konkurrenten aus München die Meisterschale überreichte, als die Dortmunder Spieler sich nach in der Mixed-Zone den Medienvertretern stellten.

Rotation beendet

Die Feier ihrer Nachfolger hat die BVB-Profis an diesem Nachmittag aber ebensowenig interessiert wie das Champions-League-Finale zwischen altem und neuem Deutschen Meister am 25. Mai im Londoner Wembley-Stadion.

Ganz offensichtlich waren sie auf die unausweichliche Frage vorbereitet, denn Nuri Sahin, Marcel Schmelzer und Sven Bender antworteten auf die Frage, welche Rückschlüsse man aus der Partie für das bevorstehende deutsche Duell um Europas Krone ziehen könne, mit den Worten: "Das wird ein ganz anderes Spiel."



Dabei hatte Jürgen Klopp zwei Wochen vor dem Gipfel die Rotation für beendet erklärt und eine mögliche Final-Elf aufs Spielfeld geschickt. Wobei natürlich noch auf Heilung bei Mario Götze gehofft wird und Neven Subotic für einen in Wolfsburg völlig indisponierten Felipe Santana die bessere Wahl darstellen könnte. Nur seinem Glück war es zu verdanken, dass ein Kopfball des Brasilianers, der schon beim 1:1 durch Ivan Perisic zu weit entfernt vom Gefahrenherd stand, in der 38. Minute am eigenen Pfosten statt im Netz landete.

Außerdem bieten sich der erfahrene Kapitän Sebastian Kehl sowie der ebenfalls auf die Bank verbannte Jakub Blaszczykowski als Alternativen für die Starformation an. "Die Entscheidung fällt in der Woche nach dem Hoffenheim-Spiel", stellte Jürgen Klopp klar. "Vorher beschäftigen wir uns nicht mit dem Finale."

BVB für Passivität bestraft



"Unser Problem war Passivität ohne Ende. Und sowas wird bestraft", lautete die kurze Analyse des BVB-Trainers, bevor er an seinen Wolfsburger Kollegen Dieter Hecking übergab und die Pressekonferenz vorzeitig verließ.

Dabei hatte für die Schwarz-Gelben alles so schön begonnen. Nach fünf Minuten traf Sahin bei der ersten Chance für die Gäste zur 1:0-Führung. Alles sah nach einem gemütlichen Nachmittag aus, zumal auch die "Wölfe" sich in dieser bedeutungslosen Partie nicht sehr bissig zeigten.

"Ausgerechnet Perisic"



Doch dann hatte Ivan Perisic seinen großen Auftritt. Innerhalb von acht Minuten (14. und 22.) drehte der Kroate mit einem Doppelpack die Partie. "Ausgerechnet Perisic", ärgerte sich Weidenfeller über die Tore des 24-Jährigen, der erst in der Winterpause aus Dortmund in die Autostadt gewechselt war. Dank eines weiteren Treffers von Naldo nur vier Minuten nach dem 2:1 ging der VfL mit einem 3:1 in die Pause.

"In der Kabine haben wir uns gesagt, dass wir noch einmal alles versuchen werden, hier nicht zu verlieren", sagte Robert Lewandowski. Dabei hatte der polnische Nationalspieler auch ein persönliches Ziel im Hinterkopf.

Kein Bedarf für Erfrischungen



"Ich habe auf der Anzeigetafel gesehen, dass Kießling getroffen hat. Da wollte ich nachziehen", so der Goalgetter, der sich mit dem Leverkusener Stürmer einen Zweikampf um die Torjägerkanone liefert.

Die Dortmunder waren in Durchgang zwei dann auch häufiger vor dem Wolfsburger Gehäuse zu finden, aber an ihre Grenzen gingen sie weiterhin nicht. Bezeichnend: Als in der 81. Minute während einer Verletzungsunterbrechung BVB-Betreuer mit Wasserflaschen am Spielfeldrand bereitstanden, fand sich kein Abnehmer.

Trotzdem gelang dem Meister der vergangenen zwei Spielzeiten dank Marco Reus noch der Ausgleich. Der Ex-Gladbacher benötigte nur drei Minuten für seinen Doppelpack in der 84. Und 87. Minute.

"99 Prozent reichen nicht"



"Man hat gesehen, dass 99 Prozent nicht reichen", sagte Reus nach der Partie. "Ich bin sicher, wir werden gegen Bayern ganz anders auftreten." In das Horn stößt auch Bender: "Wenn wir fünf Prozent weniger machen als wir können, dann gibt es so einige Mannschaften, an denen wir scheitern", sagte der Mittelfeldrenner und forderte vollen Einsatz.

Und das schon am kommenden Wochenende. "Als Torwart ist kein schönes Gefühl, wenn du drei Dinger in einer Viertelstunde bekommst. Aber das Positive, das wir mitnehmen müssen, ist, dass wir gezeigt haben, dass wir in der Lage sind, in fünf Minuten ein Spiel zu drehen. Nächste Woche wollen wir uns anständig verabschieden. Das haben die Fans verdient", sagte Weidenfeller vor dem Duell mit Hoffenheim. Denn "schließlich soll Robert (Lewandowski; die Red.) als Torschützenkönig nach London fahren".

Dort sehen Fußball-Fans in aller Welt dann "ein ganz anderes Spiel" - und der Verlierer kann nicht an den TV-Monitoren vorbeischauen, sondern muss live im Stadion mit ansehen, wie dem Sieger der Pokal überreicht wird.

Aus Wolfsburg berichtet Jürgen Blöhs