Freiburgs Trainer Christian Streich wünscht sich mehr Kaltschnäuzigkeit von seinem Team
Freiburgs Trainer Christian Streich wünscht sich mehr Kaltschnäuzigkeit von seinem Team

Nach vorne ohne den letzten Punch

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Freiburg - Nach dem 0:0 gegen zehn Hamburger wirbt Freiburgs Trainer Christian Streich um Verständnis für sein Team und hofft darauf, dass die Grippewelle, die Teile des Kaders lahmlegte, bald wieder abebbt.

Zu wenig Effizienz beim Abschluss

Christian Streich saß auf dem Podium im Presseraum und ging noch einmal die bisherigen Saisonspiele durch. Waren es nun, drei, vier oder fünf Punkte, die der SC auf dem Konto haben könnte, wenn er ein bisschen mehr Glück gehabt hätte und das ein oder andere mal ein wenig kaltschnäuziger vor dem gegnerischen Tor agiert hätte? "Wie dem auch sei, heute hat jedenfalls der letzte Tick gefehlt."



Wobei: Natürlich hätte der SC Freiburg auch diesmal mehr Punkte holen können, derer zwei sogar. Schließlich spielte der Gegner nach dem Platzverweis für den österreichischen Innenverteidiger Paul Scharner nur noch mit zehn Mann. Schließlich hatte der SC ein Übergewicht an hochkarätigen Torchancen und zumindest bei zwei Abschlüssen von Max Kruse Pech, dass beim Hamburger SV mit Rene Adler ein "absoluter Ausnahmetorwart" zwischen den Pfosten steht, wie Christian Streich feststellte.

Und der SC? Spielte nach schwachem Beginn feldüberlegen, hatte die Partie defensiv weitgehend im Griff, agierte aber nach vorne ohne den letzten Punch. Dass Entschlossenheit und Tempo in den meisten Saisonspielen höher lagen, erkannte auch Max Kruse. "Wir hätten den Ball manchmal noch schneller laufen lassen müssen", gab er nach dem Spiel zu Protokoll. Kruse, der als Kind mit Roy-Präger-Fantrikot von der Hamburger Randgemeinde Reinbek aus ins HSV-Stadion pilgerte, war auch auf sich selbst nicht gut zu sprechen.

"In Hannover müssen wir das besser machen"



Zu gerne hätte der ehemalige St. Paulianer gegen seinen Lieblingsverein ein Tor erzielt: "Einen von den drei Möglichkeiten kann ich schon machen", sagte er ein wenig sarkastisch. Kruse: "Ich fand aber, dass wir gut standen, aber bei so viel Ballbesitz muss mehr dabei herauskommen. Am Samstag in Hannover müssen wir das besser machen."

Auch Oliver Baumann ging bei seiner Analyse streng mit sich und seinen Vorderleuten ins Gericht. Der Freiburger U-21-Nationaltorwart legte den Finger in die Wunde, denn im zweiten Durchgang dominierte der SC zwar, schaffte es aber kaum einmal, Überzahlsituationen konsequent zu Ende zu spielen: "Wir hatten uns in der Halbzeit vorgenommen, noch mehr Ballbesitz zu erzielen, sind nicht oft durchgekommen. Aber wenn, dann wurde es gefährlich."

Verletzungssorgen machen Remis zum Punktgewinn



Gnädiger in der Analyse war hingegen Trainer Streich, der auf die Verletztensituation bei den Breisgauern hinwies. Mit Pavel Krmas und Fallou Diagne hätten gleich beide Innenverteidiger erst am Tag vor dem Spiel wieder das Training aufnehmen können. Auch Daniel Caligiuri habe grippegeplagt lange Zeit dem Training fernbleiben müssen. "Und Johannes Flum liegt immer noch im Bett." Ein wenig Zurückhaltung, auch physische Zurückhaltung, sei also vonnöten gewesen.

Und überhaupt dürfe man bei aller Kritik auch nicht vergessen, dass der Gegner ein Ensemble sei, das sich aus allerlei hervorragenden Einzelspielern zusammensetze: "Der HSV hat eine tolle Mannschaft, und dann muss man am Ende sagen: Der Punkt ist okay."

Aus Freiburg berichtet Christoph Ruf