Schalkes Benedikt Höwedes (unten) redete nicht um den heißen Brei herum: "Heute haben wir alles über Bord geworfen"
Schalkes Benedikt Höwedes (unten) redete nicht um den heißen Brei herum: "Heute haben wir alles über Bord geworfen"

Nach Pleite in Köln zeigt sich Schalke selbstkritisch

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Köln - Der FC Schalke 04 zeigt in dieser Saison weiterhin zwei Gesichter. Während die Mannschaft von Roberto Di Matteo im eigenen Stadion höheren Ansprüchen genügt, liefert sie auswärts regelmäßig schwächere Spiele ab. Die 0:2-Niederlage beim 1. FC Köln bezeichnete Horst Heldt, Schalkes Vorstand Sport, als "Höhepunkt" einer negativen Entwicklung.

Es ehrt die Verantwortlichen beim FC Schalke 04, dass sie nach der richtig schwachen Vorstellung im RheinEnergieStadion deutliche Worte fanden und offen Kritik übten. Niemand wollte die Leistung schön reden, niemand sich seiner Verantwortung entziehen. Aber richtig erklären konnte auch niemand, warum die Mannschaft so oft Rückschläge erleidet, warum sie aber in der Rückrunde in München und Wolfsburg punktet und Mönchengladbach schlägt, dafür aber bei Gegnern wie Frankfurt, Mainz oder Köln chancenlos ist.

Horst Heldt hatte als Ursache die fehlenden Einstellung ausgemacht und personelle Konsequenzen angedroht. "Nach diesem Auftritt ist die Zeit vorbei, dass wir uns schützend vor die Spieler stellen. Das werden wir uns nicht mehr bieten lassen", kritisierte er hart. "Die Spieler sind nicht an ihre Leistungsgrenze herangegangen und haben sich nicht an die Vorgaben gehalten. Wir werden in den nächsten Tagen gucken, wer noch bereit ist, das zu machen, was wir uns vorstellen. Und wenn einer nicht dazu bereit ist, dann erlebt er das nächste Training nicht mehr. Die Spieler machten dem Eindruck, als wüssten sie nicht, worum es geht. Die Konsequenzen wird jetzt jeder zu spüren bekommen."

Höwedes: "Alles über Bord geworfen"

An Selbstkritik mangelte es der Mannschaft nicht. "Es war ein richtig schlechtes Spiel von uns, eines der schlechtesten in den letzten Jahren", gab Julian Draxler zu. "Heute haben wir alles über Bord geworfen, nichts umsetzen können, die taktische Disziplin und die Leidenschaft waren gleich null", schimpfte auch Kapitän Benedikt Höwedes.

Das Schalker Minimalziel - die Qualifikation zur Europa League - ist in ernster Gefahr, konnten doch am Wochenende die Konkurrenten aus Augsburg und Dortmund gewinnen und Bremen punkten. Den 5. Platz mussten die Knappen erst einmal dem FC Augsburg überlassen, der eigenen Rang 6 steht nach nur noch zwei Siegen aus den letzten zwölf Partien auf wackeligen Füßen.

Torjäger Klaas-Jan Huntelaar kehrt zurück

Noch haben es die Königsblauen in der eigenen Hand, die zwei Punkte Vorsprung auf den Siebten Borussia Dortmund ins Ziel zu retten und damit einigermaßen Schadenbegrenzung zu betreiben. Schalke spielt zunächst gegen den SC Paderborn 07 daheim und dann am letzten Spieltag beim Hamburger SV. Eine Mannschaft, die in diesem Jahr gegen die aktuelle Top 3 unbesiegt blieb und dabei fünf Punkte holte, sollte diese Aufgaben bewältigen können.

"Unsere Priorität ist jetzt, das nächste Spiel gegen Paderborn zu gewinnen", sagt Schalke-Trainer Roberto Di Matteo. "Es wird eine schwierige Woche für uns. Letzte Woche haben wir eine gute Reaktion gezeigt. Wir müssen jetzt zusammenstehen." Mut machen die insgesamt gute Heimbilanz in dieser Saison und die Rückkehr des in Köln noch gelb-gesperrten Torjägers Klaas-Jan Huntelaar, der gegen Stuttgart zuletzt doppelt traf. Klar ist aber auch, dass die Mannschaft ein komplett anderes Gesicht als in Köln zeigen muss.

Aus Köln berichtet Tobias Gonscherowski