Nach anstrengenden Wochen mit Siegen in Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal hat Bayer Leverkusen ausgerechnet das letzte Heimspiel des Jahres verloren
Nach anstrengenden Wochen mit Siegen in Bundesliga, Champions League und DFB-Pokal hat Bayer Leverkusen ausgerechnet das letzte Heimspiel des Jahres verloren

Müde Werkself zu harmlos

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Leverkusen - Bayer Leverkusen hat die Vorlage nicht ausnutzen können. Statt sich mit einem Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt von den härtesten Konkurrenten Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach, die am Samstag Punkte liegen gelassen hatten, weiter abzusetzen, unterlag die Werkself gegen die abstiegsgefährdeten Hessen selbst mit 0:1.

Keine Tore, keine Punkte

Im 13. Spiel riss die Serie. Nach knapp neun Monaten und zwölf Heimspielen ohne Niederlage (bei zehn Siegen und zwei Unentschieden) verlor Leverkusen wieder ein Bundesliga-Spiel in der BayArena. Ausgerechnet gegen die Eintracht aus Frankfurt, die ihrerseits seit Mitte September und zehn Partien keinen Dreier mehr geholt hatte.

Es sollte nicht sein an diesem trüben Dezember-Abend. Die Rheinländer bissen sich an den teilweise mit einer Sechserkette verteidigenden Frankfurtern die Zähne aus. Nach einer schwachen ersten Spielhälfte ohne nennenswerte eigene Torchance steigerte sich Bayer zwar nach dem Seitenwechsel. Doch in ernsthafte Bedrängnis brachten Stefan Kießling und Co. das Gehäuse der SGE auch im zweiten Durchgang nicht.

"Man hatte bei unseren Chancen auch nicht so richtig das Gefühl, dass ein Ball reingehen könnte. Es war zu wenig für einen Sieg", analysierte Kapitän Rolfes nüchtern und sachlich. "Wenn man kein Tor macht, kann man nicht gewinnen", bemühte Trainer Sami Hyypiä in seinem Statement zum Spiel eine alte Fußballerweisheit.

In der Tat drückte diesmal der Schuh in der Offensive. Kießling rackerte wie immer unermüdlich, wirkte aber im 25. Leverkusener Pflichtspiel der Saison ausgebrannt und überspielt. Da auch Heung-Min Son keinen guten Tag erwischte, der verletzte Sidney Sam schmerzlich vermisst wurde und Eren Derdiyok weit von seiner Bestform entfernt ist, blieb die Werkself zum dritten Mal in dieser Saison ohne eigenen Treffer und damit zugleich auch ohne Punkt.

Kleiner Kader, große Erfolge

Die Leverkusener, die einen kleineren Kader haben und weitaus weniger rotieren können als etwa die Bayern oder der BVB, sehnen das Ende der Kräfte zehrenden Vorrunde herbei. Gegen Frankfurt saßen abgesehen von Jens Hegeler und Derdiyok nur noch Talente auf der Bank, während bei den Reservisten der Gäste aus Frankfurt mit Bastian Oczipka, Takashi Inui, Vaclav Kadlec und Tranquillo Barnetta einige prominente Hochkaräter auf ihren Einsatz brannten.

Unter diesen Voraussetzungen hat Bayer eine überragende Hinrunde gespielt. Daran ändert auch die Niederlage gegen Frankfurt nichts. Die Rheinländer liegen immer noch satte fünf Punkte vor Dortmund und Gladbach, sie überwintern als Zweiter in der Bundesliga und haben sich zudem fürs Achtelfinale der Champions League und die Runde der letzten Acht im DFB-Pokal qualifiziert.

Bayer ist "Bayern-Jäger" Nummer 1

Auf dem Papier sind sie auch weiterhin "Bayern-Jäger" Nummer 1. Doch in der Realität scheinen die Münchner der Konkurrenz turmhoch überlegen zu sein und angesichts ihrer nicht enden wollenden Rekordserie in einer anderen Liga zu spielen. Vergleiche mit dem Triple-Sieger werden in Leverkusen darum erst gar nicht angestellt. "Wir stehen sehr gut da“, meinte Lars Bender gegenüber bundesliga.de.

"Es ist vielleicht in der Liga, was die Tabelle angeht, etwas uninteressant. Aber wir müssen auf uns schauen. Es geht um uns“, sagte Bender, der nicht der Meinung ist, dass es Leverkusener Sache sei, die Bundesliga spannend zu halten. Traditionell gucken die Werkskicker ohnehin erst einmal auf die Vereine, die hinter ihnen im Klassement platziert sind.

"Tolle Vorrunde"

Ganz abgesehen davon kann man mit einem Sieg im letzten Spiel des Jahres bei Werder Bremen noch immer die beste Hinrunde seiner Vereinsgeschichte abschließen. 40 Punkte hat noch keine Bayer-Mannschaft geholt. 37 sind es derzeit.

"Wir haben eine tolle Vorrunde gespielt, aber die ist noch nicht vorbei", erklärte Sportchef Rudi Völler. "Wir haben noch ein Spiel in Bremen. Da müssen wir uns die drei Punkte zurückholen, die wir gegen Frankfurt verloren haben. Dafür werden wir alles tun."

Aus Leverkusen berichtet Tobias Gonscherowski