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Bayer Leverkusen wollte beim FC Bayern München den ersten Sieg seit 22 Jahren einfahren. Aber kaum war die Wiesn-Kapelle vom Rasen...
Bayer Leverkusen wollte beim FC Bayern München den ersten Sieg seit 22 Jahren einfahren. Aber kaum war die Wiesn-Kapelle vom Rasen...

Mit Wiesn-Kater in die "Königsklasse"

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München - Da stand Stefan Kießling nun im Scheinwerferlicht, die Hände in die Hüften gestemmt, und schaute ganz ungläubig. Als der Angreifer von Bayer Leverkusen in den Katakomben der Allianz Arena vor laufenden Kameras um Erklärungen für die bittere 0:3-Niederlage beim FC Bayern München rang, wirkte er beinahe ein wenig ratlos.

"Was soll ich nach so einem Spiel sagen? Und nach letzter Woche? Mir fehlen ein bisschen die Worte. Wir nehmen uns soviel vor und nach fünf Minuten kassieren wir das 0:1, da fühlt man sich wie im falschen Film", haderte der 27-Jährige, nachdem die "Werkself" in der bayrischen Landeshauptstadt bereits zum 22. Mal nacheinander sieglos geblieben war.

Dabei hatte die Reise gen Süden für die Rheinländer dieses Mal von vornherein unter keinem guten Stern gestanden. Im Vergleich zur 1:4-Pleite vor einer Woche im Derby gegen den 1. FC Köln musste Trainer Robin Dutt seine Startelf notgedrungen gleich auf vier Positionen verändern, vermochte seinen Kader aufgrund der akuten Personalprobleme aber noch nicht einmal ganz aufzufüllen.

Bayer vom "Bayern-Express" überrollt

Mit Rechtsverteidiger Danny da Costa schickte der Chefcoach sogar einen absoluten Frischling ins Rennen, der sich in seiner ersten Partie als Profi keinem geringeren als Franck Ribery gegenübersah - und der war, der Wiesn-Stimmung im Stadion entsprechend, erneut in Spiellaune. So zahlte der 18-jährige Schüler schon nach fünf Minuten ziemliches Lehrgeld, als Thomas Müller nach feiner Vorarbeit des französischen Superstars zum 1:0 vollstreckte. Das Leverkusener Unheil schien seinen Lauf zu nehmen.

Die "Werkself", deren Kapitän Simon Rolfes für das Kräftemessen mit dem Rekordmeister eigentlich die Parole "jetzt erst recht" ausgegeben hatte, war jedenfalls erkennbar geschockt. In der Folge kassierte Bayer das im Großen und Ganzen vorentscheidende zweite Gegentor durch Daniel van Buytens direkt verwandelten Freistoß - da waren keine 20 Minuten absolviert.

Viel Einsatz, kein Ertrag

Danach ging es Dutt, der während des gesamten Spiels die Seitenlinie entlangtigerte, verständlicherweise erst einmal um Schadensbegrenzung: "Das Team hatte sich viel vorgenommen. Da ist es ein Keulenschlag, wenn man nach fünf Minuten zurückliegt und dann noch durch einen Standard das zweite Tor kassiert. Trotzdem Hut ab vor meiner Mannschaft, dass sie sich nicht hat abschlachten lassen", meinte der 46-Jährige: "Wir haben gegen eine hervorragende Bayern-Mannschaft verloren, die ihresgleichen sucht."

Mangelnder Einsatz war seiner Elf wirklich nicht vorzuwerfen. Im Gegenteil, die Gäste liefen nicht nur sechs Kilometer mehr als die Münchner, sondern nahmen auch den Kampf an und erarbeiteten sich letztlich eine annähernd ausgeglichene Zweikampfbilanz. Wenngleich die Moral also stimmte, war der souveräne Spitzenreiter dennoch gerade in den entscheidenden Momenten stets einen Schritt voraus, erwies sich als gedanklich einfach schneller. Auch weil die Abwehr dadurch zwangsläufig unter Dauerdruck stand, brachte der ins Mittelfeld der Tabelle durchgereichte Vize-Meister binnen 90 Minuten bloß vier magere Torschüsse zustande - vereinsintern mit Abstand die wenigsten in dieser Saison.

"Die Bayern sind eine Klasse für sich"

"Bayern hat tollen Fußball gespielt. Wir haben versucht, es eng zu machen, aber sie haben sich immer gut gelöst. Sie haben Räume geschaffen und das ausgenutzt", analysierte Mittelfeldspieler Lars Bender. "In der zweiten Halbzeit durften wir nicht aufmachen, ansonsten kann man hier untergehen. Das 3:0 war am Ende verdient, eher als ein Anschlusstreffer von uns."

Wenige Sekunden vor Spielende hatte der nach wochenlanger Verletzungspause eingewechselte Arjen Robben seine umjubelte Rückkehr gekrönt und den Schlusspunkt unter eine über weite Strecken einseitige Partie gesetzt. Wohl dem, der solche Reserven hat, das sah selbst Sportdirektor Rudi Völler so: "Man hat klar gesehen, dass wir gegen eine Mannschaft gespielt haben, gegen die wir keine Chance hatten. Die Bayern sind einfach eine Klasse für sich."

Alle Augen auf die "Königsklasse"

Und genau deshalb gilt es, diese Niederlage an einem augenscheinlich gebrauchten Tag nicht überzubewerten. Viel Zeit, die dritte Pflichtspielpleite in Serie aufzuarbeiten, hat Leverkusen sowieso nicht, was allerdings auch von Vorteil sein kann: Mund abputzen und abhaken, schon am Mittwochabend steht das erste Heimspiel in der Champions League an - und damit die Chance zu einer schnellen Wiedergutmachung.

Belgiens Titelträger KRC Genk hatte Bayer zwar schon in einem Testspiel in der Sommervorbereitung als "hochkarätigen Gegner" (Dutt) erlebt. Zum einen verlief dessen Saisonstart aber ebenfalls eher holprig, in der heimischen Jupiler League steht der Meister nach acht Spielen nur auf Platz 5. Zum anderen dürften dann neben den in der Bundesliga gesperrten Michal Kadlec und Andre Schürrle wohl auch der von Knieproblemen geplagte Daniel Schwaab und der grippekranke Michael Ballack wieder zur Verfügung stehen - allesamt wichtige Alternativen. Kurzum, gegen die Mannschaft aus dem Nordwesten Flanderns sollte auf alle Fälle was gehen, man muss bloß die "Keulenschläge" von München schleunigst aus dem Kopf bekommen.

Aus der Allianz Arena berichtet Stefan Missy