Im letzten Jahr rettete Michael Frontzeck Hannover 96 vor dem Abstieg, im Winter trat er dort zurück - © © imago / Eibner
Im letzten Jahr rettete Michael Frontzeck Hannover 96 vor dem Abstieg, im Winter trat er dort zurück - © © imago / Eibner

Frontzeck: "Kühlen Kopf bewahren, Nerven behalten"

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Köln - Michael Frontzeck hat in der Bundesliga bereits bei vier Vereinen gearbeitet und bei seinen Stationen in Aachen, Bielefeld, Mönchengladbach und Hannover auch extreme Erfahrungen im Abstiegskampf gesammelt. In Bielefeld und Hannover gelang ihm die Rettung, in Aachen nicht. Im Interview mit bundesliga.de sagt der 52-jährige frühere Meisterspieler des VfB Stuttgart, worauf es im Abstiegskampf ankommt.

"Alle Fußballer haben kleine Macken"

bundesliga.de: Herr Frontzeck, ganz direkt gefragt: Worauf kommt es im Abstiegskampf vor allem an?

Michael Frontzeck: Ein Patentrezept gibt es nicht. Das hängt immer von der Mannschaft und dem Club ab. Mitentscheidend bei aller Unruhe und den Tumulten ist, dass man einen kühlen Kopf bewahrt und die Nerven behält. Ganz wichtig ist, dass das Umfeld, sprich die Zuschauer und der ganze Club, die Situation annimmt und hinter der Mannschaft steht. Paradebeispiel ist aktuell Werder Bremen am letzten Montag. Durch die Ergebnisse der anderen Vereine war Werder auf den Abstiegsplatz abgerutscht und hatte zuhause ein sehr unangenehmes Spiel gegen Stuttgart. Aber die Mannschaft wurde von einer Woge der Begeisterung getragen. Das ist der Idealzustand. Den hatten wir letztes Jahr auch in Hannover, als wir auch mit dem Rücken zur Wand standen und das Gefühl hatten, dass die ganze Stadt hinter uns stand. Dann hat man eine gute Chance, den Abstiegskampf erfolgreich zu bestreiten. Gute Nerven sind wichtig.

bundesliga.de: Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht, neue Impulse in Form von Trainingslagern zu setzen?

Frontzeck: Entscheidend ist, ob man als Trainer und Club davon überzeugt ist, dass ein Trainingslager einem gut tut. Wir haben es in Hannover im letzten Jahr auch gemacht. Wir sind in die Klosterpforte gefahren, die etwa eine Stunde weg von Hannover liegt. Ich wusste, dass ich dort ideale Bedingungen vorfinde. Du hattest gute Trainingsbedingungen und zwei, drei Tage absolute Ruhe mit der Mannschaft. Es hatte weniger damit zu tun, ein paar Tage aus Hannover weg zu sein. Du hast die Jungs zwei Tage rund um die Uhr für dich und kannst in Ruhe arbeiten. Aber das alles haben wir auch nicht getan, um sagen zu können, dass wir alles versucht haben. Es muss aus der Überzeugung entstehen.

bundesliga.de: Wie löst man die Verkrampfung in einer Mannschaft? Ist viel Training gefragt, wenig Training oder vielleicht zur Ablenkung etwas ganz anderes wie ein Grillabend oder ein Kinobesuch?

Frontzeck: Jedem das Seine. Zum Ende einer Saison muss die Spannung in der Trainingsarbeit hochgehalten werden, auch wenn es nur relativ kurze Trainingseinheiten sind. Die Spieler haben nach der langen Saison schon einiges in den Knochen. Es geht darum, die Spannung und die Spritzigkeit auf den Platz zu bringen. Dementsprechend trainierst du auch.

- © imago / Nigel Treblin