Mario Gomez bejubelt seinen Hattrick - © © gettyimages / Lars Baron
Mario Gomez bejubelt seinen Hattrick - © © gettyimages / Lars Baron

Mario Gomez: "Wir geben nicht auf und machen immer weiter"

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Leverkusen - Der VfL Wolfsburg und Mario Gomez erlebten beim 3:3 gegen Bayer 04 Leverkusen ein Wechselbad der Gefühle. Trotz drückender Überlegenheit und etlichen Torchancen lagen die "Wölfe" zehn Minuten vor dem Abpfiff mit 0:2 zurück, ehe Mario Gomez mit einem Hattrick innerhalb von 6:58 Minuten das Ergebnis drehte. Zum Sieg reichte es dennoch nicht, da auch die Werkself noch einmal traf. Nach dem Abpfiff sprach Wolfsburgs Mittelstürmer Klartext.

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Frage: Mario Gomez, Glückwunsch zu einem Hattrick innerhalb von nur knapp sieben Minuten. Für den Sieg haben die drei Tore dennoch nicht gereicht. Wie bewerten Sie das Spiel und Ihren Dreierpack?

Mario Gomez: Ich bin sehr unzufrieden und ein bisschen traurig, dass wir aus diesem Spiel nur einen Punkt mitnehmen. Ich hatte in der Saison schon vier oder fünf Spiele, in denen ich nach dem ersten Tor ein paar Prozent weniger vor dem Tor gebracht und dementsprechend weniger Treffer erzielt habe. Heute musste ich, weil es 0:2 stand. Ich konnte nach dem ersten und auch nach dem zweiten Tor nicht weniger machen. Ich schreibe mir das jetzt auf die Fahne und will es auch in den nächsten Spielen mitnehmen, dass ich 90 Minuten lang mit 100 Prozent Konzentration vor dem Tor weiterspiele. Das hat mich immer ausgezeichnet. In dieser Saison hat es mich öfter geärgert, dass ich nach dem ersten Tor kein zweites mehr nachgelegt habe. Dementsprechend bin ich heute natürlich happy, dass es diesmal geklappt hat.

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Frage: Tut Wolfsburg das Unentschieden nach dem Spielverlauf mehr weh als Leverkusen?

Gomez: Man muss noch nicht einmal eine grüne Brille tragen, um zu erkennen, dass Leverkusen nicht sein bestes Spiel gemacht hat. Wir haben sicherlich ein sehr gutes Auswärtsspiel absolviert und die Dinge, die wir uns vorgenommen haben, umgesetzt. Wir hätten noch zwei oder drei Tore mehr machen müssen. Das haben wir nicht geschafft. Aber wenn du auswärts drei Treffer erzielst, musst du das Spiel gewinnen. Das Einzige, was man uns heute vorwerfen kann, ist, dass wir in drei Situationen individuelle Stellungsfehler begangen haben und dementsprechend nur einen Punkt mitnehmen. Ich habe selbst selten ein Spiel mitgemacht, in dem man den Sieg so verdient hatte und am Ende nur einen Punkt holt.

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Frage: Wie schwer war es, nach der großen Überlegenheit in den ersten 75 Minuten und vielen vergebenen Torchancen den Glauben nicht zu verlieren, dass die Kugel doch nochmal irgendwie ins Tor geht?

Gomez: Es war kein Fifty-Fifty-Spiel, in dem der Gegner gut im Spiel war und die Tore macht und wir nicht. Wir haben heute von der ersten Minute an gemerkt, dass wir die bessere Mannschaft sind. Wir hatten die bessere Idee und waren immer einen Tick schneller. Dementsprechend war es Wahnsinn, dass wir 0:2 zurücklagen. Aber so ist Fußball manchmal. An der Tatsache, dass wir in sieben Minuten drei Tore geschossen haben, sieht man, dass wir nicht aufgeben und immer weitermachen. In den letzten Wochen hat ein Prozess bei uns eingesetzt. Wir glauben wieder an uns - auch in schwierigen Momenten. Und vor allem versuchen wir auch wieder, Fußball zu spielen. Es war eines unserer besten Auswärtsspiele.

Erinnerung an 2013

Frage: Haben Sie schon einmal in so kurzer Zeit drei Tore geschossen?

Gomez: Ich glaube ja. Und es muss sogar mit den Bayern in einem Pokalspiel gegen Wolfsburg gewesen sein. Ich glaube im Halbfinale 2013 habe ich in acht Minuten dreimal getroffen.

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Frage: Unter dem neuen Trainer Andries Jonker gibt es für Sie wieder eine klare Rollenverteilung. Sie sind ausschließlich als Torjäger gefragt. Wie gut hat Ihnen persönlich der Trainerwechsel getan?

Gomez: Bei mir ist mein Job für jedermann einfach zu sehen. Ich bin derjenige, der die Tore macht. Da hat man Fakten. Aber man sieht es nicht nur mir, sondern auch der kompletten Mannschaft an, dass wir wieder einen klaren Plan haben. Wir sind eine Mannschaft mit elf Spielern, in der nicht jeder machen kann, was er will. Der Trainer gibt einen klaren Plan vor. Jeder Spieler fühlt sich auch wohl damit und hält sich daran. Ich glaube, das sieht man. Wenn wir so weitermachen, haben wir nichts mit dem Abstieg zu tun.

Gomez: "Ich fühle mich wohl"

Frage: Wie bewerten Sie die Situation im Tabellenkeller nach diesem 26. Spieltag?

Gomez: In dieser Saison läuft in der Bundesliga vieles ungewöhnlich. Deswegen bin ich froh, dass wir wieder einen Trainer haben, der ganz egal, wie die Situation im Abstiegskampf ist, ganz klar sagt: Warum spielen wir Fußball? Weil wir Spaß daran haben und weil wir offensiv spielen wollen. Wir wollen nicht Woche für Woche nur mit Druck, Angst und Nervosität spielen. Man kann es als Stärke oder Schwäche auslegen, dass zwischen einem Europapokalplatz und einem Abstiegsplatz nur acht Punkte liegen. Das ist verrückt. Ich finde es schade, dass Woche für Woche bis zu zwölf Mannschaften mit viel Nervosität spielen, Harakiri spielen und nur ihren Allerwertesten retten wollen. Darum spielen wir doch alle keinen Fußball. Bei uns sieht man jetzt - und das sage ich, ohne die Situation zu unterschätzen und obwohl wir noch nicht raus aus dem Abstiegskampf sind -, dass das Ganze wieder nach Fußball aussieht. Trotzdem müssen wir unsere Spiele gewinnen, statt 3:3 zu spielen.

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Frage: Wie geht es mit Ihnen persönlich nach der Saison weiter? Wie ist der Stand der Dinge?

Gomez: Ich habe schon öfter gesagt, dass ich ganz happy bin und die Situation sehr zu schätzen weiß. Ich fühle mich wohl. Trotzdem werden wir uns am Ende der Saison, so wie ich es vom ersten Tag an gesagt habe, zusammensetzen und sprechen. Es spricht wenig dagegen. Aber es gehören auch immer zwei dazu. Wir werden sehen, was passiert.

Aufgezeichnet von Tobias Gonscherowski