Enttäuscht nach dem knappen Aus: Marco Reus' überragende Leistung reichte nicht
Enttäuscht nach dem knappen Aus: Marco Reus' überragende Leistung reichte nicht

Reus: "Wir waren so nah dran"

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Dortmund - Er knipste zwei Tore gegen Real Madrid - und war nach dem Spiel und dem Aus des BVB in der Champions League doch die personifizierte Enttäuschung. Marco Reus fiel es trotz des 2:0-Sieges sichtlich schwer, sich über die leidenschaftliche und fantastische Leistung der Dortmunder zu freuen: "Am Ende zählt, dass wir es nicht geschafft haben."

Reus war in den 90 Minuten zuvor zum neuen Real-Schrecken mutiert. Er erzielte nicht nur beide Treffer für die Borussia, sondern dribbelte und sprintete immer wieder durch die Abwehr der Madrilen und hätte fast noch einen Assist für eine überragende Vorarbeit verbucht - wenn Henrikh Mkhitaryan im Abschluss nicht nur den Pfosten getroffen hätte (alle BVB-Stars in der Einzelkritik). So aber ist der BVB trotz des Heimsiegs im Viertelfinale der Champions League ausgeschieden und ein trauriger Marco Reus sprach danach über verpasste Chancen, einen Klassenunterschied auf dem Platz und berechtigten Stolz.

Frage: Herr Reus, wie sieht Ihr Gefühlsleben nach diesem Spiel aus?

Marco Reus: Man spielt Champions League, um weiterzukommen. Das haben wir nicht geschafft, daher ist die Enttäuschung natürlich groß. Es war alles drin in diesem Spiel. Wir hatten in der zweiten Halbzeit auch noch riesige Chancen. Mit ein bisschen mehr Glück macht Micki das Tor. Es ist schade. Aber am Ende zählt dann eben doch, dass wir es nicht geschafft haben.

Frage: Woran hat es aus Ihrer Sicht gelegen, dass es trotz toller Leistung nicht ganz gereicht hat?

Reus: Wir haben unsere Chancen nicht konsequent genug rein gemacht. Deswegen haben wir zu wenige Tore geschossen und das bedeutet in der Champions Legaue eben, dass du nicht weiterkommst. Das ist der einzige Grund gewesen. Wir haben alles gegeben.

Frage: Vor allem in der ersten Halbzeit hat der BVB Real sogar komplett dominiert.

Reus: Wir hatten Real Madrid über 80 Minuten sehr gut im Griff. Sie sind erst zu Chancen gekommen, als wir in den letzten Minuten komplett aufmachen mussten. Aber was wir vorher  in der ersten Halbzeit gespielt haben, war fast ein Klassenunterschied. Da haben wir Weltklasse gespielt. Da ist unser Plan voll aufgegangen und Real wusste überhaupt nicht, was sie machen sollten. Genau das war auch unser Ziel.

Frage: Ab wann haben Sie selbst daran geglaubt, dass das Halbfinale doch noch möglich ist für den BVB?

Reus: Ehrlich gesagt war dieser Gedanke schon direkt nach dem Hinspiel da. Es war zwar eine deutliche Niederlage in Madrid, aber wir wussten, dass wir auch dort nicht chancenlos waren. Wir haben ans uns geglaubt und sind auch genau so in dieses Rückspiel gegangen. Nach dem Treffer zum 2:0 ist dieser Glaube natürlich noch viel intensiver geworden. Am Ende hat ein bisschen die Kraft gefehlt. Und natürlich das eine Tor, das uns zumindest erst einmal die Verlängerung gebracht hätte. (XL-Galerie: Bilder des Spiels)

Frage: Wie haben Sie die Stimmung im Stadion empfunden?

Reus: Die Zuschauer waren absolute Weltklasse und haben uns das ganze Spiel über gepusht. Das war Wahnsinn, einfach eine ganz fantastische Atmosphäre.

Frage: Wie fällt nun nach dem Ausscheiden Ihr Fazit dieser Champions-League-Saison aus?

Reus: Man hat jetzt im Rückspiel gegen Madrid gesehen, was alles in dieser Mannschaft steckt. Darauf können wir wirklich stolz sein. Es macht auch keinen Sinn, jetzt den Spielern nachzutrauern, die uns durch Verletzungen alle auch in den Spielen in der Champions League gefehlt haben. Das wussten wir auch vor dem Viertelfinale. Es lag an uns, es trotzdem hinzubekommen. Aber wir haben es im Hinspiel vermasselt.

Frage: Das Hinspiel ärgert Sie noch immer.

Reus: Man hat gesehen, dass Real Madrid zu schlagen ist. Es ist einfach schade, dass wir es im Hinspiel verpasst haben, ein Tor zu machen. Das war letztlich der Grund, warum es unter dem Strich in beiden Spielen zusammen nicht gereicht hat. Und dafür sind wir eben auch verantwortlich.

Frage: Man merkt, dass bei Ihnen die Enttäuschung alles überwiegt. Wann ist wieder Platz für echten Stolz?

Reus: Wenn man sieht, wie viele Verletzte wir haben und wie stark jeder Einzelne gespielt hat, macht einen das schon sehr stolz, Teil dieser Mannschaft zu sein. Für mich überwiegt trotzdem die Enttäuschung, dass wir es nicht geschafft haben. Wir waren so nah dran und hatten so viele Chancen. Mit etwas Abstand werden wir in ein, zwei Tagen vielleicht richtig stolz sein können, was wir alles geschafft haben.

Aufgezeichnet von Dietmar Nolte