Kampf um jeden Zentimeter: Lucas Barrios (v., gegen Raffael) und sein BVB taten sich lange schwer gegen die Hertha
Kampf um jeden Zentimeter: Lucas Barrios (v., gegen Raffael) und sein BVB taten sich lange schwer gegen die Hertha

Maloche statt Zauberfußball

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Berlin - Nach dem Schlusspfiff wollte bei den Spielern von Borussia Dortmund so richtig keine Freude aufkommen. Es überwog die Erleichterung über "einen glücklichen, aber nicht unverdienten Sieg", wie Robert Lewandowski gegenüber bundesliga.de das zusammenfasste.

"Hertha hat uns das Leben schwer gemacht. Im Endeffekt haben wir ein 'dreckiges Spiel' gewonnen und drei Punkte in der Tasche", sagte Moritz Leitner. Der Tabellenfünfzehnte aus Berlin hatte das Kombinationsspiel des Meisters von Beginn an nicht zur Entfaltung kommen lassen.

Darüber hinaus sorgte das Tauwetter für eine rutschige und schwer zu bespielende Oberfläche über dem tiefgefrorenen Boden, so dass Jürgen Klopp die Pressekonferenz wie in diesem Winter schon beinahe gebetsmühlenartig mit seiner Dauerkritik an "schlechten Platzverhältnissen" eröffnete.

Zauberer als Malocher

Immerhin wies der BVB-Coach darauf hin, dass "beide Mannschaften mit den Verhältnissen klarkommen mussten. Entscheidend war, dass wir das Kampfspiel angenommen haben. Ich bin absolut begeistert von der Einstellung meiner Truppe", lobte Klopp seine Profis. "Das war richtig harte Arbeit."

In der Tat haben die Dortmunder im Berliner Olympiastadion gezeigt, in welcher Region der Verein beheimatet ist. Die schwarz-gelben Zauberer zeigten, dass sie auch anders können, wenn es drauf ankommt und entpuppten sich als Malocher aus dem Ruhrgebiet.

"Geht nicht nur mit schönem Spiel"

"Solche Spiele muss man gewinnen, wenn man oben mitspielen will", stellte Lewandowski klar und betonte, dass zu jedem Spiel über dem Spielerischen hinaus das kämpferische Moment gehöre. "Es geht nicht nur mit schönem Spiel. Arbeiten muss man immer."

Arbeit, Arbeit, Arbeit... Es gab an diesem Nachmittag keinen BVB-Profi, der nicht auf dieses Mantra zurückgriff. Von einem "Arbeitssieg" sprach Patrick Owomoyela. "Wir haben den Kampf angenommen und am Ende ein Spiel gewonnen, das sicherlich eines der Schwierigeren war."

Kapitän nimmt "M-Wort" in den Mund

Am Ende war es Sebastian Kehl, der über alle Erleichterung hinaus den Wert der Partie für die Borussia erkannte. "Solche Spiele gehören dazu", so der BVB-Kapitän. Und dann sprach der Routinier das bei der Borussia verpönte "M-Wort" aus und betonte: "In Schönheit wird man nicht Meister."

Heißt: mit der richtigen Mischung aus Zauberfußball und Maloche schon. Es scheint, dass im Verein nach nun 16 Spielen in Folge ohne Niederlage und der Optimal-Ausbeute von 15 Punkten aus den fünf Spielen nach der Winterpause die Titelverteidigung langsam zum Thema wird.

Revanche für letzte Niederlage

Bei den Fans ist es das schon lange. 20.000 waren in die Hauptstadt gekommen, um ihr Team zu unterstützen. Und die feierten noch lange nach dem Spiel rund ums Olympiastadion und stimmten sich schon auf das Spiel gegen Hannover 96 am kommenden Sonntag ein.

Gegen die Niedersachsen mussten die Borussen am sechsten Spieltag die letzte Niederlage in der Liga einstecken. Diese Scharte soll unbedingt ausgewetzt werden - wenn nicht mit Zauberfußball, dann durch ehrliche Maloche.

Aus Berlin berichtet Jürgen Blöhs