Joel Matip feiert sein Traumdebüt: Zuvor standen für ihn nur 265 Minuten bei den Schalke-Amateuren zu Buche
Joel Matip feiert sein Traumdebüt: Zuvor standen für ihn nur 265 Minuten bei den Schalke-Amateuren zu Buche

Licht aus - Spot an

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Es läuft die 43. Spielminute in der Partie zwischen Bayern München und Schalke 04. Eine Freistoßflanke von Lukas Schmitz kommt scharf getreten vor das Tor von Bayern-Keeper Hans-Jörg Butt. Am Ende der Kette steht ein Kopfballtreffer von Joel Matip zum 1:1 - von Null auf Hundert in 43 Minuten!

Erster Bundesligaeinsatz, erstes Tor, Traumstart für Schalkes 18-jährigen Abwehrspieler Joel Matip. Und es wird noch besser: Bei der Wahl zum "Spieler des Spieltags" wählten 27 Prozent der bundesliga.de-User Matip zum Sieger. Und das verdient, schließlich gelang ihm nicht nur der wichtige Ausgleichstreffer. Er konnte auch alle Zweikämpfe in der Luft für sich entscheiden und die Hälfte seiner Zweikämpfe am Ball erfolgreich gestalten.

Misimovic und Lehmann auf den Plätzen

Auf Rang 2 landet Wolfsburgs Spielmacher Zvjezdan Misimovic. Er konnte 22 Prozent der abgegebenen Stimmen auf sich vereinen. Misimovic schoss den Ausgleich beim Sieg der "Wölfe" in Hoffenheim und war an vier weiteren Torschüssen beteiligt. Auf den weiteren Plätzen folgen dann nahezu gleichauf Jens Lehmann (17 Prozent), Stefan Kießling (16 Prozent) und Marco Reus (15 Prozent).

Der Stuttgarter Torwart Lehmann konnte seinen Kasten in Gladbach zum zweiten Mal in Folge sauber halten und behauptet somit Platz 3. Stefan Kießling schraubte sein Torkonto beim klaren Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt um einen Treffer auf mittlerweile acht Saisontore hoch. Und Marco Reus hatte in der Partie gegen Lehmanns Stuttgarter sieben Torschussbeteiligungen und gewann 55 Prozent seiner Zweikämpfe am Ball. Auf Rang 6 kommt der Leverkusener Abwehrspieler Stefan Reinartz (3 Prozent), der im Spiel gegen Frankfurt nicht nur sein erstes Bundesligator erzielte, sondern auch seine erste direkte Torvorlage geben konnte.

Matip: "Ein Super-Film"

Gymnasiast Matip wurde von Schalke-Trainer Felix Magath ins kalte Wasser geworfen. Aber was für ein Debüt: Erstes Spiel in der Bundesliga und dann direkt beim großen FC Bayern in der Allianz Arena. Zudem gelingt einem der viel umjubelte Ausgleichstreffer zum 1:1-Endstand. Was sich wie ein Traum anhört, war für Matip am vergangenen Samstag Realität.

Für manche Spieler bleibt es ein ganzes Leben ein Traum, ein Tor gegen den renommierten FC Bayern zu schießen. Matip kann dieses Ziel bereits nach seinem ersten Einsatz als erledigt abhaken. Der Bundesliga-Neuling berichtete mit leuchtenden Augen von seinem persönlichen "Super-Film" in der Allianz Arena: "Ich habe gespielt, ein Tor gemacht, ein großes Erlebnis."

Der große Unbekannte

Sein Name in der Anfangsformation sorgte nach der Verkündung der Aufstellung für jede Menge Informationsbedarf bei den Medienvertretern. Der wurde mit jeder gelungenen Aktion von Joel Matip größer. Und dann gelang dem 1,93 Meter großen Matip auch noch der Schalker Ausgleichstreffer.

Erst baff, dann ein wenig nervös: So schilderte Matip selbst seine Reaktion, als ihm Magath am Spieltag eröffnete, dass er von Beginn an zum Einsatz kommen würde. Dann kamen auch kurzzeitig "ein paar Bauchschmerzen" dazu, aber über diese halfen die Mitspieler hinweg. "Die Jungs haben mich super aufgenommen und ebenso super unterstützt", beschrieb Matip sichtlich dankbar den Zuspruch der erfahrenen Kollegen: "Also habe ich mich gefreut, dass ich von Anfang an spielen durfte."

Magaths "junge Wilde"

Der Abwehrspieler lief bisher erst drei Mal für die zweite Schalker Mannschaft in der Regionalliga West auf und hat nun also schon sein Bundesligadebüt feiern können. Ein rasanter Aufstieg unter Magath, der bereits vielen jungen Spielern eine Chance gab und sie so nach oben brachte.

Beste Beispiele hierfür sind in Magaths Stuttgarter Zeit zu finden, in der er den Begriff der "jungen Wilden" neu prägte. Damals rückten unter anderem Andreas Hinkel, Timo Hildebrand, Alexander Hleb und Kevin Kuranyi in den Blickpunkt. Aber auch in dieser Saison auf Schalke hat Magath bereits gute Erfahrungen mit dem Einsatz von Jungspunden wie Carlos Zambrano, Levan Kenia, Christoph Moritz und Lukas Schmitz gemacht.

Nun hat also auch Matip seine Chance bekommen, eine Chance, die er sich aber durch harte Arbeit verdient hat. Der gebürtige Bochumer, der seit 2000 für Schalker Jugendmannschaften spielt, wurde von Magath als "sehr aufmerksam, ehrgeizig und konzentriert" gelobt: "Er hat sich im Training angeboten und somit auch aufgedrängt."

Bruder Marvin ist Profi in Köln

In der letzten Woche war der Name Matip in Deutschland wohl eher mit dem Vornamen Marvin verbunden. Denn Marvin Matip, Profi beim FC Köln, spielte in der U-20- und der U-21-Nationalmannschaft Deutschlands. Am vergangenen Wochenende kam auch Marvin für die "Geißböcke" zum Einsatz, allerdings wurde er erst in der 90. Minute eingewechselt, um zu helfen, den 1:0-Sieg der Kölner in Berlin über die Zeit zu retten.

Falls Joel Matip das Niveau der vergangenen Partie in München in den nächsten Wochen konservieren kann, dann wird wohl auch er sich bald einen Namen in Fußball-Deutschland machen.

Matip: "Versucht, das Beste daraus zu machen"

"Ich habe versucht, das Beste daraus zu machen", sagte Matip über sein Bundesligadebüt. Und Magaths Lob foglte prompt: "Er hat eine phantastische erste Halbzeit gespielt. Die zweite war auch gut, aber da hatte er Pech, dass er aus Verletzungsgründen aus dem Mittelfeld in die Abwehr wechseln musste." Kein Wort über das, was Matips Bundesligadebüt zusätzlich adelte, das Tor zum Schalker 1:1, das den wichtigen Auswärtspunkt sicherte. "Tore zu schießen, gehört eigentlich nicht zu seinen Aufgaben. Wichtig ist allein, dass er seine Aufgabe gut gelöst hat", sagte Magath.

Ein solches Spiel muss natürlich in der Erinnerung bleiben. Sein Trikot mit der Rückennummer 32 tauschte Matip daher nicht. "Das war mein erstes Trikot, das ich in der Bundesliga getragen habe. Mit ihm werde ich immer dieses Erlebnis verbinden."

Sebastian Bisch