Im umgebauten Gefängnisbus fährt der Kölner Fanclub "Lebenslänglich FC" zu den Auswärtsspielen.
Im umgebauten Gefängnisbus fährt der Kölner Fanclub "Lebenslänglich FC" zu den Auswärtsspielen.

"Lebenslänglich" für Kölner Fans

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"Da kommt der Bus." Von vorne und auf hundert Meter Entfernung sieht der Bus noch ganz normal aus. Bis er seitlich vor der Gaststätte "Flora 6" in Köln-Nippes zum Stehen kommt.

Enge abgedunkelte Sehschlitze statt breiter Fenster. Kein Einstieg hinten. Der Fahrer sitzt hinter einer Gittertür aus Stahl.

In diesen Gefängnisbus steigen die Mitfahrer aber freiwillig ein und wieder aus. Denn der Bus transportiert keine Gefangenen mehr, sondern hauptsächlich die Mitglieder des Kölner Fanclubs "Lebenslänglich FC".

Gefängnisbus ersteigert

FC. Treue. Lebenslänglich. So steht es jetzt groß in Weiß auf Rot auf allen Seiten des ehemals grünen Gefängnisbusses, den die Mitglieder in mehr als tausend Arbeitsstunden umgebaut haben. Vor fast zweieinhalb hat Udo Wilde hat den wohl ungewöhnlichsten Fan-Transporter Deutschlands ersteigert.

"Ich wollte schon immer einen Bus für unseren Fanclub kaufen, bei den Kölner Verkehrsbetrieben war das nicht möglich. Aber das Land NRW versteigert in Düsseldorf landeseigene Fahrzeuge und da hab ich den Bus ersteigert", erinnert sich der 66-jährige (!) Kneipier an den 4. April 2006.

Wilde, der seit 1950 FC-Fan ist – "einmal FC-jeck, immer FC-jeck" – lebt das Motto lebenslänglich konsequent vor. Seit 2001 ist er in Besitz einer Dauerkarte auf Lebenszeit und seine "Flora 6" hat 365 Tage im Jahr 24 Stunden geöffnet.

Kühlraum und Küche

606.000 Kilometer hatte der Bus damals auf dem Tacho, bis heute sind fast 60.000 dazu gekommen. Und der Motor ist kaum weniger durstig als die Mitfahrer: 30 Liter schluckt der Vierzehn-Tonner auf hundert Kilometer.

Nach zehn Monaten Fleißarbeit rollte der 14-Tonnen-Transporter am 9. Februar 2007 zum ersten Auswärtsspiel in der 2. Bundesliga nach Brauschweig. In neuer Lackierung, mit einer Glas-Heckscheibe statt einer Rückwand aus Stahl und gesteigertem Komfort in den ehemaligen Gefangenenkabinen.

Mit zwei Toiletten, einer kleinen Küche und Kühlraum für das Kölsch, das meist eine der weiblichen Fans serviert. Ein großer Flachbildschirm mit DVD-Recorder steht im "Säälchen" mit zwölf Sitzplätzen. Dafür wurden die Zwischenwände der Kabinen ausgebaut.

Mitfahrer willkommen

Es sind auch noch drei Einzelkabinen im Originalzustand erhalten. 22 Sitzplätze stehen außer dem Fahrersitz insgesamt zur Verfügung, Wilde überlegt sogar, bequeme ausrangierte Flugzeugsitze einzubauen.

"Die Stimmung im Bus ist immer super und draußen wird natürlich gehupt, wenn wir unterwegs sind. In der 2. Liga kennt uns eigentlich jeder, bald auch in der Bundesliga", sagt Fanclub-Mitglied Kurt Bergau, der sich neben Wilde um das Organisatorische kümmert.

Bei den Auswärtsfahrten gehört die Polizei meist zu den neugierigsten Bewunderern des Busses, den viele Fans überall gerne mal von innen sehen wollen.

Bus kann gemietet werden

"Das ist kein Problem, auch andere FC-Fans können zu Auswärtsspielen mit uns fahren, wenn noch Platz ist. Außerdem vermieten wir den Bus für besondere Anlässe", erklärt Bergau.

Eine kleine, aber entscheidende Bedingung müssen die Interessenten allerdings erfüllen. Fans des 1. FC Köln müssen sie schon sein – wenn auch nicht lebenslängliche.