Juan Arango (l.) sorgte mit seinem Treffer zum 1:1 für die Wende im Spiel gegen Nürnberg
Juan Arango (l.) sorgte mit seinem Treffer zum 1:1 für die Wende im Spiel gegen Nürnberg

Klasse gezeigt

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Mönchengladbach - Mit dem sechsten Erfolg im sechsten Heimspiel hat Borussia Mönchengladbach seine Traumserie fortgesetzt und steuert weiter auf Europa-Kurs. Fast wären die Fohlen gegen Schlusslicht 1. FC Nürnberg gestolpert, doch das Team von Trainer Lucien Favre drehte im Stile einer Top-Mannschaft erstmals in dieser Saison einen Rückstand und behält daheim seine blütenweiße Weste. hieß es diesmal im Borussia-Park.

Arango macht den Unterschied

Drei Siege in Folge - dieses Gefühl kann Borussia Mönchengladbach nun erstmals seit über eineinhalb Jahren wieder genießen. Dass es gegen die bislang sieglosen Nürnberger kein Spaziergang werden würde, war für Trainer Lucien Favre keine Überraschung.

So zog er es auf der Pressekonferenz vor, statt die Erfolgsserie seiner Mannschaft hervorzuheben, Gäste-Coach Gertjan Verbeek ganz gentleman-like zu einer "großen Leistung" seiner Elf zu gratulieren. 19:12 Torschüsse, 26:8 Flanken und sechs Kilometer mehr Laufleistung zugunsten des "Clubs" brachten die Gastgeber laut Favre "ans Limit". "Nürnberg hätte das 2:0 machen können."



Am Ende zeigten sich die Hausherren beim 3:1 wieder einmal gnadenlos effektiv und so rutschte Favre am Ende seiner Analyse noch ein "wir haben jetzt drei Spiele hintereinander gewonnen, das ist sehr positiv" heraus. Gewohnt leise Töne des bodenständigen Schweizers, der sich dennoch insgeheim über einen weiteren Entwicklungsschritt seiner gut funktionierenden Mannschaft freuen dürfte. Denn Gladbach zeigte zuletzt Qualitäten, die es braucht, um sich in oberen Regionen festzusetzen.

"Gerade in solchen Spielen zeigt sich dann die Klasse, die eine Mannschaft haben muss", meinte Max Kruse nach dem Spiel, in dem sein Team 50 Minuten lang einem 0:1-Rückstand hinterherlaufen musste. Wohl dem, der sich nicht nur zurückkämpfen kann, sondern in solchen Momenten auch Einzelkönner wie Juan Arango in seinen Reihen hat.

Nachdem der Venezolaner in der ersten Hälfte einen Freistoß noch fast über das Dach der Südtribüne gejagt hätte, fand der Mann mit dem genialen linken Fuß in der zweiten Halbzeit immer besser ins Spiel und belohnte sich und die Fans mit einem Traumtor zum 1:1, das schließlich die Wende einleitete.

Xhaka: "Eine Klasse für sich"

"Man könnte meinen, dass er als Südamerikaner bei schlechtem Wetter und auf tiefem Platz Probleme hat, und plötzlich macht er wieder solche Tore. Man kann das mit ihm nicht planen", so Favre über einen "Scharfschützen". "Sein Schuss war klasse und wichtig. Wir haben Charakter und eine gute Reaktion gezeigt". Für die Moral der Spieler sei es wichtig, auch ein schwächeres Spiel noch drehen zu können.

"Man hat wieder gesehen, dass er eine Klasse für sich ist. Das erste Tor macht er überragend. Am Eigentor der Nürnberger hat er durch seine gefährliche Hereingabe auch großen Anteil", lobte Granit Xhaka den Kollegen. Während Arango mit 18 gewonnen Duellen Gladbachs zweikampfstärkster Akteur war, glänzte der Schweizer Xhaka als Regisseur im defensiven Mittelfeld mit den mit Abstand meisten Pässen (72) aller Akteure und einer Genauigkeit von 93 Prozent.

Blick geht nach Europa



Nach der viel zitierten Übergangssaison nimmt die "Elf vom Niederrhein" nun wieder Kurs aufs internationale Geschäft. Als "best of the rest" will man sich am liebsten auf Platz vier festsetzen. "Klar, Rang vier ist natürlich ein schöner Platz, da würden wir gerne bleiben, aber wir haben immer gesagt, dass wir einen einstelligen Tabellenplatz mit Blick auf die Europa League Plätze anpeilen wollen. Dafür sind wir gut im Soll. Alles was darüber hinaus geht, nehmen wir sehr gerne mit. Aber darüber machen wir uns noch nicht zu viele Gedanken", meinte "Aushilfs-Innenverteidiger" Tony Jantschke im Interview mit bundesliga.de.

Gerade in puncto Heimspiele macht sich ob der beeindruckenden Serie (zuletzt 1987/88) inzwischen ein gewisser Erwartungsdruck breit. "Alle erwarten nun, dass wir zuhause alles gewinnen. Aber wir werden bestimmt irgendwann mal Punkte lassen", so Granit Xhaka.

Eberl: "Hauptsache gewonnen"



"Wir dürfen nicht so vermessen sein, zu glauben, dass wir zu Hause alles in Grund und Boden spielen. Nürnberg war ein hartes Brett. Es war ein Sieg der Moral. Ob er verdient war, das lasse ich mal dahin gestellt. Hauptsache wir haben gewonnen", so Manager Max Eberl.

Für die Borussia geht es nach der Länderspielwoche mit dem Auswärtsspiel in Stuttgart weiter. Trainer Favre würde seinem Trainer-Kollegen dort bestimmt gerne wieder gratulieren und sich insgeheim über weitere drei Punkte freuen. Am liebsten wohl bei "Arango-Wetter".

Aus Mönchengladbach berichtet Markus Hoffmann