Mit einem Tor und zwei Vorlagen trug Schalkes Lewis Holtby maßgeblich zum 5:4-Erfolg über Hannover 96 bei
Mit einem Tor und zwei Vorlagen trug Schalkes Lewis Holtby maßgeblich zum 5:4-Erfolg über Hannover 96 bei

"Kirsche auf dem Eis"

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Gelsenkirchen - Als der geschafft war, waren ganz offensichtlich auch Lewis Holtby Zentnersteine vom Herzen gefallen. Zumindest gab sich Schalkes Matchwinner nach der Partie entspannt und auskunftsfreudig wie schon lange nicht mehr.

Mit einem Tor und zwei Vorlagen war Holtby der entscheidende Mann auf dem Platz und drückte dem Torfestival seinen Stempel auf. Im Anschluss plauderte der 22-Jährige über ein verrücktes Spiel und einen dreckigen Sieg, mentale Stärke und die Kirsche auf dem Eis sowie über seine Zukunft auf Schalke.

Frage: Herr Holtby, mit einem Treffer und zwei Assists waren Sie der Matchwinner für Schalke.

Lewis Holtby: Für mich war das Wichtigste, mit der Mannschaft und für die Mannschaft einen Sieg zu holen. Dass es für mich persönlich so gut gelaufen ist, ist die Kirsche auf dem Eis. Es freut mich wahnsinnig - und am Ende ist es auch völlig egal, wie wir es geschafft haben. Hauptsache, die drei Punkte bleiben auf Schalke.

Frage: Es war ohne Zweifel kein Spiel für schwache Nerven.

Holtby: Es war ein total verrücktes Spiel. Zum Großteil hat es viel Spaß gemacht, aber bei den Gegentoren von Hannover sahen wir richtig schlecht aus, und zwar im ganzen Mannschaftsverbund. In der ersten Halbzeit haben wir noch kompakt gestanden, aber später war es dann defensiv manchmal etwas abenteuerlich. Aber zum Glück sind wir nach vorne immer torgefährlich geblieben. Und nach der ganzen Misere mussten wir einfach auch mal so ein Drecksspiel gewinnen. Das war gut für unser Selbstvertrauen.

Frage: Wie groß war denn vor dem Spiel die Unsicherheit?

Holtby: Wir haben versucht, uns gegenseitig das nötige Selbstbewusstsein zu geben. Der Trainer hat auch immer positive Dinge angesprochen und so versucht, uns zu stärken. Es gab von außen viel Prügel, gar keine Frage. Aber gerade dann bringt es nichts, intern auch noch drauf zu hauen. Wir haben stattdessen sehr intensiv gearbeitet in der Vorbereitung, haben sehr viele taktische Dinge einstudiert und auch an unserer Fitness gearbeitet. Das hat das Trainerteam sehr gut gemacht. Die ganze Mannschaft war vor dem Spiel richtig heiß und wollte diesen Sieg unbedingt holen.

Frage: Kann Schalke jetzt etwas entspannter in die Zukunft sehen?

Holtby: Wenn man vorher so viel Druck hat wie wir und es dann so gut läuft, dann kann man nach einem solchen Abend einmal richtig durchatmen. Aber nach einem Spiel ist die Saison noch nicht vorbei. Es muss jetzt weitergehen. Schon im nächsten Spiel in Augsburg müssen wir unsere Leistung bestätigen und die nächsten drei Punkte einfahren. Das zu schaffen, ist die Kunst im Fußball. Aber wenn wir wieder in die Champions League wollen, dann haben wir noch einiges gutzumachen und müssen dafür weiter hart arbeiten.

Frage: Apropos arbeiten: Sie selbst setzen zusätzlich auch auf die Unterstützung eines Mentaltrainers?

Holtby: Ich arbeite schon länger mit Sharon Paschke zusammen, er ist ein guter Freund von mir und zugleich mein Mentaltrainer und Berater. Wir reden sehr viel miteinander und machen verschiedene Dinge, um mich 90 Minuten komplett auf den Fußball zu fokussieren und auf dem Platz die Konzentration hoch zu halten. Es ist sehr wichtig im Fußball, mental stark zu sein. Daran werde ich auch in der Zukunft weiter arbeiten.

Frage: Wird diese Zukunft bis zum Sommer weiter auf Schalke stattfinden? Oder findet Ihr Wechsel zu Tottenham Hotspur schon in den nächsten Tagen statt?

Holtby: Die Verantwortlichen sprechen alles durch und bis zum 31. Januar werden wir dann sehen, was passiert. Auf jeden Fall hat man gegen Hannover gesehen, dass ich alles für Schalke gebe und mich nicht einfach aus dem Staub mache, ohne hier meine Leistung zu bringen. Ich gebe weiterhin auf dem Platz Gas. Alles andere wird außerhalb des Platzes von anderen Leuten geklärt. Ich kann mir alles vorstellen.

Frage: Trotz Ihres bereits feststehenden Wechsels nach England sind Sie von den Fans gefeiert worden. Hat Sie das gefreut?

Holtby: Für mich war es wichtig, dass wir als Mannschaft die nötige Unterstützung spüren und bekommen. Und das war absolut der Fall - die Fans haben uns knallhart unterstützt, auch nach den Gegentoren. Das waren bittere Momente, aber da waren die Fans auch da. Das war sehr positiv. Und ich bin natürlich auch dankbar, dass die Fans mich persönlich so unterstützt haben.

Aufgezeichnet von Dietmar Nolte