Jan Kirchhoff (l., im Zweikampf mit Herthas Raffael) gewann bisher 63,4 Prozent seiner Zweikämpfe
Jan Kirchhoff (l., im Zweikampf mit Herthas Raffael) gewann bisher 63,4 Prozent seiner Zweikämpfe

"Kein Grund zur Panik"

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Berlin - Nach zwei Siegen zum Saisonauftakt und der Tabellenführung nach dem zweiten Spieltag schien Mainz 05 nahtlos an die erfolgreiche Saison 2010/11 anknüpfen zu können. Im Vorjahr standen die Mainzer in der Tabelle nie schlechter als Rang fünf. Doch den Auftaktsiegen gegen Leverkusen und in Freiburg folgten mit dem 0:0 bei Hertha BSC acht Spiele ohne Sieg.

Nach fünf Niederlagen und drei Remis findet dich der Tabellen-Fünfte der Vorsaison auf Rang 15 wieder - nur einen Zähler vor den Abstiegsrängen. 19:8 lautete das Torverhältnis vor einem Jahr, nun steht eine Negativ-Bilanz von 12:19 Toren zu Buche - so viel Tore hatte Mainz 05 zu diesem Zeitpunkt der Saison noch nie hinnehmen müssen. Selbst im Abstiegsjahr 2006/07 standen nach zehn Spieltagen nur 18 Treffer auf der Minusseite.

Für Jan Kirchhoff kein Grund zur Panik. "Ich bin fest überzeugt, wir sind in der Lage, da unten rauszukommen", blickt der Mittelfeldspieler in einem Gespräch mit bundesliga.de optimistisch in die Zukunft.

bundesliga.de: Herr Kirchhoff, die Statistik zeigt in allen Bereichen Vorteile für Mainz 05. Trotzdem nur ein 0:0. Wie haben Sie die Partie gesehen?

Jan Kirchhoff: Wir können uns keine großen Vorwürfe machen, außer dass wir unsere Chancen nicht genutzt haben.

bundesliga.de: Hatten Sie erwartet, dass Hertha BSC den Mainzern so viel Raum gewährt?

Kirchhoff: Nein. Ich hatte mir Hertha stärker vorgestellt. Besonders auf Angriffe über ihre starke rechte Seite hatten wir uns während der Woche vorbereitet. Doch das war überhaupt nicht der Fall, so dass wir immer mehr das Gefühl bekommen haben, dass hier heute was drin ist. Unser Konzept ist voll aufgegangen. Der Trainer hat uns dann in der Pause gesagt, dass wir uns für unsere Leistung belohnen sollen. Das haben wir leider nicht gemacht.

bundesliga.de: Im Gegenteil, beinah hätte Raffael kurz vor Schluss noch das Siegtor für Hertha erzielt...

Kirchhoff: Das hätte noch gefehlt, hätte mich aber wohl kaum gewundert. Das zieht sich wie ein Roter Faden durch die letzten Wochen. Ob gegen Augsburg oder in Nürnberg . Wir waren immer die bessere Mannschaft, lassen aber die Punkte liegen. Man macht und tut, und am Ende kommt nichts dabei heraus.

bundesliga.de: In der Vorsaison war Mainz an keinem Spieltag schlechter als Platz 5. Nun steht der Club auf Rang 15, einen vor den Abstiegsrängen. War der Aderlass zu groß mit den zehn Abgängen im Sommer?

Kirchhoff: Natürlich kann man Spieler wie Andre Schürrle oder Lewis Holtby nicht einfach so ersetzen, aber das darf nicht noch nach zehn Spielen als Entschuldigung gelten. Das Team harmoniert hervorragend. Egal, wer auf dem Platz steht, kennt die Laufwege des anderen, und alle ziehen voll mit.

bundesliga.de: Sie haben es selbst angesprochen, ein knappes Drittel der Saison ist gespielt. Da hat die Tabelle schon eine gewisse Aussagekraft. Spricht man in Mainz vom Abstiegskampf?

Kirchhoff: Die Situation ist so wie sie ist, da gibt es nichts schönzureden, aber auch kein Grund zur Panik. Ich bin fest überzeugt, wir sind in der Lage, da unten rauszukommen.

bundesliga.de: Im Vorjahr kamen Sie auf zehn Einsätze. Jetzt sind es nach zehn Spieltagen schon acht. Ihr Trainer hat vor Kurzem Ihre "Präsenz und Grund-Aggressivität" gelobt, "die unserem Spiel gut tut". Haben Sie den Sprung in die Stammformation geschafft?

Kirchhoff: So weit würde ich nicht gehen. Hier gibt es keine Stammplatzgarantien. Man muss sich Woche für Woche neu empfehlen. Wir sind von Position eins bis 25 ausgeglichen besetzt. Aber das Lob des Trainers freut mich natürlich.

bundesliga.de: Am Mittwoch geht es im DFB-Pokal nach Hannover. Eine Gelegenheit, einen weiteren Schritt nach vorn zu machen oder unnötige Belastung?

Kirchhoff: Nein. Wir freuen uns auf das Spiel. Wir gehen es genau so an, wie jedes andere auch. Und das heißt: Wir wollen gewinnen. (Lacht) Und im Pokal ist es ein Vorteil, dass auch ein 0:0 genügen kann - wenn man im Elfmeterschießen dann die besseren Nerven hat.

Das Gespräch führte Jürgen Blöhs