Spielmacher Hakan Calhanoglu (M.) war an zehn Torschüssen beteiligt (© Imago)
Spielmacher Hakan Calhanoglu (M.) war an zehn Torschüssen beteiligt (© Imago)

Kampfgeist und Talente lassen HSV hoffen

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Hamburg - Dieter Hecking und Peter Stöger werden die Imtech Arena am Sonntag wahrscheinlich mit einem leichten Magengrummeln verlassen haben. Die Trainer des VfL Wolfsburg und des 1. FC Köln, der nächsten Pflichtspiel-Gegner des Hamburger SV, sahen kämpferisch überzeugende Hausherren, die beim vor allem im zweiten Durchgang ihre Offensiv-Stärke eiskalt ausgespielt haben.

"Haben weniger Bälle verloren als sonst"

Der Lohn für die "Rothosen" war der zweite Heimdreier der Saison - erst der fünfte im Jahr 2013. "Es war ein erkämpfter und verdienter Sieg für uns. Beide Mannschaften standen unter Druck, Hannover ist in keiner einfachen Situation und wir mussten endlich mal wieder zuhause gewinnen", sagte HSV-Coach Bert van Marwijk nach dem Schlusspfiff auf der Pressekonferenz.



Dabei war der Niederländer zwar mit dem Ergebnis, nicht aber mit dem Auftritt seiner Kicker zufrieden: "Spielerisch habe ich keine Steigerung gesehen, da waren wir in den vorigen Heimspielen besser. Dafür waren wir heute in der Organisation bei Ballbesitz besser. Wir haben weniger Bälle verloren als sonst."

Im Vergleich zum 3:5 vom vergangenen Spieltag, als der HSV in Leverkusen durch teilweise haarsträubende individuelle Fehler ins Hintertreffen geraten war, leisteten sich die Hamburger gegen Hannover nur einen Patzer, als Tomas Rincon ein riskantes Zuspiel von Rene Adler vor dem eigenen Strafraum vertändelte. Die Folge war das 0:1 durch Szabolcs Huszti.

"Nur weil es mal einen Ballverlust gab, werden wir unsere Spielweise nicht ändern. Wir analysieren unsere Spiele intensiv. Wir arbeiten an der Konzentration, um die individuellen Fehler abzustellen. Wir sind auf einem guten Weg, aber es liegt noch unheimlich viel Arbeit vor uns", analysierte Adler den Fehltritt.

Calhanoglu und Beister überzeugen



Der Nationaltorhüter gab für die nächsten Monate auch schon mal den kompletten Fahrplan aus: "Wir wollen bis Weihnachten noch so viele Punkte wie möglich holen. Dann lassen wir alles sacken, kommen zur Ruhe, absolvieren eine richtig, richtig gute Vorbereitung, um dann in der Rückrunde voll durchzustarten."

Zuerst einmal sollte aber die neu gewonnene Sicherheit im Defensiv-Verbund stabilisiert werden, die sich gegen Hannover mit zunehmender Spieldauer auf die Offensive übertrug. Das Fehlen von Rafael van der Vaart, der verletzt von der Nationalmannschaft zurückkehrte, war nämlich zu Beginn klar erkennbar.

"Wir merken das schon deutlich, wenn Rafa fehlt. Dann ist im Spiel ein wenig mehr Nervosität, weil er sonst derjenige ist, der uns beruhigt", sagte Hakan Calhanoglu, der van der Vaart als Spielmacher ersetzte. Calhanoglu überzeugte gemeinsam mit Maximilian Beister besonders in der zweiten Hälfte. Die beiden ballsicheren und spielfreudigen Youngster zeigten, wohin der Weg der HSV-Offensive langfristig führen könnte - unabhängig von van der Vaart.

Rincon happy trotz Patzer



Der türkische Nationalspieler Calhanoglu widmete das Tor zum Endstand dann aber ganz brav dem verletzten Mannschaftskollegen. "Ich wollte gegen Hannover unbedingt ein Tor schießen, weil ich es Rafa versprochen habe. Deshalb habe ich mich so sehr gefreut", sagte Calhanoglu.

Richtig glücklich war nach dem Schlusspfiff auch Rincon. Der Venezolaner musste nach einer schweren Gesichtverletzung zehn Wochen pausieren, lieferte beim Comeback, bis auf den Patzer in der ersten Halbzeit, aber eine bärenstarke Vorstellung ab. "Ich habe mich gefreut, weil ich 90 Minuten durchgehalten habe. Dabei war es vor allem in der zweiten Halbzeit ein richtig intensives Spiel", gab der "General" zu Protokoll.

Beim nächsten Spiel in Wolfsburg hat Coach von Marwijk im defensiven Mittelfeld nun die Qual der Wahl, da Tolgay Arslan nach seiner Gelb-Sperre wieder auf einen Einsatz drängen wird. "Das ist ein schönes Problem für den Trainer. Aber nicht für uns. Wir Spieler müssen einfach weiter unsere Leistung bringen und hoch konzentriert bleiben", sagte Rincon.

Zumal "Wolfsburg eine Mannschaft ist, die unheimlich viel Qualität im Mittelfeld aufbietet. Das wird ein ganz anderes Spiel als gegen Hannover. Aber wir fahren nach Wolfsburg, um dort die drei Punkte zu entführen."

Aus Hamburg berichtet Michael Reis