Frierende Meister, enttäuschte Dortmunder, den "Club" im Herzen (von rechts oben nach links)
Frierende Meister, enttäuschte Dortmunder, den "Club" im Herzen (von rechts oben nach links)

Kalte Hände, heiße Liebe

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München - Eiskalte Rekord-Bayern machen Titel Nummer 24 klar, gemischte Gefühle beim Revierderby, Glücksmoment für Bayer. Nürnberg macht den größten Sprung, Stuttgart rutscht wieder unter den Strich. Die Highlights des Spieltags.

Müller: "Wir werden keinen Deut nachlassen"

Das kommt davon, wenn man schon im März Meister wird. "Ziemlich kalt hier in Berlin, im Sommer zu feiern ist doch schöner", meinte Bastian Schweinsteiger mit Handschuhen "bewaffnet" und ein wenig fröstelnd nach dem 3:1 bei Hertha BSC. Durch den 19. Sieg in Folge hat der FC Bayern die schnellste Meisterschaft in der 51-jährigen Bundesliga-Geschichte perfekt gemacht und - wie bei den letzten sieben Titeln zuvor - wieder einmal die noch fehlenden Punkte in der Fremde geholt. Gut, dass die meisten Bayern-Spieler dank diverser Pokalerfolge auch mit Feierlichkeiten in der Hauptstadt bestens vertraut sind.

So hielten sie sich an diesem kühlen Abend mit Polonaise, Humba und Jubelposen warm, bevor es zum obligatorischen "Zwitschern" in die Kabine ging. "Ich bin sehr glücklich, wieder die Bundesliga gewonnen zu haben. Bisher läuft unsere Saison einfach super", schrieb Abwehrmann Dante via Twitter. Ein wenig untertrieben angesichts der totalen Dominanz und einer weiteren Darbietung formvollendeter Fußballkunst des Star-Ensembles, das bei 77 Prozent Ballbesitz (Rekord) den Eindruck erweckte, als hätte es zwei Spieler mehr auf dem Platz.

Trainer Pep Guardiola kann sich in seinem ersten Bayern-Jahr nach UEFA Supercup und Club-WM bereist den dritten Titel auf die Visitenkarte schreiben. Nach dem Triumph hielt sich der Spanier vornehm im Hintergrund. "Ein Trainer ist immer nur gut, weil er bei einem großen Verein ist und große Spieler hat", betont er immer wieder. Dabei hat er es geschafft, eine nahezu perfekte Mannschaft voller Superstars bei Laune zu halten und tatsächlich noch besser zu machen. Als Beweis purzeln Woche für Woche die Rekorde. Der Respekt vor der Saisonleistung der Bayern, die praktisch in einer anderen Liga spielen, ist von allen Seiten inzwischen riesig.

Die Meisterschaft ist nun abgehakt. Wenn sich alle von der langen Partynacht in den Berliner Clubs erholt haben, rückt die "Mission Triple-Verteidigung" in den Fokus. "Titel müssen gefeiert werden. Dennoch werden wir keinen Deut nachlassen. In den anderen beiden Wettbewerben haben wir auch noch viel vor", so Thomas Müller, der als weiteres Ziel ausgibt, in dieser Saison ungeschlagen zu bleiben. Das gab es in der Bundesliga übrigens noch nie. In Europa schaffte es zuletzt Juventus Turin in der Spielzeit 2011/12.

Dortmunder mit Ladehemmung im Derby

"Es ist eine Mischung aus Enttäuschung und Zufriedenheit", sagte Mats Hummels nach dem 0:0 im 144. Revierderby (Nachbericht). Im "besten Heimspiel seit Monaten" versiebte der BVB gegen Schalke 04 zahlreiche Hochkaräter und konnte seine Überlegenheit (18:8 Torschüsse) nicht in einen Sieg gegen den Erzrivalen ummünzen. "Eine von den Großchancen müssen wir schon machen", bemängelt der Innenverteidiger die alte Schwäche im Abschluss, zu der auch Schalkes Schlussmann Ralf Fährmann (Interview) mit einer starken Leistung beitrug.

Rasse und Klasse, aber keine Tore. Schalke kann am Ende mit dem Punkt besser leben. Gemischte Gefühle also bei den Fans, für die ein Derbysieg bekanntlich wichtiger ist, als die Meisterschaft. Zum Trost: Beide Teams liegen weiterhin auf direktem Champions-League-Kurs.

Nürnberg: Eine Chance für die Liebe

Bayer Leverkusen kann auch noch gewinnen. Das Team von Trainer Sami Hyypiä hat beim 3:1-Sieg in Augsburg nach langer Durstrecke das Glück zurück auf seine Seite gezwungen.

Im Tabellenkeller geht es derweil weiter munter auf und ab. Gewinner des Spieltags ist der "Club" aus Nürnberg, der von 17 auf 14 kletterte. "Die Spieler müssen sich fragen, ob sie in Angst oder in Liebe leben wollen, für den 'Club' und für das Spiel", sagte Coach Gertjan Verbeek vor der Partie philosophisch. Seine Spieler, allen voran Doppeltorschütze Josip Drmic, haben sich beim 2:0 gegen Stuttgart eindeutig für die Liebe und zudem zur besten Team-Laufleistung (124,6 km) des Spieltags entschieden. 

Der Abstiegskampf mit Stuttgart (17.), HSV (16.) und Co. wird wohl bis zum 34. Spieltag offen bleiben. Ganz entspannt hingegen werden die Bayern an diesem Tag ihre Meisterschale entgegen nehmen. Nur einer muss sich dann in Acht nehmen, denn Arjen Robben hat in Richtung Trainer Guardiola bereits "gedroht", dass die Bierdusche schon noch kommen wird. Bei wärmeren Temperaturen als gestern in Berlin vielleicht sogar eine willkommene Abkühlung.

Markus Hoffmann