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Reiner Calmund war von 1976 bis 2004 in verschiedenen Funktionen für Bayer Leverkusen tätig - Jugendleiter, Stadionsprecher, Vorstandsmitglied, Manager und Geschäftsführer
Reiner Calmund war von 1976 bis 2004 in verschiedenen Funktionen für Bayer Leverkusen tätig - Jugendleiter, Stadionsprecher, Vorstandsmitglied, Manager und Geschäftsführer

"Jupp Heynckes ist für mich wie der große Bellheim"

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Köln - Acht Spieltage sind in der Bundesliga gespielt. Wegen der EM-Qualifikationsspiele ruht der Spielbetrieb zur Halbzeit der Hinrunde. Zeit für eine erste Zwischenbilanz. Im exklusiven Gespräch mit bundesliga.de schildert Manager-Legende Reiner Calmund seine Eindrücke.

bundesliga.de: Herr Calmund, die Bundesliga pausiert wegen der Nationalmannschaft. Wie haben Ihnen die ersten acht Spieltage auch im internationalen Vergleich mit anderen Ligen gefallen?

Reiner Calmund: Die Ergebnisse der Bundesligisten in den internationalen Wettbewerben sprechen eine deutliche Sprache. In der Champions League sind die Bundesliga-Clubs absolut im Soll. Sicherlich hätte der Deutsche Meister Borussia Dortmund besser abschneiden können. Aber wer die Spiele gesehen hat, weiß, dass der BVB in beiden Spielen sehr gut mithalten konnte, dass das Unentschieden gegen Arsenal mehr als verdient war. In Marseille haben die Dortmunder schwere individuelle Fehler begangen und wurden dafür bestraft. Aber ich schreibe die Borussia noch lange nicht ab. Bayer Leverkusen ist im Soll. Ich gebe ihnen gegen Valencia im wahrscheinlich entscheidenden Duell ums Weiterkommen gute Chancen. Und die Bayern marschieren vorne weg. Auch in der Europa League überzeugen die deutschen Vertreter Hannover und Schalke. Das alles wird in Europa registriert. Die Bundesliga ist ein Premiumprodukt und Quotenkönig. Die Stadien sind voll. Und die Spannung ist groß.

bundesliga.de: Die Bayern haben einen starken Saisonstart hingelegt. Droht ein Durchmarsch des Rekordmeisters?

Calmund: Bayern München ist unser Flaggschiff und immer Titelfavorit Nummer 1. Trotzdem wurde der FC Bayern in den letzten fünf Jahren nur zwei Mal Deutscher Meister. Aber in diesem Jahr sind die Münchener mein Topfavorit. Sie sind voll konzentriert, sie haben ein neues, erfahrenes Trainerteam, in dem Jupp Heynckes so etwas wie der "große Bellheim" ist. Er ist erfahren, väterlich, partnerschaftlich zu den Spielern, kann aber auch knallhart sein, wenn es darum geht, dass die Disziplin und Taktik eingehalten werden. Die Bayern könnten nur Probleme bekommen, wenn mehrere Leistungsträger gleichzeitig ausfallen würden.

bundesliga.de: Wer kann ihnen gefährlich werden?

Calmund: Am ehesten gefährlich werden können den Münchenern meiner Meinung nach Dortmund und Leverkusen. Der BVB hat durch den Sieg gegen Augsburg wieder einen großen Schluck aus der Pulle genommen und neues Selbstvertrauen getankt. Sie können jetzt in der Pause wieder durchatmen und danach durchstarten. Für mich bleiben sie der Bayern-Verfolger Nummer 1. Sie werden sich auch wieder für die Champions League qualifizieren. Auch Bayer Leverkusen traue ich viel zu. Sie haben eine Reaktion gezeigt, die Mannschaft sendet Signale aus und verfügt über einen großen Teamgeist. Die Irritationen scheinen mir ausgeräumt zu sein.

bundesliga.de: Wen haben Sie noch auf der Rechnung?

Calmund: Dahinter sehe ich "die üblichen Verdächtigen". Werder Bremen mit den Dauerbrennern Thomas Schaaf und Klaus Allofs wird eine Rolle spielen. Ich traue auch Borussia Mönchengladbach, das im letzten Jahr dem Teufel von der Schippe gesprungen ist, eine Rolle zu, wie sie Hannover oder Mainz im vergangenen Jahr spielten. Die Extremerfahrungen der letzten Saison schärfen den Teamgeist. Und das Spielerpotenzial haben sie auch. Dann kommen Teams wie Stuttgart, Hoffenheim, Schalke oder Hannover.

bundesliga.de: Droht dem Hamburger SV, dem "Bundesliga-Dino" in dieser Saison erstmals der Abstieg?

Calmund: Der Hamburger SV steckt ganz unten drin. Ich habe das Spiel in Stuttgart gesehen, das war in der 1. Halbzeit ein Gruselkick, unterirdisch, ohne jeden Pep. Dann haben sie sich gesteigert und verdient gewonnen. In Hamburg machen sie aber den Fehler, zu viel vom Umbruch zu reden. Sie dürfen nicht vergessen, dass sie schon am Ende der letzten Saison kein Spiel mehr gewonnen haben. Auf dem Papier haben sie eine erfahrene Mannschaft. Da sitzen Leute wie Jarolim, Jansen oder Guerrero auf der Bank. Das Spielermaterial ist da. Die Mannschaft muss den Klassenerhalt schaffen. Aber Tradition schießt keine Tore und bringt keine Punkte. Es wird ein Kraftakt.

bundesliga.de: Welche Spieler haben Ihnen in dieser Spielzeit am besten gefallen?

Calmund: Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Bei den Bayern ist es egal, wer aus dem Bus steigt, die Spieler waren alle gut, egal ob jetzt Manuel Neuer, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Franck Ribery oder Mario Gomez. Mir gefallen die "alten Säcke" gut. Ich freue mich auch, wenn ich Spieler wie Raul oder Michael Ballack sehe, die immer noch großartigen Fußball spielen.

Das Gespräch führte Tobias Gonscherowski