Sebastian Mielitz vertrat in Dortmund den verletzten Tim Wiese
Sebastian Mielitz vertrat in Dortmund den verletzten Tim Wiese

Jungbrunnen mit Potenzial

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Dortmund - Punkte gab es für die Bremer nicht zu holen in Dortmund. Und doch nahmen sie etwas mit nach Hause: Die Gewissheit, beim Deutschen Meister trotz Rumpfelf nur knapp verloren zu haben. Und die Hoffnung, eine ganze Reihe junger Talente im Team zu haben, die für die Zukunft einiges erwarten lassen.

"...Hätte ein interessantes Spiel werden können"

In der 76. Minute hatte Thomas Schaaf in Dortmund seine letzte Trumpfkarte gezogen und beim 0:1-Rückstand zum dritten Mal gewechselt: Heraus ging Tom Trybull, gerade 19 Jahre alt geworden. Hinein kam Felix Kroos, auch erst 21 Jahre alt.



Der Tausch stand an diesem Nachmittag beispielhaft für Werder. Thomas Schaaf schickte aus der Not geboren die jüngste Bremer Bundesliga-Elf aller Zeiten auf den Dortmunder Meisterrasen. Spieler wie Florian Hartherz (18), Niclas Füllkrug (19) oder auch Sebastian Mielitz (22) senkten den Altersschnitt auf zarte 23,5 Jahre. Auch in Sachen Erfahrung bestand Potenzial: Vier Spieler der Startelf arbeiten noch intensiv auf ihr zehntes Bundesligaspiel hin.

So verwunderte es nicht, dass die Bremer taktisch nicht mit den Dortmundern mithalten konnten. "Wir hatten für die Fülle der Aufgaben nicht schnell genug die richtigen Lösungen auf dem Platz parat", musste Thomas Schaaf eingestehen, dass die 0:1-Niederlage verdient ausfiel.

Aber es blieb eben nur ein knapper Sieg für die Dortmunder, weil Bremen unbequem agierte, sich nicht aufgab und mit einer gehörigen Portion Anlauf auch mehr zutraute. "Wenn wir durchgehend so gespielt hätten wie in der zweiten Hälfte, hätte es ein interessantes Spiel werden können", war der Trainer überzeugt.

Fünf Kilometer mehr als der BVB



Allerdings hatte es 45 Minuten gedauert, bis die Bremer Talente sich ein Herz gefasst, Nervosität und Respekt abgelegt und selbst öfter den Weg nach vorne gesucht hatten. Zählbares sprang dabei nicht heraus, weil es letztlich an Durchschlagskraft fehlte. Nur vier Torschüsse in 90 Minuten sprechen in diesem Fall auch eine deutliche Sprache. Doch der Auftritt nötigte Thomas Schaaf Respekt ab: "Wir haben in der zweiten Halbzeit mehr Mut und Selbstvertrauen gezeigt. Das war Klasse und macht Spaß. Diese Mannschaft wird ihren Weg gehen."

Den Einsatz und das Engagement der Bremer unterstreicht eine andere Zahl. Stolze 122 Kilometer legte die Mannschaft in Dortmund zurück. Und damit satte fünf Kilometer mehr als der Deutsche Meister, der gerade für sein laufintensives Spiel bekannt ist. Zumindest auf diesem Sektor verbuchte Werder einen Sieg, der gegen den BVB nur ganz selten gefeiert werden kann.

Prödl fehlt gegen Augsburg



Punkte allerdings gab es auch dafür keine, so dass Bremen gegen die Top-Teams der Liga weiterhin eine mehr als überschaubare Bilanz aufweist. In allen Spielen gegen das Führungs-Quartett kassierte man eine Niederlage. Da zuletzt zugleich die Konkurrenz gepunktet hat, wird es auch im Kampf um einen Startplatz in der Europa League langsam eng. "Wir müssen jetzt wieder anfangen, kontinuierlich zu punkten", hat Manager Klaus Allofs seiner Mannschaft nach nur einem Sieg aus den letzten vier Spielen ins Stammbuch geschrieben.

Was am nächsten Samstag gegen den FC Augsburg also zählt, sind allein drei Punkte. Und schon in dieser Partie könnte zumindest ein Teil der hoffnungsvollen Werder-Talente wieder in den Fokus rücken. Denn auch gegen den Aufsteiger wird Thomas Schaaf personell nicht aus dem Vollen schöpfen können. Hinter Tim Wiese und Philipp Bargfrede steht weiter ein dickes Fragezeichen, Claudio Pizarro ist noch gesperrt und zu allem Überfluss fällt Sebastian Prödl - in Dortmund zweikampfstärkster Spieler - mit einem Muskelfaserriss rund zwei Wochen aus.

Dietmar Nolte