Der Ex-Bremer Aaron Hunt (l.) und der ehemalige Frankfurter Sebastian Jung laufen künftig gemeinsam für den VfL Wolfsburg auf
Der Ex-Bremer Aaron Hunt (l.) und der ehemalige Frankfurter Sebastian Jung laufen künftig gemeinsam für den VfL Wolfsburg auf

Jung und erfahren

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München - Zwei Urgesteine suchen eine neue Herausforderung. Sebastian Jung und Aaron Hunt verlassen nach langjähriger Treue ihre alten Vereine und schließen sich dem VfL Wolfsburg an. Beiden fiel der Abschied nicht leicht, dennoch entschieden sich Jung und Hunt nach 16, beziehungsweise 13 Jahren bewusst für eine Luftveränderung - ein Schritt, der sich auszahlen soll.

Passendes Gegenstück zu Rodriguez

"Beim VfL entsteht etwas, der Weg geht ganz klar nach oben", sagt Jung im "kicker"-Interview. Der 23-Jährige feuerte als kleiner Junge seine Eintracht im Waldstadion an und hätte in Frankfurt "so etwas wie eine Legende werden" können. "Die Eintracht wird immer mein Verein sein und bleiben, aber es ist an der Zeit die Heimat zu verlassen", sagt Jung.

Bei den Wölfen soll der Defensivspieler die Probleme rechts hinten in der Viererkette lösen. Mit Patrick Ochs und Christian Träsch waren die Wölfe in dieser Saison dort durchaus solide aufgestellt - mehr aber auch nicht. Träschs Zweikampfquote lag bei 56 Prozent gewonnener Duelle, Ochs' bei 54. Zum Vergleich: die Defensivkollegen Robin Knoche, Naldo und Ricardo Rodriguez gewannen alle weit über 60 Prozent ihrer Zweikämpfe. Und während Rodriguez einer der offensivstärksten Linksverteidiger der abgelaufenen Saison war, fehlte den Wölfen bislang eine passende Ergänzung auf rechts.

Jung soll diese Lücke schließen. Der Rechtsfuß schlug in der abgelaufenen Spielzeit die meisten Flanken mit Torfolge (sieben) - so viele wie Träsch in seinen sieben Jahren als Bundesliga-Profi insgesamt. Trotz seiner jungen Jahre geht der Neu-Wolfsburger im Sommer ebenfalls in seine siebte Bundesligasaison. Dafür hat Jung sich einiges vorgenommen: "Ich will regelmäßig international spielen, mich beim DFB aufdrängen und weitere Länderspiele folgen lassen. Das ist mein Ziel."

Klaus Allofs stattete den einmaligen Nationalspieler mit einem langfristigen Vertrag bis 2018 aus. "Seine Verpflichtung ist eine richtungsweisende Personalie und erhöht unsere Möglichkeiten im Defensivbereich", sagt der VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs.

Offensivallrounder Hunt heizt Konkurrenzkampf an

Auch für den Offensivbereich hat Allofs mit Hunt einen der Stars der Liga verpflichtet. Dabei ist das offensive Mittelfeld mit Kevin De Bruyne, Ivan Perisic und Maximilian Arnold bereits namhaft besetzt. "Die Konkurrenz ist größer als in Bremen", sagte Hunt der "Bild-Zeitung". "Aber ich wollte mich ja nicht verschlechtern." Angst vor der Bank habe er nicht. "Im Gegenteil. Ich denke, ich werde spielen."

Dem ehemaligen Bremer dürfte hierbei seine Vielseitigkeit zugutekommen. "Er kann im Mittelfeld beinahe jede Position spielen, strahlt viel Torgefahr aus und ist damit genau der Spielertyp, den wir gesucht haben", sagt Dieter Hecking. Und die Zahlen sprechen für Hunt. Von den derzeit in der Bundesliga aktiven zentralen Mittelfeldspielern hat nur Alexander Meier (56 Tore) mehr Treffer vorzuweisen, als Hunt (46 Mal). Auch als Vorbereiter stellte der 27-Jährige seine Qualitäten unter Beweis: Neun Tore legte er in dieser Saison im Werder-Dress auf, so viele Assists schaffte bei Wolfsburg kein Mittelfeldspieler.

Alter Hase auf europäischer Bühne

Dort, etwa 75 Kilometer von seiner Geburtsstadt Goslar entfernt, soll Hunt nun eine Alternative zu Youngster Arnold darstellen. Der 20-Jährige war in der Rückrunde im Dauereinsatz und der Terminkalender wird mit den Europapokalspielen in der kommenden Saison noch voller. Hunt hat bereits ausreichend Erfahrung mit englischen Wochen. Mit seinen 24 Champions-League-Einsätzen gehört er zu den Erfahreneren im Wölfe-Dress. Auf so viele Spiele in der Königsklasse kommen De Bruyne, Perisic und Vieirinha nicht einmal zusammen.

Geht es nach Hunt, sollen bald noch mehr Einsätze auf diesem Level folgen. "Der VfL Wolfsburg bietet mir die große Chance, kontinuierlich auf hohem Niveau zu spielen", sagt Hunt, der bis 2017 unterschrieb und im Sommer bereits in seine elfte Bundesliga-Saison geht. "Trotz seiner 27 Jahre und der großen Erfahrung, die Aaron gesammelt hat, ist er ein Spieler, der sein hohes Niveau noch weiter steigern kann", meint Allofs. Jung und erfahren - zwei Eigenschaften, die beide Neuzugänge in gewisser Weise charakterisieren.

Maximilian Lotz