Das letzte Duell mit Slavia Prag gewann der HSV 2005 mit 2:0
Das letzte Duell mit Slavia Prag gewann der HSV 2005 mit 2:0

Jol fordert "Zählbares im Endspiel"

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David Jarolim kehrt immer gerne nach Prag zurück. Der 29-Jährige ist ein Familienmensch, so oft es geht besucht er Mutter Jaroslava, Schwester Anett und fachsimpelt mit Vater Karel.

Diesmal aber ist alles anders. Aus der familiären Idylle wird ein Generationenkonflikt ums Weiterkommen in der UEFA-Cup Gruppe F zwischen Slavia Prag und dem Hamburger SV (Do., ab 20:30 Uhr im Live-Ticker): Karel trainiert Slavia, David ist Mannschaftskapitän beim HSV - und ein Team wird auf der Strecke bleiben.

Beiersdorfer: "Anspannung"

"Das Weiterkommen ist wichtiger als der Familiensinn", erklärte Jarolim junior ausdrücklich, "ich werde alles dafür geben." Jarolim hat auch einiges gutzumachen. Durch seinen katastrophalen Fehlpass ging vor einer Woche das Heimspiel gegen Ajax Amsterdam mit 0:1 verloren, und der Druck auf den Hanseaten ist nun plötzlich riesig. "Einer von uns kann nur weiterkommen", weiß "Jaro", "deshalb ist das Spiel sehr brisant."

Mit drei Punkten liegt der HSV nur auf Platz drei hinter Aston Villa und Ajax (je sechs), die praktisch schon durch sind. Slavia folgt mit einem Punkt und kann den HSV mit einem Sieg auf Platz vier verdrängen. "Da ist schon Anspannung", sagt Sportchef Dietmar Beiersdorfer. Das Überstehen der Gruppenphase haben die Hanseaten schließlich in ihrem Saisonetat optimistisch einkalkuliert. "Wir haben es gegen Ajax nicht vorzeitig geschafft", erklärt Beiersdorfer, "wir müssen jetzt Sieger-Mentalität rüberbringen."

"Ordnung im Spiel verloren"

In einem schleichenden Prozess haben die Hamburger stückchenweise die Unbeschwertheit verloren, mit der sie zu Saisonbeginn bis an die Tabellenspitze gestürmt waren. "Wir haben die Ordnung in unserem Spiel verloren", mahnt Nationalspieler Piotr Trochowski, der von Jol in Bochum wie Ivica Olic lange Zeit geschont wurde, "wenn wir in Prag auftreten, wie in den letzten Wochen, haben wir ein Problem."

In dieser Situation haben die Hamburger vier Spiele vor der Winterpause vor sich, in denen schon die Saisonziele in Gefahr geraten könnten. Im UEFA-Cup folgt am 17. Dezember noch das schwere Heimspiel gegen Villa, in der Bundesliga die Partien in Köln und gegen Frankfurt.

Slavia setzt auf Heimstärke

"Wir müssen aus Prag etwas Zählbares mitnehmen", weiß Trainer Martin Jol, "aber das wird eine ganz schwere Aufgabe, sie sind sehr heimstark. Das ist wie ein Endspiel." Der tschechische Meister und souveräne Tabellenführer baut vor allem auf seine Fans und die Atmosphäre im erst im Mai eröffneten Stadion "Eden", die alles andere als paradiesisch sein soll. "Wir sind gut drauf und wir haben ein Ziel vor Augen", kündigte Routinier Vladimir Smicer an.

Das übliche Telefonat mit Vater Karel hat David Jarolim nach der Partie in Bochum trotz aller Anspannung geführt. Man hat über dies geplaudert und über das. "Und dann hat er mir geraten, dass wir uns doch eher auf die Bundesliga konzentrieren sollten", berichtete David. Aber er wird nicht hören - das ist so in Generationenkonflikten.

Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:

Prag: Vaniak, Brabec, Hubacek, Krajcik, Latka, Suchy, Belaid, Smicer, Svento, Ivana, Necid

Hamburg: Rost, Demel, Reinhardt, Mathijsen, Aogo, Jarolim, Alex Silva, Trochowski, Olic, Guerrero, Petric

Schiedsrichter: Selcuk Dereli (Türkei)