Am Samstag womöglich noch Gegner, künftig Kollegen: Der Neu-Augsburger Dong-Won Ji (r.) und Dortmunds Sven Bender (© Imago)
Am Samstag womöglich noch Gegner, künftig Kollegen: Der Neu-Augsburger Dong-Won Ji (r.) und Dortmunds Sven Bender (© Imago)

Jis "Doppelwechsel", Essweins Neustart, Kohrs Chance

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München - "Schnelllebig" nennt man das Fußballgeschäft ja schon länger. Doch was sich am 16. Januar um Dong-Won Ji abspielte, hob diesen Ausdruck noch einmal auf ein ganz neues Level. Der Südkoreaner wechselte an diesem Tag zum FC Augsburg. Und keine zwei Stunden danach gab Borussia Dortmund bekannt: Ji wechselt zum BVB.

Ob Ji wohl der erste Spieler war, der an einem Tag gleich zu zwei neuen Clubs ging? Das Modell ist zwar ungewöhnlich, doch für alle Parteien durchaus sinnvoll: Der im Sommer ablösefreie Rechtsfuß soll sein letztes halbes Jahr nicht auf der Bank in Sunderland, sondern als Augsburger Leistungsträger verbringen. Für den FCA, den Überraschungs-Siebten der Hinrunde, ist Ji nach den Verpflichtungen von Alexander Esswein und Dominik Kohr der Königstransfer des Winters.

Pferdekuss bei Ji: wohl kein Einsatz in Dortmund

Denn auch Jis dritter Anlauf in Sunderland ging schief, der Offensivmann erhielt fast keine Einsatzminuten. Und von denen braucht er jede Menge, denn Jis großer Traum bleibt die WM. Zu seinen acht Treffern in 26 Länderspielen sollen möglichst schnell mehr hinzukommen. "Ich will unbedingt Spielpraxis bekommen und mich für Brasilien empfehlen", sagt er. Fünf Premier-League-Einsätze, davon vier von der Bank aus - Ji musste handeln. Und der FCA packte freudig zu. In Augsburg winkt ihm ein Stammplatz, Trainer Markus Weinzierl betonte bereits: "Er braucht keine Eingewöhnungszeit."

Und was einmal funktioniert, kann auch zweimal funktionieren. Zum zweiten Mal in Folge verbringt der 22-jährige Ji nun die Rückrunde bei den Schwaben. Mit fünf Toren in 17 Spielen hatte er in der Vorsaison maßgeblichen Anteil am Klassenerhalt. Ob es diesmal wieder 17 Spiele werden, steht allerdings jetzt schon auf der Kippe: "Stand jetzt gehen wir davon aus, dass Ji in Dortmund fehlen wird", sagte Weinzierl der "Bild": "Er hat einen tief liegenden Pferdekuss aus Sunderland mitgebracht. Wir werden bei ihm kein Risiko eingehen."

Dortmund? Natürlich, die Ironie des Bundesliga-Terminplans schlägt wieder zu. Sein erstes Spiel hätte den Bronzemedaillengewinner von Olympia 2012 direkt in seine zukünftige, zukünftige Heim-Arbeitsstätte geführt. Denn auch den BVB-Verantwortlichen sind Jis Talente noch in guter Erinnerung: "Er ist auf mehreren Positionen einsetzbar. Wir freuen uns, diesen talentierten Spieler ablösefrei zu verpflichten", sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc. Gerade in der Kaderbreite mangelt es in dieser Saison oft in Dortmund, wenn auch eher in der Defensive. 1,87-Meter-Mann Ji, der in der Vorsaison meist als Zehner oder Linksaußen zum Einsatz kam, soll nach Robert Lewandowskis Abgang den Konkurrenzkampf in der Offensive ankurbeln.

Esswein: "Ich sage nicht zu allem Ja und Amen"

Den Etablierten Dampf machen - das soll in Augsburg ab sofort Alexander Esswein übernehmen. Tobias Werner und Andre Hahn spielten zwar stark, waren aber zumeist konkurrenzlos auf den Flügeln. Und dass der FCA vor Spielern, die als "schwierige Charaktere" gelten, nicht zurückschreckt, zeigt das jüngste Beispiel Raul Bobadilla, der sich als Stoßstürmer Nummer eins etabliert hat.

Auch Esswein gilt als "nicht einfach". Oder wie er selbst sagt: "Ich bin halt einer, der nicht zu allem Ja und Amen sagt", erklärte der 23-Jährige der "Augsburger Allgemeinen". Seine FCN-Saisonbilanz liest sich fast genau wie die von Jis in Sunderland: Fünf Spiele, davon vier Mal eingewechselt. "Ich weiß nicht, warum ich nicht gespielt habe", sagt Esswein. Endlich darf er wieder ran - und bisher läuft es. Bei seinem Debüt gegen den PSV Eindhoven bereitete er den 1:0-Siegtreffer mit der Hacke vor, gegen Fürth traf er zum 2:0. Sportchef Stefan Reuter: "Mit seiner Schnelligkeit und Dynamik ist Alex eine echte Waffe für uns."

Macht's Kohr wie Hosogai und Milik?

Und auch der dritte Augsburger Winterneuzugang, U-20-Nationalspieler Dominik Kohr aus Leverkusen, fällt unter die Kategorie "die Alternativen vergrößern". Im defensiven Mittelfeld war die Konkurrenz für Platzhirsch Daniel Baier bisher sehr überschaubar. Der 19-jährige Kohr bekommt für eineinhalb Jahre die Gelegenheit, sein Talent zu zeigen. Kohrs ehemalige Bayer-Teamkollegen Hajime Hosogai und Arkadiusz Milik zeigten zuletzt, dass sich Kurztaufenthalte in Augsburg durchaus lohnen können. Was sicher auch Doppelwechsler Ji bestätigen kann.

Christoph Gschoßmann