19.04. 18:30
20.04. 13:30
20.04. 13:30
20.04. 13:30
20.04. 13:30
20.04. 16:30
21.04. 13:30
21.04. 15:30
21.04. 17:30
Bayer-Sportdirektor Rudi Völler (r.) umarmte Michael Ballack herzlich
Bayer-Sportdirektor Rudi Völler (r.) umarmte Michael Ballack herzlich

"Jetzt ist Schluss"

xwhatsappmailcopy-link

Leverkusen - Nach dem hat sich Bayer Leverkusen auf den 5. Platz verbessert und sich endgültig für das internationale Geschäft im kommenden Jahr qualifiziert. Es war ein versöhnlicher Abschluss einer unter dem Strich nicht ganz zufriedenstellenden Saison der "Werkself". Und es war der Tag der Verabschiedung.

Neben dem langjährigen Bayer-Keeper Rene Adler wurde auch Michael Ballack, der noch eine gute halbe Stunde auf dem Platz stehen durfte, für seine Auftritte für Leverkusen geehrt und von den Fans nach dem Schlusspfiff gebührend gefeiert. Danach stellte er sich zum Interview.

Frage: Michael Ballack, die Fans haben Sie nach Ihrem letzten Heimspiel für Bayer Leverkusen frenetisch gefeiert. Wie sieht Ihre Gefühlswelt aus?

Michael Ballack: Es war mein letztes Heimspiel. Noch ist alles sehr frisch für mich. Man wird sicherlich ein bisschen brauchen. Aber der Moment war fantastisch. Die Fans hatten ein feines Gespür für die Situation. Es waren zwei schwierige Jahre für mich hier. Die Fans haben mich aber immer unterstützt, und das war wichtig für mich. Ich bin sehr ehrgeizig und habe trotzdem versucht, diesen Ehrgeiz zu zügeln. Zumindest nach außen. Ich musste mir oft auf die Zunge beißen. Aber der Abschluss war versöhnlich.

Frage: Warum haben Sie Ihre drei Jungs mit auf den Platz mitgenommen?

Ballack: Sie haben sich das gewünscht. Die Kinder sind ein Teil von mir und gehören zu mir. Ich denke, dass es normal ist, sie zum Abschluss mitzunehmen. Ich habe das sehr gerne gemacht. Und man hört ja nicht alle Tage nach so einer langen Karriere in Deutschland mit der Zwischenstation Chelsea in der Bundesliga auf.

Frage: Ist jetzt ein bisschen Wehmut im Spiel?

Ballack: Wir haben ja noch ein Spiel zu spielen. Es ist noch nicht ganz zu Ende. Aber die Wehmut wird in einiger Zeit sicher kommen. Ich will noch ein bisschen Fußball spielen. Aber in Deutschland ist es eine große Station, die ich hinter mir lasse.

Frage: Was waren Ihre Highlights in den zwei Jahren in Leverkusen? Die Spiele in der Champions League gegen Chelsea?

Ballack: Die gehören sicher dazu. Ich bin nach Leverkusen gekommen, und wir sind im ersten Jahr gleich Vizemeister geworden. Das war das einzige Jahr, in dem ich nicht Champions League gespielt habe. Dass ich noch einmal Champions League spielen konnte, war fantastisch. Das ist immer etwas ganz Besonderes. Das habe ich immer betont. Grundsätzlich ist der Verein immer in der Lage, Champions League zu spielen. Jetzt haben wir das Minimalziel erreicht. Aber auf lange Sicht müssen die Ansprüche hier höher sein.

Frage: Wo geht die Reise danach hin? Wann werden Sie es bekannt geben?

Ballack: Ihr drängelt mich immer so. Ich habe überhaupt keinen Druck. Ich werde es im Sommer bekannt geben. Noch ist die Entscheidung nicht gefallen, sonst hätte ich es schon gesagt. So habe ich das immer gemacht. Es bringt jetzt nichts, zu spekulieren.

Frage: Sie klingen jetzt sehr versöhnlich. Hätten Sie vielleicht schon früher entspannter auftreten können oder brauchten Sie die Zeit, um mit sich ins Reine zu kommen?

Ballack: Wenn man zu früh zu nachgiebig oder zu friedfertig ist, verliert man seine Aggressivität und seine Motivation. Das bedeutet, dass man mit einer Sache abschließt. Das wollte ich nicht. Ich bin in meiner Karriere bis heute so ehrgeizig gewesen, dass ich immer spielen wollte, egal wo ich gespielt habe. Manchmal denkt man, dass man ungerecht behandelt wird. Dann versucht man, sich zu wehren. Ich habe versucht, das intern zu tun und oft die Zähne zusammenbeißen müssen. So war die Situation. Aber jetzt, wo Schluss ist, muss man das Große und Ganze sehen und nicht nur die letzten zwei Jahre. Ich hatte hier auch eine sehr tolle Zeit vor zehn Jahren. Deshalb bin ich zu dem Verein zurückgekommen. Daran haben sich auch die Fans erinnert. Sie haben mich nicht wegen meiner Leistungen im letzten Jahr gefeiert, sondern für die alten Zeiten. Da hatte ich einen großen Bonus. Jetzt ist Schluss, jetzt brauchen wir über das, was vorgefallen ist, nicht mehr ins Detail gehen. Ob dass bei der Nationalmannschaft war, bei diesem oder jenen Verein. Ich habe das hinter mir gelassen und kann das einordnen.

Frage: Wäre Sami Hyypiä Ihrer Meinung nach der richtige Mann als Trainer für die Zukunft der "Werkself"?

Ballack: Das fragen Sie einen, der überhaupt keine Entscheidungsgewalt hat? Es ist schwierig für Sami. Wenn man so schnell und frisch in die neue Rolle kommt, ist das auch für die Spieler ungewohnt. Wir sind alle sehr respektvoll miteinander umgegangen. Sami ist vom Auftreten her fantastisch. Und er hat eine gute Bilanz vorzuweisen. Daran wird er gemessen. Das ist entscheidend. Die Harmonie und der Respekt waren sowieso da. Die Bilanz zusammen mit Sascha Leawandowski war so, wie Bayer sich das erhofft hat. Alles andere werden die Verantwortlichen entscheiden.

Frage: Werden Sie sich das Champions-League-Finale Bayern gegen Chelsea im Stadion anschauen?

Ballack: Ich werde sicher einige Einladungen bekommen. Ich habe bei beiden Vereinen gespielt. Das ist für mich persönlich eine fantastische Konstellation. Ich werde es mir auf jeden Fall angucken.

Frage: Wem drücken Sie die Daumen?

Ballack: Da bin ich wirklich neutral. Ich habe bei beiden Vereinen vier Jahre gespielt, eine Superzeit erlebt und Titel gewonnen.

Frage: Wer ist Favorit?

Ballack: Ich denke, Bayern München ist Favorit, weil sie zuhause spielen. Das ist ein Riesenvorteil. In einem Endspiel, in dem für beide Mannschaften riesige Emotionen eine Rolle spielen, ein Heimspiel zu haben, ist eine Konstellation, die noch nie da gewesen ist. Deshalb werden die Bayern einen emotionalen Vorteil haben, den Chelsea kaum ausgleichen kann. Eigentlich wäre nur Barcelona in der Lage gewesen so ein Finale auswärts auf Augenhöhe zu bestreiten und vielleicht auch zu gewinnen. Auf dem Papier haben die Bayern einen Riesenvorteil. Aber der ist auch gefährlich.

Aufgezeichnet von Tobias Gonscherowski