Seit 1996 lebt und arbeitet Jens Rübbert in Asien. Derzeit ist er in Vietnam zu Hause
Seit 1996 lebt und arbeitet Jens Rübbert in Asien. Derzeit ist er in Vietnam zu Hause

Good Morning, Vietnam

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Gelsenkirchen - Als Jens Rübbert vor gut 47 Jahren auf die Welt kam, konnte er die Glückauf-Kampfbahn fast vom Krankenhausfenster aus sehen. Fünf Kilometer Luftlinie waren es vom St. Anna-Hospital in Wanne-Eickel bis zur damaligen Schalker Spielstätte. Heute lebt er beinahe 10.000 Kilometer von seinen Knappen entfernt. In Vietnam fühlt er sich wohl, nur eins fehlt ihm in der Ferne: "Samstags einfach mal auf Schalke gehen."

Toralarm wird zum Wecker

Nach vielen Jahren im Ausland hat er längst Erfahrung in Sachen Fernbeziehung zur Fußball-Liebe. 1996 führte den Banker sein Berufsweg nach Hongkong, danach folgten unter anderem Singapur und fünf Jahre China. "Ich liebe Asien. Dieser Kontinent ist so anders als Europa, und ich bin sehr neugierig", erklärt er. Auf seiner ersten Auslands-Station war es allerdings nicht so leicht, Schalke zu verfolgen. "Damals musste ich noch in Deutschland anrufen, um die Ergebnisse zu erfahren. Ich bin dankbar für die digitale Entwicklung. Vor allem die S04-App war eine kleine Revolution für mich."

So bleibt er auch bei Champions-League-Spielen auf dem Laufenden. Die bedeuten bei fünf Stunden Zeitverschiebung: Nachtschicht. Und ist Rübbert beim Anpfiff schon entschlummert, hofft er, vom lauten Schalker Toralarm geweckt zu werden. Good Morning, Vietnaaaaam! Manche Bundesliga-Spiele kann er tatsächlich auch in Ho-Chi-Minh-Stadt schauen. "Fußball und Bier spielen auch dort den Doppelpass. Viele Leute kennen sogar Schalke, und die Bundesliga läuft live in den Sportbars", erzählt er begeistert. Manche Vietnamesen können sogar deutsch. "Einige haben damals in der DDR studiert. Das ist schon beeindruckend, wenn man darüber ins Gespräch kommt."

Vietnam ist ein Land im Wandel und Ho-Chi-Minh-Stadt der beste Beweis dafür. Man kann der Millionen-Metropole bei der steten Veränderung zusehen. "Das Land ist im Aufbruch. Die Menschen haben richtig Power und ich bin froh, ein Teil davon zu sein", meint der 47-Jährige. Andererseits rede man noch immer über ein Entwicklungsland. "Manchmal habe ich aber das Gefühl, dass die Menschen so lebensfroh sind, weil der Lebensstandard nicht so hoch ist", hat er festgestellt. "Nörgeleien gibt es hier nicht."

In seinen vielen Jahren in Asien ist der Knappen-Fan natürlich in manchem Fettnäpfchen gelandet. "Aber das nehmen die Leute hier zum Glück ganz locker und lachen dann. Doch man sollte zum Beispiel niemals den Teller ganz leer esse"“, empfiehlt er. Denn das bedeutet, dass es nicht genug gab: Ein Affront für jeden Gastgeber. Und natürlich sollte man in Asien auch wissen, welche Farben und Zahlen für Glück und Pech stehen.

Kurztrip zur "Vier-Minuten-Meisterschaft"

Zweimal pro Jahr reist er nach Deutschland. "Dann versuche ich immer, ins Stadion zu gehen. Schalke ist für mich Herz und Seele", erklärt der Mann aus Wanne-Eickel. Mit fünf Jahren war er das erste Mal live dabei. Bis heute beeindrucken ihn die Fans des Vereins und seine ganze Geschichte. "Und wenn ich dann die Nordkurve sehe, bekomme ich eine Gänsehaut."

2001 flog er für das letzte Saisonspiel extra aus Istanbul ein. "Das ging nicht anders. Ich habe nach dem Spiel geheult wie ein kleiner Junge. Das war einer meiner schlimmsten Tage", erinnert er sich an den Kurztrip ohne Happy End. Umso schöner der Blick weiter zurück. "Das war ein unfassbares Erlebnis", schwelgt er in Erinnerungen an den UEFA-Cup-Sieg von 1997. Die guten Neuigkeiten entnahm er seinerzeit übrigens den TV-Nachrichten auf den Philippinen. Auch das wird er wohl nie vergessen.